Die "Unvollendete Geschichte", erschienen 1975 in Sinn und Form, liegt seit 1977 als Buch vor. Sie wurde zum Bestseller und Schultext. Geschildert wird die unmögliche Liebesbeziehung zwischen der achtzehnjährigen Tochter eines DDR-Funktionärs, Ratsvorsitzenden des Kreises K., und einem jener typischen »Asozialen«, die sich dem Staat durch ihren Lebensstil verweigerten.Zwanzig Jahre später, 1996, nach Einsicht in seine Stasiakte, schreibt der Autor »Das Ende der Unvollendeten Geschichte«. Das Vorbild seiner Karin, erfuhr er, berichtete als IM »Martina« der Stasi von diesem Kontakt. Volker Braun nimmt die Eröffnung zum Anlaß für einen kritischen Rückblick auf die eigene Rolle des dissidenten, der DDR gleichwohl durch die Utopie des Sozialismus verbundenen Intellektuellen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.03.1997Drei Welten
Volker Brauns unvollendete Geschichte der DDR
Die DDR arbeitet weiter, aber nicht, wie man im Westen gerne glaubt, nur äußerlich, auf einer Ebene der Nostalgie und des Ressentiments, sondern von innen her: im Widerstreit verschiedener Loyalitäten, in einer komplexen Gemengelage von Gewissensfragen, sozialistischer Utopie, Geheimdienst und der Abwehr des bundesrepublikanischen Mainstreams. Für gewöhnlich vermögen diese selbstquälerischen Gedankengänge die westliche Wahrnehmungsgrenze nicht zu überschreiten, sie bleiben als öffentlich kaum artikuliertes Unbehagen im östlichen Verständigungshorizont zurück. Ebendeshalb kommt den jüngsten Äußerungen des Schriftstellers Volker Braun ein besonderer dokumentarischer Rang zu: Sie machen die seelischen Konflikte, die der Staatssozialismus hinterlassen hat, auch für jene nachvollziehbar, die diesen nicht erlebten.
Braun hat in der letzten Ausgabe von "Sinn und Form" zum zweiten Mal eine Novelle namens "Unvollendete Geschichte" revidiert, die 1975 in derselben Zeitschrift erschienen war und damals viel Aufsehen erregt hatte. Daß eine solch abgründige Kritik der DDR im Organ der Ost-Akademie publiziert werden konnte, gab viele Rätsel auf. Als sich die Aufregung gelegt hatte, erschien die Erzählung zwei Jahre später als Suhrkamp-Buch im Westen. Geschildert wird ein Fall von staatlicher Repression mit höchst privaten Auswirkungen. Ein junges Paar wird wegen eines diffusen Verdachts auf Republikflucht auseinandergerissen. Eltern, Parteisekretär und Kaderleiter setzen der Parteikandidatin Karin so zu, daß sie ihren als ideologisch unzuverlässig eingestuften Freund Frank verläßt und dieser einen Selbstmordversuch unternimmt.
Doch was diese "unvollendete Geschichte" so unerhört und subversiv machte, ist nicht der äußere Handlungsverlauf, sondern dessen Innenseite. Denn Karin stand ebenso wie ihr Erzähler loyal zur DDR, zu deren Zielen und Methoden. Wegen dieses Einverständnisses trifft Karin der Zusammenstoß mit den staatlichen Organen bis ins Mark: "In manchen Sekunden war der Schreck so groß, daß sie keinen Zusammenhang mehr fand mit der Wirklichkeit." Was sie zerriß, war der Widerspruch zwischen privater und politischer Existenz, die dem sozialistischen Selbstverständnis nach im unermüdlichen Parteiarbeiter zusammenfallen sollten, in der bürokratischen Wirklichkeit aber weit auseinanderklafften. Regelmäßig hintergeht der Apparat das quasi-familiäre Vertrauen, das er für sich reklamiert. Braun zeigte in der "unvollendeten Geschichte" ein mit sich zutiefst entzweites Land, dessen Tristesse um so furchtbarer ist, als sie unausweichlich erscheint. "Sich um das politische Leben bringen", eine Versuchung, die Karin am Ende befällt, war für Braun und seine Heldin gleichbedeutend mit: "Sich dieses Leben nehmen."
Zusätzlich wurden moralische Bedenken mit Verweis auf die Anwesenheit des Klassenfeinds suspendiert, dem man nicht in die Hände spielen dürfe. "Wir leben in zwei Welten, oder drei, und leben in drei Zeiten", räsonniert ein nachdenklicher Bezirkssekretär im Trainingsanzug: "Und eine schlägt der andern nach der dritten in uns oder neben uns, wir müssen denken für alle drei und können handeln für das Drittel höchstens, das wir sind . . . Der Wettlauf mit den Toten, wir Totengräber jagen dem Kapitalismus nach über den Friedhof unserer Pläne." Immer schon bedienten sich die Funktionäre "einer taktischen und gewundenen Ausdrucksweise", wie es in der Erzählung an anderer Stelle heißt. Doch das Denken, das sich da so unglücklich äußert, verzweifelt auch an der eigenen Dialektik, die nicht mehr mit Schwung in eine leuchtende Zukunft trägt, sondern sich in ihren eigenen Widersprüchen verheddert. Die Kritik wurde damals durchaus in ihrer ganzen Schärfe wahrgenommen. Anna Seghers nahm Braun bei einem Treffen des Schriftstellerverbands, bei dem sie ihn in Schutz genommen hatte, zur Seite und sagte: "Weißt du denn nicht, daß man dafür vor einiger Zeit verschwunden wäre?"
Die Erzählung Volker Brauns fußte, wie schon damals bekannt war, auf einem authentischen Fall. Braun hatte ein ausführliches Gespräch mit der jungen Frau, die das Vorbild für seine Figur abgab, auf Tonband aufgezeichnet. Nach der Wende mußte er nun beim Studium der über ihn angelegten Stasi-Akten feststellen, daß seine Informantin selber ein IM war, die über die Gespräche mit ihm genauestens Bericht erstattete. Volker Braun legte über die Verstörung, die diese Entdeckung in ihm auslöste, im Juli vergangenen Jahres in einem Aufsatz in "Sinn und Form" Rechenschaft ab. "So bewußt ich den Stoff auflud und befrachtete", schrieb er, "die äußerste Zuspitzung war mir verborgen . . . der ahnungslose Film, mit dem Mehrwissen gedreht, hätte allen Charme des Mitgefühls verloren: wie das Land."
Die "unvollendete Geschichte", die er damals erzählte und jetzt weiter schrieb, daran läßt Braun keinen Zweifel, schildert eben nicht nur ein einzelnes Schicksal, sondern das der ganzen DDR. Als die eigentliche Fatalität kam ihm nun rückblickend die eigene Involvierung in diese Geschichte vor, sein unwissentliches Mitschreiben am verborgenen Roman der Staatssicherheit. Er war selbst, erkannte er, auf eine verwickelte Weise zum "Mitarbeiter" geworden. "Jetzt sah ich meine geheime (mir nicht bekannte) Schuld: daß ich das Land verteidigt hatte gegen die schlimmste Auslegung, die es erlaubte (und nicht genehmigte), gegen die härteste Erkenntnis, seiner absurden Existenz." Brauns radikale Skepsis umfaßte jedoch nicht nur die Täuschung, die hinter ihm lag, sondern genauso die "absurde Freiheit", in der er nun angekommen war. Der alte Rahmen des Lebens und Denkens ist ihm entfallen, einen neuen will er nicht akzeptieren. "Und unverständlich wird mein ganzer Text", hatte er in einem Gedicht gleich nach der Wende geschrieben. Freunde warfen ihm vor, mit seiner Revision der "unvollendeten Geschichte" habe er eine "Selbstvernichtung" begangen.
Ebendiese "Selbstvernichtung" hebt Braun in seiner neuesten Einlassung auf. Er habe seine erste Revision "mit dem Mut und Übermut des Autors" geschrieben, "der alles dahinstellt, weil nur in dem radikalen Schluß ein neuer Anfang liegt. Aber ich hatte nicht recht, auf unsere absurde Existenz zu schließen." Die wirkliche Karin und auch ihr Freund seien in der Tat IMs gewesen, doch sie hätten sich aus dieser Verstrickung rasch und kompromißlos gelöst und später gar die DDR verlassen. Im vergangenen Jahr hatte Braun gefragt: In welchem Auftrag? Nun schreibt er, wieder den einzelnen Fall mit dem Schicksal des ganzen Landes verbindend: "Die Frage war irrig (wie die Antwort, die heute auf unser Leben gegeben wird; Demontage und Dämonisierung sind die nihilistischen Methoden). Sie gingen von selbst." Die innere Kraft, die er an Karin bewundert hatte, habe sie auch in den ihm damals unbekannten Verwicklungen aufrecht gehalten.
Brauns fortgesetzte Erzählung zeichnet exemplarisch die Windungen nach, die das Selbstbewußtsein vieler DDR-Intellektueller vollzogen hat. Von einer anfänglichen Begeisterung für den DDR-Sozialismus über die gründliche Desillusionierung nach dem Prager Frühling und, DDR-spezifisch, der Biermann-Ausbürgerung 1976, bis hin zum radikalen Selbstzweifel nach der Wende, in den sich Enttäuschung über die verlorene Chance einer neuen, demokratischen DDR mit dem Schrecken mischte, einer letztlich vom Staatssicherheitsdienst zusammengehaltenen Chimäre, einem Bluff, aufgesessen zu sein. Und nun die jüngste Drehung, die Rehabilitierung der ursprünglichen Intuition: "Gerade die utopischsten Züge des frühen verfehlten Sozialismus wirken als Herausforderung fort . . . Darum liegt das Gewesene nicht hinter uns in wesenlosem Schein. Darum bleibt es die unvollendete Geschichte."
Die Staatssicherheit erscheint dabei nicht länger als das schlechthin andere, das die Vergangenheit als ganze desavouiert, sondern nur als Versuchung einer im Kern unbeschadeten Idee. Das aufgefrischte Bekenntnis zum Sozialismus ist da angesichts der "nihilistischen Methoden" des Westens auch eine Frage der Selbstachtung. Die alten Knoten sind freilich keineswegs gelöst, sie sind nur durchhauen. MARK SIEMONS
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Volker Brauns unvollendete Geschichte der DDR
Die DDR arbeitet weiter, aber nicht, wie man im Westen gerne glaubt, nur äußerlich, auf einer Ebene der Nostalgie und des Ressentiments, sondern von innen her: im Widerstreit verschiedener Loyalitäten, in einer komplexen Gemengelage von Gewissensfragen, sozialistischer Utopie, Geheimdienst und der Abwehr des bundesrepublikanischen Mainstreams. Für gewöhnlich vermögen diese selbstquälerischen Gedankengänge die westliche Wahrnehmungsgrenze nicht zu überschreiten, sie bleiben als öffentlich kaum artikuliertes Unbehagen im östlichen Verständigungshorizont zurück. Ebendeshalb kommt den jüngsten Äußerungen des Schriftstellers Volker Braun ein besonderer dokumentarischer Rang zu: Sie machen die seelischen Konflikte, die der Staatssozialismus hinterlassen hat, auch für jene nachvollziehbar, die diesen nicht erlebten.
Braun hat in der letzten Ausgabe von "Sinn und Form" zum zweiten Mal eine Novelle namens "Unvollendete Geschichte" revidiert, die 1975 in derselben Zeitschrift erschienen war und damals viel Aufsehen erregt hatte. Daß eine solch abgründige Kritik der DDR im Organ der Ost-Akademie publiziert werden konnte, gab viele Rätsel auf. Als sich die Aufregung gelegt hatte, erschien die Erzählung zwei Jahre später als Suhrkamp-Buch im Westen. Geschildert wird ein Fall von staatlicher Repression mit höchst privaten Auswirkungen. Ein junges Paar wird wegen eines diffusen Verdachts auf Republikflucht auseinandergerissen. Eltern, Parteisekretär und Kaderleiter setzen der Parteikandidatin Karin so zu, daß sie ihren als ideologisch unzuverlässig eingestuften Freund Frank verläßt und dieser einen Selbstmordversuch unternimmt.
Doch was diese "unvollendete Geschichte" so unerhört und subversiv machte, ist nicht der äußere Handlungsverlauf, sondern dessen Innenseite. Denn Karin stand ebenso wie ihr Erzähler loyal zur DDR, zu deren Zielen und Methoden. Wegen dieses Einverständnisses trifft Karin der Zusammenstoß mit den staatlichen Organen bis ins Mark: "In manchen Sekunden war der Schreck so groß, daß sie keinen Zusammenhang mehr fand mit der Wirklichkeit." Was sie zerriß, war der Widerspruch zwischen privater und politischer Existenz, die dem sozialistischen Selbstverständnis nach im unermüdlichen Parteiarbeiter zusammenfallen sollten, in der bürokratischen Wirklichkeit aber weit auseinanderklafften. Regelmäßig hintergeht der Apparat das quasi-familiäre Vertrauen, das er für sich reklamiert. Braun zeigte in der "unvollendeten Geschichte" ein mit sich zutiefst entzweites Land, dessen Tristesse um so furchtbarer ist, als sie unausweichlich erscheint. "Sich um das politische Leben bringen", eine Versuchung, die Karin am Ende befällt, war für Braun und seine Heldin gleichbedeutend mit: "Sich dieses Leben nehmen."
Zusätzlich wurden moralische Bedenken mit Verweis auf die Anwesenheit des Klassenfeinds suspendiert, dem man nicht in die Hände spielen dürfe. "Wir leben in zwei Welten, oder drei, und leben in drei Zeiten", räsonniert ein nachdenklicher Bezirkssekretär im Trainingsanzug: "Und eine schlägt der andern nach der dritten in uns oder neben uns, wir müssen denken für alle drei und können handeln für das Drittel höchstens, das wir sind . . . Der Wettlauf mit den Toten, wir Totengräber jagen dem Kapitalismus nach über den Friedhof unserer Pläne." Immer schon bedienten sich die Funktionäre "einer taktischen und gewundenen Ausdrucksweise", wie es in der Erzählung an anderer Stelle heißt. Doch das Denken, das sich da so unglücklich äußert, verzweifelt auch an der eigenen Dialektik, die nicht mehr mit Schwung in eine leuchtende Zukunft trägt, sondern sich in ihren eigenen Widersprüchen verheddert. Die Kritik wurde damals durchaus in ihrer ganzen Schärfe wahrgenommen. Anna Seghers nahm Braun bei einem Treffen des Schriftstellerverbands, bei dem sie ihn in Schutz genommen hatte, zur Seite und sagte: "Weißt du denn nicht, daß man dafür vor einiger Zeit verschwunden wäre?"
Die Erzählung Volker Brauns fußte, wie schon damals bekannt war, auf einem authentischen Fall. Braun hatte ein ausführliches Gespräch mit der jungen Frau, die das Vorbild für seine Figur abgab, auf Tonband aufgezeichnet. Nach der Wende mußte er nun beim Studium der über ihn angelegten Stasi-Akten feststellen, daß seine Informantin selber ein IM war, die über die Gespräche mit ihm genauestens Bericht erstattete. Volker Braun legte über die Verstörung, die diese Entdeckung in ihm auslöste, im Juli vergangenen Jahres in einem Aufsatz in "Sinn und Form" Rechenschaft ab. "So bewußt ich den Stoff auflud und befrachtete", schrieb er, "die äußerste Zuspitzung war mir verborgen . . . der ahnungslose Film, mit dem Mehrwissen gedreht, hätte allen Charme des Mitgefühls verloren: wie das Land."
Die "unvollendete Geschichte", die er damals erzählte und jetzt weiter schrieb, daran läßt Braun keinen Zweifel, schildert eben nicht nur ein einzelnes Schicksal, sondern das der ganzen DDR. Als die eigentliche Fatalität kam ihm nun rückblickend die eigene Involvierung in diese Geschichte vor, sein unwissentliches Mitschreiben am verborgenen Roman der Staatssicherheit. Er war selbst, erkannte er, auf eine verwickelte Weise zum "Mitarbeiter" geworden. "Jetzt sah ich meine geheime (mir nicht bekannte) Schuld: daß ich das Land verteidigt hatte gegen die schlimmste Auslegung, die es erlaubte (und nicht genehmigte), gegen die härteste Erkenntnis, seiner absurden Existenz." Brauns radikale Skepsis umfaßte jedoch nicht nur die Täuschung, die hinter ihm lag, sondern genauso die "absurde Freiheit", in der er nun angekommen war. Der alte Rahmen des Lebens und Denkens ist ihm entfallen, einen neuen will er nicht akzeptieren. "Und unverständlich wird mein ganzer Text", hatte er in einem Gedicht gleich nach der Wende geschrieben. Freunde warfen ihm vor, mit seiner Revision der "unvollendeten Geschichte" habe er eine "Selbstvernichtung" begangen.
Ebendiese "Selbstvernichtung" hebt Braun in seiner neuesten Einlassung auf. Er habe seine erste Revision "mit dem Mut und Übermut des Autors" geschrieben, "der alles dahinstellt, weil nur in dem radikalen Schluß ein neuer Anfang liegt. Aber ich hatte nicht recht, auf unsere absurde Existenz zu schließen." Die wirkliche Karin und auch ihr Freund seien in der Tat IMs gewesen, doch sie hätten sich aus dieser Verstrickung rasch und kompromißlos gelöst und später gar die DDR verlassen. Im vergangenen Jahr hatte Braun gefragt: In welchem Auftrag? Nun schreibt er, wieder den einzelnen Fall mit dem Schicksal des ganzen Landes verbindend: "Die Frage war irrig (wie die Antwort, die heute auf unser Leben gegeben wird; Demontage und Dämonisierung sind die nihilistischen Methoden). Sie gingen von selbst." Die innere Kraft, die er an Karin bewundert hatte, habe sie auch in den ihm damals unbekannten Verwicklungen aufrecht gehalten.
Brauns fortgesetzte Erzählung zeichnet exemplarisch die Windungen nach, die das Selbstbewußtsein vieler DDR-Intellektueller vollzogen hat. Von einer anfänglichen Begeisterung für den DDR-Sozialismus über die gründliche Desillusionierung nach dem Prager Frühling und, DDR-spezifisch, der Biermann-Ausbürgerung 1976, bis hin zum radikalen Selbstzweifel nach der Wende, in den sich Enttäuschung über die verlorene Chance einer neuen, demokratischen DDR mit dem Schrecken mischte, einer letztlich vom Staatssicherheitsdienst zusammengehaltenen Chimäre, einem Bluff, aufgesessen zu sein. Und nun die jüngste Drehung, die Rehabilitierung der ursprünglichen Intuition: "Gerade die utopischsten Züge des frühen verfehlten Sozialismus wirken als Herausforderung fort . . . Darum liegt das Gewesene nicht hinter uns in wesenlosem Schein. Darum bleibt es die unvollendete Geschichte."
Die Staatssicherheit erscheint dabei nicht länger als das schlechthin andere, das die Vergangenheit als ganze desavouiert, sondern nur als Versuchung einer im Kern unbeschadeten Idee. Das aufgefrischte Bekenntnis zum Sozialismus ist da angesichts der "nihilistischen Methoden" des Westens auch eine Frage der Selbstachtung. Die alten Knoten sind freilich keineswegs gelöst, sie sind nur durchhauen. MARK SIEMONS
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