Die Sichtung dessen, was nach der geistigen und materiellen Katastrophe des »Dritten Reiches« verblieben war und nach dem Willen der Besatzungsmächte den Neuanfang tragen sollte, stand in Köln unter dem von dem tatkräftigen Rektor Joseph Kroll beschworenen Leitgedanken des christlichen Abendlandes. Dieser sollte den Professoren und Studenten, die tiefer und verbreiteter in den Nationalsozialismus verwickelt und verstrickt waren, als man sich eingestehen wollte und konnte, in der Neuorientierung des Anfangs Selbstgewissheit geben. Im fortschreitenden Aufbau der Universität und mit der Rückkehr entlasteter Professoren sowie bei der Ergänzung des Lehrkörpers wurde das Weitermachen in herkömmlichen Bahnen abgesichert und das Vergessen und Verschweigen der NS-Zeit zur Maxime. Eine unpolitische Wissenschaftlichkeit sowie eine entpolitisierte gesellschaftliche Konformität machten sich breit. Das Buch beschreibt den schwierigen Anfang, den mühsamen Wandel und die universitäre Normalisierung in Forschung und Lehre auf der Ebene der städtischen Gesamtuniversität, wobei der Autor insbesondere die Entwicklung in der philosophischen Fakultät beobachtet.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sehr schnell und vor allem "reibungslos" sei nach 1945 die Restauration an der Kölner Universität ins Werk gesetzt worden. Entnazifziert, so Rezensent Frank-Rutger Hausmann, wurde eher nicht und als Neuerungen gab es ein paar neue Fächer. Den Grund für diese rückwärts gerichtete Haltung zu den christlich-abendländischen Werten und der alten Ordinarien-Universität sehe der Autor Leo Haupts in der Person des mächtigen Rektors Joseph Kroll. Als Altphilologe, der nie in die NSDAP eingetreten war, genoss er das Vertrauen von Oberbürgermeister Konrad Adenauer und konnte so eine von den Geisteswissenschaften dominierte Universität aufbauen. Fragen nach der eigenen intellektuellen Verantwortung, wie sie Karl Jaspers gefordert habe, so der Rezensent, wurden in Köln erst in den sechziger Jahren gestellt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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