99,90 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Versandfertig in 6-10 Tagen
  • Broschiertes Buch

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Vereinigten Staaten von Amerika zusehends zu einer veritablen Großmacht, deren politische, wirtschaftliche und militärische Präsenz immer deutlicher empfunden wurde. Mit dem Aufkommen der USA als Weltmacht entstanden aber auch Reibungsflächen und Konfliktpotentiale mit dem Deutschen Kaiserreich. Die Amerikaperzeption der deutschen Öffentlichkeit gewann somit eine neue Qualität. Es ging nicht mehr nur um einen unverbindlich geführten Diskurs zwischen "Amerikaverächtern" und "Amerikabewunderern", Amerika wurde zum Gegenstand der politischen…mehr

Produktbeschreibung
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Vereinigten Staaten von Amerika zusehends zu einer veritablen Großmacht, deren politische, wirtschaftliche und militärische Präsenz immer deutlicher empfunden wurde. Mit dem Aufkommen der USA als Weltmacht entstanden aber auch Reibungsflächen und Konfliktpotentiale mit dem Deutschen Kaiserreich. Die Amerikaperzeption der deutschen Öffentlichkeit gewann somit eine neue Qualität. Es ging nicht mehr nur um einen unverbindlich geführten Diskurs zwischen "Amerikaverächtern" und "Amerikabewunderern", Amerika wurde zum Gegenstand der politischen Auseinandersetzungen und zum Interessenobjekt der politischen Parteien.

In der vorliegenden Studie untersucht der Verfasser anhand ausgewählter Themenschwerpunkte und Problemfelder die Amerikaperzepetion der Parteien im Kaiserreich. Innenpolitische Gegebenheiten der amerikanischen Gesellschaft wie der Sozialismus oder das religiöse Leben in Amerika, Wirtschafts- und Handelspolitik der USA und diedamit verbundene Furcht vor einer "Amerikanisierung" Deutschlands als auch die wachsende weltpolitische Stellung der USA, vor allem nach dem spanisch-amerikanischen Krieg, waren die Hauptinhalte der Amerikadiskussionen.

Auf der anderen Seite bildeten die interessenspolitischen Standpunkte, die ideologische Vorprägung und die politische Positionierung den Rahmen, vor dem die politischen Parteien die amerikanische Politik wahrnahmen und bewerteten. Trotz der heterogenen Amerikaperzeption der Parteien und des Gemisches vieler Stimmen lassen sich dennoch einige Grundtendenzen in den Einstellungen der Parteien zu Amerika erkennen. Nationalliberale und Konservative aber auch die Zentrumspartei fürchteten die amerikanische Konkurrenz am meisten und offenbarten ein tiefsitzendes ideologisches Ressentiment gegenüber einer jungen kraftvollen Republik; ein Verhaltensmuster, das vor allem während und nach dem spanisch-amerikanischen Krieg deutlich zum Ausdruck kam. Sozialdemokraten und die linksliberalen Parteien auf der anderen Seite begrüßten das Aufkommen Amerikas auf der Weltbühne als einen Beweis der Überlegenheit einer Republik gegenüber einer Monarchie, legten großen Wert auf ein funktionierendes deutsch-amerikanisches Verhältnis und betonten die Vorbildfunktion Amerikas für Deutschland.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.02.2007

Eher freundlich
Amerikabild im Kaiserreich

Der rasante Aufstieg der Vereinigten Staaten zur Weltmacht - durch den Sieg im spanisch-amerikanischen Krieg von 1898 und das nachfolgende Ausgreifen in den karibischen und pazifischen Raum - konnte nicht ohne Rückwirkungen auf das deutsche Kaiserreich bleiben. Die Sicht der deutschen Parteien untersucht Marek Czaja. Er kann dabei die Richtigkeit seiner Arbeitshypothese von einem Überwiegen ökonomischer Aspekte in der Amerika-Perzeption nicht in vollem Umfange beweisen. Der Gesamteindruck, den die streckenweise etwas langatmige Untersuchung hinterlässt, ist vielmehr der, dass die deutschen Parteien in ihrem Urteil über die Vereinigten Staaten stark ideologisch befangen waren.

Mehr noch fallen die konfessionellen Vorurteile des Zentrums gegenüber der "protestantischen Republik" ins Auge. Aus der Sicht der Sozialdemokratie - bei Wilhelm Liebknecht zum Beispiel - oder bei Linksliberalen wie Theodor Barth, aber selbst noch bei Liberalkonservativen wie Hans Delbrück verkörperte Amerika dagegen Demokratie und Fortschritt. Diese Qualität gab seinem Krieg gegen das "rückständige Spanien" einen tieferen Sinn und ließ über imperialistische Anwandlungen und eine expansive Deutung der Monroe-Doktrin in Washington hinwegsehen. Vornehmlich weltpolitisch-interessenorientiert urteilten, wie der Verfasser findet, nur die Nationalliberalen als Sprecher der deutschen Schwerindustrie, für die der Aufstieg der amerikanischen Welt- und Handelsmacht Argumente für einen deutschen "Griff nach der Weltmacht", für eine deutsche Flottenrüstung und für einen mitteleuropäischen Zollverband lieferte. Als eigenständiger, insbesondere von England unabhängiger Sicherheitsfaktor wurde Amerika noch kaum gesehen. Von der Innenpolitik bestimmte Vorurteile und Präferenzen behielten vielmehr die Oberhand in einem bei aller Kulturkritik weiter noch eher freundlichen Amerikabild.

KLAUS SCHWABE

Marek Czaja: Die USA und ihr Aufstieg zur Weltmacht um die Jahrhundertwende. Die Amerikaperzeption der Parteien im Kaiserreich. Historische Forschungen, Band 82. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2006. 376 S., 96,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr