Als große, integrale Kunstform wird Musik zunehmend unterschätzt. Die Anforderungen ihres Wissens und Könnens wollen die Menschen - zumal in den westlichen Konsumgesellschaften - immer weniger erfüllen. So verkürzen sie ihr Bild von sich selbst. Doch ihnen kann ein besseres Bild geboten werden. Was heute als Musik beliebt ist, gehört weithin zur Breitenkultur. Musikalische Hochkultur hingegen gilt als elitär. Doch deren seelische und geistige Vermögen konnten in früheren Jahrhunderten in vielen Menschen geweckt werden, weil Breitenkultur und Hochkultur ineinander verflochten waren. Erst mit der Aufklärung des 18. Jahrhunderts kamen vereinfachende und einseitig suggestive Musikauffassungen auf, die mittlerweile weltweite Geltung beanspruchen. Doch in ihnen verkürzen die Menschen ihr Bild von sich selbst. Dieses Bild muss daher nun einer kritischen Revision unterzogen werden. Es müssen die seelischen und geistigen Vermögen, die Musik als integrales Wissen und Können wecken kann, erneut bewusst werden. Und sie müssen bewusst werden als Teil solcher Vermögen, durch die der Einzelne in einer globalisierten Welt, die ihn immer mehr zu überfordern, zu entmündigen und zu entmächtigen trachtet, zumindest einen Teil seines Lebens in die eigene Hand nehmen kann.
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