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406 n. Chr.: Die Vandalen überrennen die Grenzen des Römischen Reiches. Ihr mächtiger Anführer Geiserich erobert Rom. Lebendig und mitreißend erzählt Roland Steinacher die Geschichte des berüchtigsten Germanenvolkes und zeichnet ein von Mythen und Legenden befreites, modernes Bild der barbarischen Invasoren.
Vandalen, Alanen und Sueben - ihre Namen stehen bis heute für Zerstörung und Verwüstung. Sie zogen quer durch Europa, kämpften in Gallien und Spanien in römischen Bürgerkriegen oder auf eigene Rechnung. Schließlich gelang es ihnen, das römische Afrika zu erobern. Der Autor revidiert
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Produktbeschreibung
406 n. Chr.: Die Vandalen überrennen die Grenzen des Römischen Reiches. Ihr mächtiger Anführer Geiserich erobert Rom. Lebendig und mitreißend erzählt Roland Steinacher die Geschichte des berüchtigsten Germanenvolkes und zeichnet ein von Mythen und Legenden befreites, modernes Bild der barbarischen Invasoren.

Vandalen, Alanen und Sueben - ihre Namen stehen bis heute für Zerstörung und Verwüstung. Sie zogen quer durch Europa, kämpften in Gallien und Spanien in römischen Bürgerkriegen oder auf eigene Rechnung. Schließlich gelang es ihnen, das römische Afrika zu erobern. Der Autor revidiert unsere Auffassung von den Vandalen als unzivilisierten Horden. Vielmehr waren sie Pioniere bei der Umgestaltung der römischen Welt. Unter den vandalischen Herrschern wurden die ehemals römischen Provinzen zu einem wohlhabenden und gut funktionierenden Königreich. Zum ersten Mal bettet der Autor die Geschichte der Vandalen in die Verhältnisse des römischen Mittelmeerraums im 5. und 6. Jahrhundert ein. Zugleich erfährt der Leser, wie der Vandalenname bis heute in unserem historischen Bewusstsein fortlebt.
Autorenporträt
Roland Steinacher ist Althistoriker und Mediävist, er lebt und arbeitet in Wien. Seine Forschungsschwerpunkte sind u. a. die Spätantike, das europäische Frühmittelalter und die Geschichte Nordafrikas von der Kaiserzeit bis ins 12. Jahrhundert. Seit 2015 ist er Humboldt-Stipendiat an der Universität Erlangen-Nürnberg und der FU Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.06.2016

Die Herrschaft der römischen Barbaren

Ein Jahrhundert genügte ihnen, um Geschichte zu schreiben: Roland Steinacher erzählt vom Aufstieg und Untergang der Vandalen und warum ihr Ende zufällig kam.

Im alten Europa war es noch möglich, ohne Imageschaden den Glanz der eigenen nationalen Vergangenheit durch die vermeintliche Abkunft von den Vandalen zu vergrößern. Der schwedische Monarch trug sogar den Titel eines Königs der "Schweden, Goten und Vandalen". Seitdem freilich 1794 Henri Grégoire für das Zerstörungswerk radikaler Jakobiner den Begriff Vandalismus prägte, haftet an den Vandalen ein notorisch schlechter Ruf.

Um die Rehabilitierung dieses ostgermanischen Volks, das von 429 bis 534 in Nordafrika herrschte und 455 Rom plünderte, geht es Roland Steinacher in seinem neuen Buch nicht, wohl aber um historische Einordnung und Beseitigung von Mythen. Das geschieht im breiten Kontext der jüngeren Forschung, die von einer "Völkerwanderung" nichts mehr wissen will und für die die Westgoten, Vandalen oder Sueben keine scharf abgrenzbaren ethnischen Gruppen, sondern zunächst eher Untergruppen des römischen Militärs sind. Steinacher nennt an einer Stelle, scheinbar paradox formulierend, die Vandalen "römische Barbaren". Dabei ist "Barbar", wohlbemerkt im wertneutralen oder positiven Sinn, wie das daraus abgeleitete "bravo" zu verstehen. Die von den Vandalen in der Zeit ihrer afrikanischen Herrschaft weiter gepflegte ostgermanische ("gotische") Sprache ihrer Ahnen oder die homöische (vulgo "arianische") Religion sind keine distinktiven Merkmale, durch die sich die kleine hauchdünne vandalische Oberschicht ihrer Identität gegenüber einer römischen Bevölkerungsmehrheit versichert hätte, und eine besondere Vandalentracht hat es nicht gegeben.

Das Grundthema der Forschung zur sogenannten Ethnogenese, dass nämlich die frühmittelalterlichen "gentes", Elemente ihrer germanischen Herkunft aufgreifend und verstärkend, sich in Abgrenzung zum römischen Umfeld, aber oft mit Mitteln römischer Kultur, als Besonderheiten konstituierten, klingt beim Autor eher schwach an. Ein Prozess, der einem "nation building" gleichen könnte, kommt bei den Vandalen, obwohl nicht nur Könige, sondern auch eine Aristokratie existierten, nicht recht in Gang, und während der hundertjährigen Existenz des Reiches bedeutet "Vandale zu sein" vor allem "die Chance, als Soldat ein Auskommen zu haben". Als die Reste der besiegten Vandalen in das Heer Justinians eingeordnet werden, werden sie nach ihrem Dienst für das Königreich wieder das, was sie eigentlich von Anfang an waren, nämlich "römische Soldaten".

Den kontrastierenden Vergleich mit anderen germanischen Reichen unternimmt Steinacher nur gelegentlich. Das liegt nicht nur daran, dass für ihn der gemeinsame Nenner "germanisch-barbarisch" zu allgemein und teilweise auch illusorisch ist. Vielmehr erklärt sich für ihn das Phänomen des Vandalenreichs vor allem aus dem Kontext der vielen regionalen Machtbildungen, die im zerfallenden Imperium Romanum auf nordafrikanischem Boden sukzessive entstehen, etwa die Herrschaft des Heraclianus oder Bonifatius, aber auch die weiterer Potentaten, deren Identität zwischen römischem General, römischem Usurpator und "maurischem" Berberchef oszillierte. Von diesen Machtbildungen hebt sich das Königreich der Vandalen allenfalls durch seine Dauer oder durch seine besonderen Kontakte zum theodosianischen Herrscherhaus und sein Mitspielen in der Reichspolitik ab.

Die Zeit, in denen die Vandalen von Karthago aus große Teile des römischen Nordafrika beherrschten, geht dabei mit einer besonderen Blüte dieses Gebiets einher, etwa durch den Wegfall des Zwanges, Ressourcen an Rom und den Kaiser abgeben zu müssen. Man könnte dem entgegenhalten, dass durch die vandalische Piraterie, die Raubüberfälle oder die Ausbeutung Sardiniens die immer dünneren Ressourcenströme des römischen Westens einfach nur in Richtung Karthago umgelenkt wurden und dass dies neben der Ausbeutung der reichen landwirtschaftlichen Produktion die vandalische Herrschaft stabilisierte. Warum aber auch immer das Vandalenreich blühte, ihm ist jedenfalls mit dem Autor eine gewisse robuste Konstitution zu bescheinigen. Es hätte noch weitere Jahrzehnte oder Jahrhunderte bestehen können.

Das Ende erfolgte zufällig. Justinian hatte, als er Belisar im Jahr 533 nach Afrika schickte, anscheinend nicht die Rückeroberung des Vandalenreichs im Blick, sondern wollte zugunsten des von Gelimer gestürzten alten Hilderich eingreifen. Als Belisar aber landete, waren große Teile der vandalischen Armee gerade nicht präsent, sondern mit der Niederschlagung einer Erhebung in Sardinien beschäftigt. Das Königreich konnte damit ohne größere Mühe für das Reich Justinians gewonnen werden.

Alle Aspekte der Geschichte der Vandalen werden von Steinacher kenntnisreich behandelt, etwa die kaiserzeitliche Geschichte von Völkern, die den Vandalennamen tragen, aber keineswegs ohne weiteres mit "den" Vandalen, nämlich den asdingischen Vandalen, gleichgesetzt werden können, die im fünften Jahrhundert über Gallien und Spanien nach Afrika fanden. Er erläutert die Geschichte Geiserichs, des Begründers und langjährigen Regenten des afrikanischen Vandalenreichs, wobei dann auch die (im wesentlich römisch geprägten) Strukturen behandelt werden. In einer "Galérie des rois" werden die Nachfolger Geiserichs und die Wechselfälle einer eigenartigen Erbfolge vorgestellt, in dem nach dem Senioratsprinzip immer der älteste jeweils lebende direkte Nachfahre Geiserichs das Recht der Thronfolge hatte.

Welche Nachteile ein solches System mit sich bringen kann - etwa den langen Aufschub eines Generationenwechsels -, kann man an der saudiarabischen Monarchie studieren. Die Einordnung in die allgemeine Reichsgeschichte, insbesondere des zerfallenden Westreichs, wird durchaus und am Anfang sogar besonders intensiv vorgenommen, wobei die zerstörerischen und irreparablen Folgen, die die Entstehung und Existenz des Vandalenreichs für den Zusammenhalt des Reichsganzen hatten, ein wenig ausgeblendet werden.

Ausblicke zur weiteren Geschichte Nordafrikas oder zum Nachleben der Vandalen runden das voluminöse und mit üppigem Apparat versehene Werk ab. Ob es den im Klappentext formulierten Anspruch einlösen kann, "das" Vandalenbuch schlechthin zu sein, ist offen. Denn das Buch muss mit einer größeren Anzahl jüngst vorgelegter Darstellungen des gleichen Themas konkurrieren, etwa der Synthese Konrad Vössings. Auf jeden Fall vertritt Steinacher aber anregende Positionen und bindet diese in eine sehr lesbare, oft sogar kurzweilige Erzählung ein.

BRUNO BLECKMANN

Roland Steinacher: "Die Vandalen". Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs.

Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2016. 542 S., Abb., geb., 32,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Ob es sich bei Roland Steinachers Buch um das Vandalenbuch schlechthin handelt, möchte der hier rezensierende Althistoriker Bruno Bleckmann nicht entscheiden, schließlich gibt es neue und ebenso anregende Publikationen zum Thema. Sehr lesbar und kurzweilig findet er Steinacher, der laut Rezensent keine Rehabilitierung der Vandalen anstrebt, sondern historische Einordnung und Mythenbeseitigung im breiten Forschungskontext, aber allemal. Dass es sich bei den Vandalen um keine scharf begrenzbare ethnische Gruppe handelt, lernt Bleckmann. Sämtliche anderen Aspekte der Vandalengeschichte bekommt er vom Autor kenntnisreich und von einem "voluminösen" Apparat begleitet dargestellt: Strukturen, Erbfolge, Reichsgeschichte, Geschichte Nordafrikas und Nachleben.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Alle Aspekte der Geschichte der Vandalen werden von Steinacher kenntnisreich behandelt...eine sehr lesbare, oft sogar kurzweilige Erzählung...« Bruno Bleckmann, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.06.2016 »Roland Steinacher, der vandalische Geschichte als Teil der römischen Geschichte versteht, beleuchtet das komplexe Wechselverhältnis zwischen "Barbaren" und Römern äußerst kompetent, detailgetreu, quellennah und kritisch.« Claus Hattler, Archäologie in Deutschland, Oktober/November 2016 »Das Buch kann ohne Frage als Standardwerk zum Thema Vandalen bezeichnet werden. Wissenschaftlicht gut erforscht, gepaart mit einer verständlichen Darstellung, ist dieses Buch die perfekte Informationsquelle über die Geschichte der Vandalen.« Fachbuchkritik.de, Mai 2016 »Das Werk deckt den Zeitraum vom späten 2. Jahrhundert, als zum ersten Mal Vandalen an den Grenzen des Römischen Reichs auftauchten, bis zum 6. Jahrhundert ab. ... Wer eine Geschichte dieser Zeit des epochalen Umbruchs auf dem neuesten Stand der Forschung sucht, sollte zu diesem Werk greifen.« Damals, August 2016 »Ein spannendes und kurzweiliges Sachbuch für alle Geschichtsinteressierten zum Genuss empfohlen.« Tilmann Wesolowski, thema, August 2016 »Steinachers ausgezeichnetes Buch eröffnet dem Leser einen vorurteilsfreien Blick auf die Vandalen, die den ersten souveränen "Barbarenstaat" auf römischem Boden etablierten. Ein sehr empfehlenswertes Werk über eine bewegte Zeit an der Schnittstelle zwischen Spätantike und Frühmittelalter.« Theodor Kissel, Frankfurt-live.com, April 2016…mehr