Rockstars, Politiker, NGOs, Entwicklungshilfeorganisationen: Alle wollen die Armut bekämpfen, und trotzdem leben heutzutage immer noch eine Milliarde Menschen von weniger als einem Dollar am Tag! Damit Armut keine immerwährende globale Epidemie bleibt, fordert die Generalsekretärin von Amnesty International, Irene Khan, eine radikale, neue Sicht der Dinge. Anhand gezielt ausgesuchter Fallbeispiele, belegt mit Analysen und unterfüttert mit persönlichen Erfahrungen, plädiert sie leidenschaftlich dafür, Armut endlich nicht mehr als rein ökonomisches Problem zu sehen, dem man nur mittels Spenden, neuen Technologien oder Investitionen begegnen kann, sondern als eine eindeutige Verletzung der Menschenrechte. Nur wenn wir den Armen die einfachsten Grundrechte zugestehen, ihnen die Möglichkeit geben, selbst über ihr Leben zu bestimmen, dann werden wir auch die Armut besiegen und allen Menschen Freiheit und Würde geben können.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 13.09.2010Frauen vor!
Die Armut überwinden
Armut lässt sich nur bekämpfen und überwinden, wenn Menschenrechte eingehalten werden - diese Argumentationsrichtung deutet bereits der Buchtitel an. Irene Khan stellt gängige Auffassungen von Unterentwicklung und deren Begleiterscheinungen in nachvollziehbare und größere Zusammenhänge: "Die schlimmste Menschenrechtskrise unserer Welt", "Leben in Angst"; "Der globale Slum - ein Recht auf die Stadt", "Boom der Rohstoffe - Bankrott der Menschenrechte", "Rechte einfordern - die rechtliche Selbstbestimmung stärken, um die Armut zu beseitigen", so lauten Überschriften einzelner Kapitel. Auf der Basis langjähriger Erfahrungen wählt die ehemalige Generalsekretärin von Amnesty International einen Ansatz, der den eigentlichen Wert ihres Buches ausmacht: So wenig man eine gewisse Selbsterzeugung von Armut und Elend leugnen könne, so sehr würden die Ärmsten der Armen von "einfachsten Grundrechten" ausgeschlossen, was ihnen wiederum die Möglichkeit nehme, "selbst über ihr Leben in Freiheit und Würde zu bestimmen". Obwohl die Autorin aus eigener Anschauung für Asien, Afrika und Lateinamerika genügend Belege für ihre Sicht liefert, will sie auch aufzeigen, was im positiven Sinne machbar ist. Es kann nicht völlig verwundern, dass der Frauenfrage ein wesentlicher Akzent zukommt. Das Buch ist eine Absage an eine ökonomistisch und technizistisch verfolgte oder gar betriebswirtschaftlich aufgeladene Entwicklungspolitik. Jedoch kommen Frau Khans Vorschläge für eine Verbindung von sozialer Integration und effektiver Partizipation kaum über die Mikroebene hinaus.
MANFRED MOLS.
Irene Khan: Die unerhörte Wahrheit. Armut und Menschenrechte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 319 S., 22,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die Armut überwinden
Armut lässt sich nur bekämpfen und überwinden, wenn Menschenrechte eingehalten werden - diese Argumentationsrichtung deutet bereits der Buchtitel an. Irene Khan stellt gängige Auffassungen von Unterentwicklung und deren Begleiterscheinungen in nachvollziehbare und größere Zusammenhänge: "Die schlimmste Menschenrechtskrise unserer Welt", "Leben in Angst"; "Der globale Slum - ein Recht auf die Stadt", "Boom der Rohstoffe - Bankrott der Menschenrechte", "Rechte einfordern - die rechtliche Selbstbestimmung stärken, um die Armut zu beseitigen", so lauten Überschriften einzelner Kapitel. Auf der Basis langjähriger Erfahrungen wählt die ehemalige Generalsekretärin von Amnesty International einen Ansatz, der den eigentlichen Wert ihres Buches ausmacht: So wenig man eine gewisse Selbsterzeugung von Armut und Elend leugnen könne, so sehr würden die Ärmsten der Armen von "einfachsten Grundrechten" ausgeschlossen, was ihnen wiederum die Möglichkeit nehme, "selbst über ihr Leben in Freiheit und Würde zu bestimmen". Obwohl die Autorin aus eigener Anschauung für Asien, Afrika und Lateinamerika genügend Belege für ihre Sicht liefert, will sie auch aufzeigen, was im positiven Sinne machbar ist. Es kann nicht völlig verwundern, dass der Frauenfrage ein wesentlicher Akzent zukommt. Das Buch ist eine Absage an eine ökonomistisch und technizistisch verfolgte oder gar betriebswirtschaftlich aufgeladene Entwicklungspolitik. Jedoch kommen Frau Khans Vorschläge für eine Verbindung von sozialer Integration und effektiver Partizipation kaum über die Mikroebene hinaus.
MANFRED MOLS.
Irene Khan: Die unerhörte Wahrheit. Armut und Menschenrechte. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2010. 319 S., 22,95 [Euro].
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