Als Jacques Derrida seinen vielbeachteten Vortrag Die Zukunft der Universität auf Einladung von Jürgen Habermas in Frankfurt hielt, stellte ihn die Frankfurter Allgemeine Zeitung in eine Reihe mit den berühmten Reden Kants, Schellings, Nietzsches und Heideggers. Derrida entwirft eine bedingungslose, unbedingte Universität, die zugleich eine mögliche Orientierung für die Geisteswissenschaften insgesamt reflektiert und einschließt. Sein Versuch, eine moderne Form der Universität zu umreißen, kann der aktuellen Debatte über die Reform der Universität entscheidende philosophische Impulse geben. Sein Text verbindet dabei eine subtile und präzise philosophische Argumentation mit einer pointierten politischen Position.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
So ein kleiner Text und doch ein ganz großer Schritt auf dem Weg Derridas zu einer "Aufklärung ohne absolutistische oder apokalyptische Züge". Nach Meinung Michael Wetzels hat es der schmale Band faustdick hinter den Eselsohren. So stellt sich sein Autor nicht nur in die Tradition so gewichtiger Stichwortgeber zum Thema Universität, wie Kant, Fichte oder Nietzsche, er will sich zugleich auch von ihnen absetzen, indem er für die Universität ein "bedingungsloses Recht zu hinterfragen" fordert sowie eines "auf Widerstand gegen jede Form von ökonomischer, politischer, rechtlicher oder ethischer Beschränkung". Solches "Denken des Unmöglich-Möglichen" fordert Derrida von den Lehrern insbesondre der "Humanitas", erklärt Wetzel und erinnert daran, dass der Text auf einem Vortrag basiert, den Derrida in den USA gehalten hat, "wo die Geistes-, Literatur- oder Kulturwissenschaften zunehmend unter ökonomischen Legitimationsdruck geraten".
© Perlentaucher Medien GmbH
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