Literarische Schiffreisen erreichen in der Antike ihr Ziel umwegig (Odyssee), modernen ist es weggebrochen, und ihre Fahrt verendet in einer 'schlechten Unendlichkeit' (Hegel). Es gibt keinen heimatlichen Hafen mehr, der zu erreichen wäre; es herrscht 'transzendentale Obdachlosigkeit' (Lukács); "Gott ist tot" (Nietzsche). Die Schiffe - seit dem Fliegenden Holländer, der übersinnliche Werte im Geist des neu erwachten kopernikanischen Paradigmas als normative Orientierungspunkte ablehnt - irren und fahren sie mit dem "Wind, der in den untersten Regionen des Todes weht" (Kafka). D. h., das trotzig abgewiesene Sinnangebot der übersinnlichen Welt behält negativ seine Kraft: Es hindert die Lebensreise des modernen Menschen, hienieden ans Ziel zu kommen. Die Unendlichkeit, zu der menschliches Streben fortan verurteilt ist, wird als Strafe erlebt für die Auflehnung gegen eine robustere Gestalt von Absolutheit, die von Stund an als unwiederbringlich abgegolten erlebt wird. Mittlerweile in ihrer 3., erweiterten Auflage präsentiert Manfred Frank die Geschichte des Motivs vom Fliegenden Holländer, dem Ewigen Juden bis zu Rimbauds Trunkenem Schiff und zu Kafkas Jäger Gracchus. Neben den verwandten Motiven des 'kommenden Gottes' (der 'neuen Mythologie') und der in Kälte erstarrenden Herzen gehört es zu denen, die am sprechendsten von den Pathologien der Moderne Zeugnis ablegen.
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