Über die Macht der Väter und das Schweigen der Töchter
Die dreifache Mutter Jennifer Boyard hat die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ihr Vater Bernd war über Jahrzehnte einer der großen Produzenten in der Schlagerbranche und ist nach wie vor sehr präsent. Da droht eine Sängerin mit einer Klage wegen Vergewaltigung. Bernd reagiert routiniert auf die Vorwürfe, doch Jennifer beginnt zu begreifen, dass ihre Geschichte als Bernds Tochter unwiderruflich mit dem Schicksal der Betroffenen Lorelei verknüpft ist.
»Unbestechlicher Rosales-Blick auf die Zwänge der Gesellschaft und eine Heldin, die sich darin verliert.« BRIGITTE
Die dreifache Mutter Jennifer Boyard hat die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ihr Vater Bernd war über Jahrzehnte einer der großen Produzenten in der Schlagerbranche und ist nach wie vor sehr präsent. Da droht eine Sängerin mit einer Klage wegen Vergewaltigung. Bernd reagiert routiniert auf die Vorwürfe, doch Jennifer beginnt zu begreifen, dass ihre Geschichte als Bernds Tochter unwiderruflich mit dem Schicksal der Betroffenen Lorelei verknüpft ist.
»Unbestechlicher Rosales-Blick auf die Zwänge der Gesellschaft und eine Heldin, die sich darin verliert.« BRIGITTE
»Caroline Rosales geht zielsicher genau dahin, wo es wehtut. Must-Read für Papas Prinzessinnen.« Friederike Trudzinski Emotion 20240305
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.07.2024Wird vielleicht
doch alles besser
„Me Too“ in der Musikbranche, da war doch was, möchte man sagen, während man den Klappentext von Caroline Rosales’ „Die Ungelebten“ studiert: „Die dreifache Mutter Jennifer Boyard hat die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ihr Vater Bernd war über Jahrzehnte einer der großen Produzenten in der Schlagerbranche (…) Da droht eine Sängerin mit einer Klage wegen Vergewaltigung.“ Warum sollte man diese fiktive Geschichte über Sexismus und Übergriffigkeit lesen? Die Antwort: weil Rosales sie aus einer Perspektive beschreibt, die viele Millennials kennen; zwischen alter und neuer Sexismus-Zeitrechnung. Jennifer Boyard will ihren Vater stolz sehen. Und sie will als emanzipierte Frau Anfang vierzig alles schaffen: das Geschäft, die Ehe, die Kinder, den Körper. Die öffentlichen Vorwürfe gegen ihren Vater bringen deshalb nicht nur ihn, sondern auch sie ins Schlingern. Weil aber Rosales als scharfe Beobachterin und Kritikerin des Patriarchats niemandem falsche Hoffnungen machen möchte, ist der Vater gegen alle Angriffe überraschend immun. Was bleibt, ist ein gutes Stück Selbsterkenntnis, kurzweilige Unterhaltung, die vor allem von Rosales’ mal flapsig-lakonischer, mal schmerzhaft-präziser Sprache lebt, und die Zuversicht, dass es irgendwann doch besser wird.
SARA PESCHKE
Caroline Rosales:
Die Ungelebten.
Roman. Ullstein, Berlin
2024. 304 Seiten,
22,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
doch alles besser
„Me Too“ in der Musikbranche, da war doch was, möchte man sagen, während man den Klappentext von Caroline Rosales’ „Die Ungelebten“ studiert: „Die dreifache Mutter Jennifer Boyard hat die Leitung des Familienunternehmens übernommen. Ihr Vater Bernd war über Jahrzehnte einer der großen Produzenten in der Schlagerbranche (…) Da droht eine Sängerin mit einer Klage wegen Vergewaltigung.“ Warum sollte man diese fiktive Geschichte über Sexismus und Übergriffigkeit lesen? Die Antwort: weil Rosales sie aus einer Perspektive beschreibt, die viele Millennials kennen; zwischen alter und neuer Sexismus-Zeitrechnung. Jennifer Boyard will ihren Vater stolz sehen. Und sie will als emanzipierte Frau Anfang vierzig alles schaffen: das Geschäft, die Ehe, die Kinder, den Körper. Die öffentlichen Vorwürfe gegen ihren Vater bringen deshalb nicht nur ihn, sondern auch sie ins Schlingern. Weil aber Rosales als scharfe Beobachterin und Kritikerin des Patriarchats niemandem falsche Hoffnungen machen möchte, ist der Vater gegen alle Angriffe überraschend immun. Was bleibt, ist ein gutes Stück Selbsterkenntnis, kurzweilige Unterhaltung, die vor allem von Rosales’ mal flapsig-lakonischer, mal schmerzhaft-präziser Sprache lebt, und die Zuversicht, dass es irgendwann doch besser wird.
SARA PESCHKE
Caroline Rosales:
Die Ungelebten.
Roman. Ullstein, Berlin
2024. 304 Seiten,
22,99 Euro.
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