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Eine Dreiecksgeschichte
Es ist Nacht. Frau und Tochter schlafen. Da findet Vincent, der Tierarzt, auf dem regennassen Gehsteig einen kleinen Taschenkalender. Und darin seinen eigenen Namen. Bereits in diesem Moment weiß er, daß die Begegnung mit der unbekannten Besitzerin des Kalenders schicksalhaft für ihn werden wird. Auch wenn er mit seiner Frau die stillschweigende Abmachung getroffen hat, daß er sie nie betrügen wird.
Tatsächlich kommt die Fremde zu ihm in die Praxis, und noch am selben Tag beginnen sie ein Liebesverhältnis. Doch was verbindet Gemma, die Blumenzüchtertochter, die
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Produktbeschreibung
Eine Dreiecksgeschichte

Es ist Nacht. Frau und Tochter schlafen. Da findet Vincent, der Tierarzt, auf dem regennassen Gehsteig einen kleinen Taschenkalender. Und darin seinen eigenen Namen. Bereits in diesem Moment weiß er, daß die Begegnung mit der unbekannten Besitzerin des Kalenders schicksalhaft für ihn werden wird. Auch wenn er mit seiner Frau die stillschweigende Abmachung getroffen hat, daß er sie nie betrügen wird.

Tatsächlich kommt die Fremde zu ihm in die Praxis, und noch am selben Tag beginnen sie ein Liebesverhältnis. Doch was verbindet Gemma, die Blumenzüchtertochter, die schon mit siebzehn fast ihre ganze Familie verlor, mit diesem Mann? Und welche Rolle wird die alte Straße zum Meer für sie beide spielen, auf der schon so viele tödliche Unfälle geschehen sind?

Autorenporträt
Margriet de Moor, geboren 1941, studierte in Den Haag Gesang und Klavier. Nach einer Karriere als Sängerin, vor allem mit Liedern des 20. Jahrhunderts, studierte sie in Amsterdam Kunstgeschichte und Architektur. Sie veröffentlichte zunächst die Erzählungsbände "Rückenansicht" (dtv 11743) und "Doppelportrait" (dtv 11922). Schon ihr erster Roman "Erst grau, dann weiß, dann blau" (dtv 12073) wurde ein sensationeller Erfolg und in alle Weltsprachen übersetzt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.04.2000

Täuschung einer Strohwitwe
Wenn die Felder betörend duften: Margriet de Moors Roman "Die Verabredung" · Von Kristina Maidt-Zinke

Weshalb sollte die Hauptfigur einer Geschichte nicht auch eine Straße sein können? Die Frage, mit der Margriet de Moor uns in ihren neuen Roman hineinlockt und zugleich in die Irre führt, erinnert an eine Notiz zum Erzählband "Ich träume also", in der die niederländische Erfolgsautorin die Anfänge ihres Schreibens reflektiert. Sie berichtet dort von der prägenden Erfahrung, "dass ein ziemlich willkürlich gewähltes Thema einzig und allein durch meine Zuwendung eine obsessive Bedeutung erlangt hatte". Zuwendung wird gleichgesetzt mit "Konzentration auf Stil und Komposition"; die literarischen Themen, an denen sie erprobt werden kann, sind "im Prinzip in unendlicher Menge vorhanden". Das lässt sich entweder als geerdete Variante der klassischen Extremforderung lesen, nach der ein Kunstwerk dem Inhalt nichts, der Form aber alles verdanken soll, oder einfach als Verständnishilfe für das irritierende Schwanken zwischen Nonchalance und strengem Gestaltungswillen, das Margriet de Moors Prosa kennzeichnet.

Eine Straße also, es könnte ebensogut etwas anderes sein, wird zur Hauptfigur gekürt. Widerspruch ist zwecklos, besteht doch die Welt "wahrhaftig nicht nur aus Geschöpfen mit Augen und Händen". Die Oude Zeestraat führt durch das Gebiet der Blumenzwiebelfelder zwischen Haarlem und Leiden und verbindet einen Ort, der nach seiner Lage "Binnen" genannt wird, mit seinem maritimen Außenposten namens "Zee". In einer Landschaft von gnadenloser Offenheit und schnurgerader Geometrie verkörpert die Straße von Binnen nach Zee das Obskure, Undurchschaubare, das die Bewohner dieser Region seit je fasziniert. Wo man nach allen Seiten bis zum Horizont blickt, schafft das Gemüt sich seine eigenen Sichtblenden, legt Schleier über die Wirklichkeit und bevölkert die endlos parzellierte Fläche mit geheimnisvollen Schatten. Die Oude Zeestraat, übersichtlich, baumfrei und gepflegt, fordert mit rätselhafter Konsequenz ihre Opfer: "Es gibt keine Erklärung. Niemand hier verfügt über ein vernünftiges Argument dafür, weshalb es hier, über das Jahr gesehen, durchschnittlich jeden zweiten Tag zu einem Zusammenstoß kommt." Während der Hyazinthenblüte, wenn die Felder betäubend duften und sogar nachts farbig leuchten, nimmt die Anzahl und Schwere der Unfälle zu, doch auch außerhalb der Saison lebt man hier mit dem Schreckenston der Sirenen.

Das Mysterium wird nicht aufgedeckt, vielmehr im Lauf der Geschichte sanft in eine Selbstverständlichkeit transformiert. Schneller und radikaler wird ein anderes Motiv entzaubert, das zunächst noch spannungsträchtiger anmutet: Vincent Lukas, leidlich zufriedener Ehemann und Vater, findet bei einem Nachtspaziergang den Taschenkalender einer fremden Frau und entdeckt unter den Eintragungen der folgenden Wochen seinen eigenen Namen. Die einseitige Verabredung suggeriert Verwicklungen nach Art eines Edelthrillers, aber Vincent ist Veterinär und die Unbekannte eine Katzenbesitzerin, die schlicht einen Tierarzttermin vermerkt hat.

Der Leser darf ein wenig enttäuscht sein; die Romanfiguren beharren darauf, sich täuschen zu lassen. Getrieben von der Sehnsucht nach dem Anderen, Betörenden, Unausweichlichen konstruiert Vincent aus der harmlosen Kalendernotiz eine schicksalhafte Liebesbegegnung, auf die sich die schöne Strohwitwe Gemma, alltagsmüde wie er, sogleich einlässt. Die Affäre, aus zwei Perspektiven geschildert, gestaltet sich indes so undramatisch, wie es holländischer Pragmatismus gebietet, und endet pünktlich mit dem Ablauf des Kalenders nach acht Monaten. Sie dient nur als Straße, von der aus Margriet de Moor uns über ein ironisches System von Abzweigungen, Umleitungen und Sackgassen in immer neue Richtungen, doch stets ins Leere lenkt.

Da ist Vincents Frau Noor, "einer jener Menschen, denen die Dinge widerfahren", im Gegensatz zu jenen, die handelnd durchs Leben gehen. Ein unangenehmer Verwandter aus Neuseeland schürt mit Lügenmärchen über Seitensprünge ihres Mannes einen Verdacht, der sie krank macht. Als sie tatsächlich betrogen wird, bleibt sie arglos und ahnungslos, auf das Versprechen bauend, das sie dem Gatten abverlangt hat. Die schleichende Entfremdung zwischen einstmals Liebenden ist ein so abgedroschenes Thema, dass sich daraus nur noch schwer literarische Funken schlagen lassen: Margriet de Moor bekräftigt das auf ihre Weise, indem sie die Symptome der Zerrüttung nicht etwa zwischen den Eheleuten zur Sprache bringt, sondern im Dialog zwischen dem Tierarzt und einem alten Labrador, der auf dem Operationstisch liegt. "Warum", nörgelt der Doktor, während er einen Tumor herausschneidet, "gibt sich meine Frau so viel Mühe? Manchmal ist es geradezu so, als wolle sie eine komplette Sammlung von mir anlegen." Der Hund, auch unter Narkose des Menschen bester Freund, übernimmt die Rolle des Lebensberaters und apportiert profunde Weisheiten: "Wir sind komplizierter, als wir denken."

Da ist andererseits Gemmas Familiengeschichte, in wenigen Bildern aufgeblättert, die Chronik der von Schicksalsschlägen gebeutelten Blumenzüchterdynastie van Rijn. Der Großvater führte Hyazinthenzwiebeln aus Südfrankreich ein, machte die Firma groß und hinterließ einem Papagei seine gärtnerischen Rezepte. Gemmas Bruder Laurens, Erbprinz und Hoffnungsträger des Betriebes, verunglückte in jungen Jahren auf der Oude Zeestraat; ihre Schwester Quirine, mit der sie eine symbiotische Zuneigung verband, stürzte sich aus Schwermut vom Scheunendach; ihre Mutter nahm sich mit Tabletten und Kognak das Leben. Das alles wird in knappen Andeutungen mitgeteilt, durch Vermutungen und Fragen der Erzählerin immer wieder auf Distanz gerückt und in Zweifel gezogen. Als sicher gilt nur dies: "Alle Dinge stehen auf die eine oder andere Weise miteinander in Verbindung, und alle Erlebnisse suchen ihren Weg, ob mündlich bezeugt oder nicht."

Was die Jahrzehnte zurückliegende Todestour des Laurens van Rijn mit der mutmaßlich letzten Fahrt der Tierarztfrau Noor verbindet, muss der Leser selbst herausfinden, denn Margriet de Moor hat das Netz magischer Zwangsläufigkeit so spinnwebdünn wie weitmaschig gewoben. In den Leerstellen, den Zwischenräumen der Erzählung liegt eine atmosphärische Kraft, die über manches Banale, scheinbar Überflüssige hinwegträgt, selbst über Platitüden wie diese: "Grandioses Wetter kann je nach der Gesellschaft, in der man sich befindet, noch wesentlich grandioser werden." Der Romanhandlung und ihrem Personal eignet etwas Beliebiges, Transistorisches; was nach der Lektüre im Gedächtnis haftet, gleicht einem impressionistischen Gemälde: Hyazinthenfelder in Weiß, Blau und Rosa, Bäume, deren Laub "ganz aus blauen bis blauvioletten Tupfern" besteht, und dazwischen die Straße, "ein Nerv aus flimmerndem Asphalt", mit einer Bedeutung aufgeladen, die allein kompositorischem Kalkül entspringt.

Margriet de Moor: "Die Verabredung". Roman. Aus dem Niederländischen übersetzt von Helga van Beuningen. Carl Hanser Verlag, München 2000. 190 S., geb., 34,- DM.

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"Weltliteratur." Hermann Wallmann in der 'Süddeutschen Zeitung'

"Ein Roman wie eine Komposition mit Intermezzi und Motiven, die einmal kurz angespielt werden, überraschend abgewandelt wiederkehren, ausgeführt werden und schließlich verklingen. Und wieder einmal staunt man, wie scheinbar leicht es dieser Autorin gelingt, vom Glück zu erzählen und zugleich seine Vergänglichkeit deutlich werden zu lassen." Diemut Roether in der 'taz'

"Auch dieser Roman [lebt] von einer Stille, die eine schärfere Wahrnehmung ermöglicht. [...] 'Die Verabredung' ist de Moors zartestes Buch. Um die wechselnden Tonarten zu erfassen, muß man es wie ein Musikstück wahrnehmen ..." Monika Czernin in 'Focus'

"Margriet de Moor erzählt mit einer göttlichen Entspanntheit, mit einer kindlichen Härte. [...] Sie spielt ein riskantes Spiel. Es ist nicht zu gewinnen. Das macht die Lektüre spannend." Ulrich Greiner in der 'Zeit'

"Das Geheimnis und die Kraft des Romans liegen in dem feinsinnigen Tasten de Moors nach der Natur der Liebe oder - weiter blickend - nach dem, was den Menschen im Leben treibt." Onno Blom in 'De Trouw'