Beeindruckend: Entdecken Sie Astrid Lindgren, die Verlegerin
So leicht, wie sich ihre Kinderbücher lesen, so arbeitsreich war ihr Leben: In diesem spannenden Buch erzählt Kjell Bohlund, ehemaliger Verleger des schwedischen Kinderbuchverlags Rabén & Sjögren, in dem die Werke Astrid Lindgrens bis heute erscheinen, von den unbekannten Seiten der großen Autorin. Denn während sie morgens an ihren eigenen Geschichten schrieb, war die "Pippi Langstrumpf"-Autorin am Nachmittag Verlegerin und Lektorin, reiste durchs Land, traf sich mit Buchhändlern, Autoren, Illustratoren oder Journalisten und rettete ihren Verlag aus einer Krise. Eine Astrid Lindgren, die wir bislang so nicht kannten.
Spannende Einblicke in das Leben der großen Autorin. Persönlich, unterhaltsam, überraschend. Geschrieben von Kjell Bohlund, einem Kenner der schwedischen Verlagsszene. Reich bebildert und kurzweilig erzählt.
So leicht, wie sich ihre Kinderbücher lesen, so arbeitsreich war ihr Leben: In diesem spannenden Buch erzählt Kjell Bohlund, ehemaliger Verleger des schwedischen Kinderbuchverlags Rabén & Sjögren, in dem die Werke Astrid Lindgrens bis heute erscheinen, von den unbekannten Seiten der großen Autorin. Denn während sie morgens an ihren eigenen Geschichten schrieb, war die "Pippi Langstrumpf"-Autorin am Nachmittag Verlegerin und Lektorin, reiste durchs Land, traf sich mit Buchhändlern, Autoren, Illustratoren oder Journalisten und rettete ihren Verlag aus einer Krise. Eine Astrid Lindgren, die wir bislang so nicht kannten.
Spannende Einblicke in das Leben der großen Autorin. Persönlich, unterhaltsam, überraschend. Geschrieben von Kjell Bohlund, einem Kenner der schwedischen Verlagsszene. Reich bebildert und kurzweilig erzählt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.02.2022Es ging immer nur um Freiheit
Pippi war nie korrekt! Ein Band über „Die unbekannte Astrid Lindgren“
zeigt die erfolgreiche Autorin als Verlegerin
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Sie ist wohl das bekannteste Mädchen der Weltliteratur, Pippi Langstrumpf. Über sie wurde wohl auch am meisten diskutiert, von Anfang an, bis heute, 20 Jahre nach dem Tod ihrer Schöpferin. Schon als Astrid Lindgren 1944 das Urmanuskript bei dem Kinderbuchverlag Bonnier einreichte, lehnte es der Verleger ab. „Ich hatte selbst kleine Kinder und stellte mir voller Entsetzen vor, was passieren würde, wenn sie sich dieses kleine Mädchen zum Vorbild nahmen.“ Eine Entscheidung, die er ein Leben lang bereute. Als Pippi im schwedischen Rundfunk gesendet wurde, verlangten Pädagogen sofort, dieses „demoralisierende Programm“ zu beenden. „Pippi Langstrumpf wurde damals schon ein Zankapfel, ein beliebter Studiengegenstand für Pädagogen, Literaturwissenschaftler und Ethiker“, schrieb Sybil Gräfin Schönfeldt in der Biografie „Astrid Lindgren. Erinnerungen an eine Jahrhundertfrau“.
„Ich bekomme immer noch sehr viele Kinderbriefe“, erklärt Astrid Lindgren in ihrer Wohnung am Vasa Park in Stockholm der Besucherin, im August 1997, der Tisch neben ihr quillt über vor Papier. Kinderbriefe, „mit ganz detaillierten Fragen, die ich gar nicht beantworten kann. Und die Kinder wollen immer noch dieselben Sachen wissen, wie vor 50 Jahren… Denn Kinder sind Kinder, auch wenn manche Kindheit heute so schrecklich ist, dass man weinen muss, wenn man davon hört. Aber man kann nur wünschen, dass die Kinder die neuen Dummheiten der Eltern überwinden.“ Die heutige junge Generation würde ihr gefallen, die, auch geprägt durch ihre Bücher, weltweit demonstriert gegen Umweltzerstörung, Rassenhass, Intoleranz. Ist Greta Thunberg nicht beeinflusst von Pippi Langstrumpf?
Manches in ihren Büchern gefällt der damals 90-jährigen Autorin nicht mehr – sie lässt sie sich wegen eines Augenleidens von ihrer Tochter vorlesen. Aber an Pippi Langstrumpf, „nein, da würde ich nichts ändern.“ Und doch ist, trotz des großen internationalen Erfolgs, die Kritik nicht verstummt. Besonders der dritte Band „Pippi in Taka-Tuka-Land“ wird als Beispiel für kolonialistisches Denken verurteilt. Auch wenn Pippis Vater nun nicht mehr N-König, sondern Südseekönig genannt wird und Pippi sich nicht wie eine Prinzessin aufführt und mit den Inselkindern nur Abenteuer erlebt. Astrid Lindgren hat immerhin später den Ehrenpreis zum Alternativen Nobelpreis erhalten, für ihr „Engagement für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und das Verständnis von Minderheiten“, auch als Anerkennung dafür, dass sie in den Fünfzigerjahren zusammen mit der Fotografin Anna Riwkin-Brick neun Bände über Kinder in Afrika, Asien und Europa verfasste. Sie erschienen im Verlag Rabén & Sjögren, wo ihre eigenen Bücher verlegt wurden und sie von 1946 bis 1970 als Programmleiterin arbeitete, und sehr erfolgreich die schwedischen Kinder- und Jugendbuchautoren förderte. Die dann auf Deutsch beim Oetinger Verlag herauskamen und großen Einfluss auf die deutsche Jugendliteratur hatten.
Astrid Lindgrens Ansprüche an die Kinderliteratur, die in vielen Briefen dokumentiert sind, geben nicht nur einen Einblick in die Arbeit an ihren eigenen Büchern. Wie sie mit den Autoren und Autorinnen arbeitete, erzählt Kjell Bohlund, lange Zeit Verleger bei Rabén & Sjögren, in dem Band „Die unbekannte Astrid Lindgren. Ihre Zeit als Verlegerin“ (Oetinger Verlag). In den Briefen entwickelt sie ihre ästhetischen Maßstäbe, die eine Herausforderung sind und zu sehr unterschiedlichen Interpretationen führen können. „Sie erweiterte die Grenzen dessen, wie Kinderbücher aussehen und was sie beinhalten durften“, schreibt Bohlund. Eine Herausforderung, es ging ihr immer um Freiheit. Nicht um eine Befreiung im politischen Sinn, sondern um die künstlerische Freiheit. Befreiung von pädagogischen und religiösen Zwängen, Freiheit für die Autoren, Zeichner und Fotografen und das Recht der Kinder, als ebenbürtige Leserinnen und Leser betrachtet zu werden. Diese Einstellung machte Astrid Lindgren immer wieder angreifbar, ihre Bücher aber blieben erfolgreich. Heutzutage erregen sich besorgte Erwachsene vor allem darüber, ob Pippi (und andere von Lindgrens Figuren) den Anforderungen der geltenden Correctness angepasst werden müssen.
Beim Abschied in Stockholm war sie nachdenklich, dass die Kinder sie in vielen Briefen um Hilfe gebeten hatten. Die Sehnsucht, so wie in Bullerbü zu leben, oder so stark und autonom wie Pippi Langstrumpf zu sein, bestimmt auch heute noch das Leben vieler Kinder.
Sie erweiterte die Grenzen,
wie Kinderbücher aussehen
und was sie beinhalten durften
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Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Pippi war nie korrekt! Ein Band über „Die unbekannte Astrid Lindgren“
zeigt die erfolgreiche Autorin als Verlegerin
VON ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Sie ist wohl das bekannteste Mädchen der Weltliteratur, Pippi Langstrumpf. Über sie wurde wohl auch am meisten diskutiert, von Anfang an, bis heute, 20 Jahre nach dem Tod ihrer Schöpferin. Schon als Astrid Lindgren 1944 das Urmanuskript bei dem Kinderbuchverlag Bonnier einreichte, lehnte es der Verleger ab. „Ich hatte selbst kleine Kinder und stellte mir voller Entsetzen vor, was passieren würde, wenn sie sich dieses kleine Mädchen zum Vorbild nahmen.“ Eine Entscheidung, die er ein Leben lang bereute. Als Pippi im schwedischen Rundfunk gesendet wurde, verlangten Pädagogen sofort, dieses „demoralisierende Programm“ zu beenden. „Pippi Langstrumpf wurde damals schon ein Zankapfel, ein beliebter Studiengegenstand für Pädagogen, Literaturwissenschaftler und Ethiker“, schrieb Sybil Gräfin Schönfeldt in der Biografie „Astrid Lindgren. Erinnerungen an eine Jahrhundertfrau“.
„Ich bekomme immer noch sehr viele Kinderbriefe“, erklärt Astrid Lindgren in ihrer Wohnung am Vasa Park in Stockholm der Besucherin, im August 1997, der Tisch neben ihr quillt über vor Papier. Kinderbriefe, „mit ganz detaillierten Fragen, die ich gar nicht beantworten kann. Und die Kinder wollen immer noch dieselben Sachen wissen, wie vor 50 Jahren… Denn Kinder sind Kinder, auch wenn manche Kindheit heute so schrecklich ist, dass man weinen muss, wenn man davon hört. Aber man kann nur wünschen, dass die Kinder die neuen Dummheiten der Eltern überwinden.“ Die heutige junge Generation würde ihr gefallen, die, auch geprägt durch ihre Bücher, weltweit demonstriert gegen Umweltzerstörung, Rassenhass, Intoleranz. Ist Greta Thunberg nicht beeinflusst von Pippi Langstrumpf?
Manches in ihren Büchern gefällt der damals 90-jährigen Autorin nicht mehr – sie lässt sie sich wegen eines Augenleidens von ihrer Tochter vorlesen. Aber an Pippi Langstrumpf, „nein, da würde ich nichts ändern.“ Und doch ist, trotz des großen internationalen Erfolgs, die Kritik nicht verstummt. Besonders der dritte Band „Pippi in Taka-Tuka-Land“ wird als Beispiel für kolonialistisches Denken verurteilt. Auch wenn Pippis Vater nun nicht mehr N-König, sondern Südseekönig genannt wird und Pippi sich nicht wie eine Prinzessin aufführt und mit den Inselkindern nur Abenteuer erlebt. Astrid Lindgren hat immerhin später den Ehrenpreis zum Alternativen Nobelpreis erhalten, für ihr „Engagement für Gerechtigkeit, Gewaltlosigkeit und das Verständnis von Minderheiten“, auch als Anerkennung dafür, dass sie in den Fünfzigerjahren zusammen mit der Fotografin Anna Riwkin-Brick neun Bände über Kinder in Afrika, Asien und Europa verfasste. Sie erschienen im Verlag Rabén & Sjögren, wo ihre eigenen Bücher verlegt wurden und sie von 1946 bis 1970 als Programmleiterin arbeitete, und sehr erfolgreich die schwedischen Kinder- und Jugendbuchautoren förderte. Die dann auf Deutsch beim Oetinger Verlag herauskamen und großen Einfluss auf die deutsche Jugendliteratur hatten.
Astrid Lindgrens Ansprüche an die Kinderliteratur, die in vielen Briefen dokumentiert sind, geben nicht nur einen Einblick in die Arbeit an ihren eigenen Büchern. Wie sie mit den Autoren und Autorinnen arbeitete, erzählt Kjell Bohlund, lange Zeit Verleger bei Rabén & Sjögren, in dem Band „Die unbekannte Astrid Lindgren. Ihre Zeit als Verlegerin“ (Oetinger Verlag). In den Briefen entwickelt sie ihre ästhetischen Maßstäbe, die eine Herausforderung sind und zu sehr unterschiedlichen Interpretationen führen können. „Sie erweiterte die Grenzen dessen, wie Kinderbücher aussehen und was sie beinhalten durften“, schreibt Bohlund. Eine Herausforderung, es ging ihr immer um Freiheit. Nicht um eine Befreiung im politischen Sinn, sondern um die künstlerische Freiheit. Befreiung von pädagogischen und religiösen Zwängen, Freiheit für die Autoren, Zeichner und Fotografen und das Recht der Kinder, als ebenbürtige Leserinnen und Leser betrachtet zu werden. Diese Einstellung machte Astrid Lindgren immer wieder angreifbar, ihre Bücher aber blieben erfolgreich. Heutzutage erregen sich besorgte Erwachsene vor allem darüber, ob Pippi (und andere von Lindgrens Figuren) den Anforderungen der geltenden Correctness angepasst werden müssen.
Beim Abschied in Stockholm war sie nachdenklich, dass die Kinder sie in vielen Briefen um Hilfe gebeten hatten. Die Sehnsucht, so wie in Bullerbü zu leben, oder so stark und autonom wie Pippi Langstrumpf zu sein, bestimmt auch heute noch das Leben vieler Kinder.
Sie erweiterte die Grenzen,
wie Kinderbücher aussehen
und was sie beinhalten durften
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"Kjell Bohlund hat der weltweiten Astrid-Lindgren-Gemeinde ein reich illustriertes Buch voller Überraschungen geschenkt, das Einblicke in einen Arbeits- und Lebensbereich gewährt, der bisher im Verborgenen blieb. Eine kurzweilige Erzählung - dank Nora Pröfrocks Übersetzung auch auf Deutsch - mit beträchtlichem Informationsgehalt, die ihre Leser_innen in den Bannkreis einer bestaunenswerten Persönlichkeit zieht." Alfons Huckebrink, www.nd-aktuell.de, 03.12.2021