"Ein großes Buch kehrt zurück. Oswald Wieners "die verbesserung von mitteleuropa, roman" ist ein Monument der österreichischen Avantgarde, um das sich Mythen ebenso ranken, wie ihm anhaltender Nachruhm sicher ist. Der luzide Ideenreichtum und die anarchische Kraft beeindrucken bis heute. Zuerst in der Literaturzeitschrift "manuskripte" erschienen und 1969 dann in Buchform, bricht dieser "roman" mit allen literarischen Konventionen. Es ist ein monomanes, witziges und vor allem prophetisches Buch, das lange vor allen weiteren technischen Entwicklungen ein Bild des Cyberspace und der Virtualität entwirft. Die Zurichtung des Individuums erfolgt in der kritischen Anwendung der Kybernetik durch Wiener nicht nur durch die Sprache, sondern zunehmend auch durch technische Systeme. Im Konzept des "bio-adapters" entfaltet Wiener das Glücksversprechen eines Glücksanzugs in der Fusion von Mensch und Maschine, das er aber zugleich unterläuft; es geht vor allem um die Abkehr von der Auffassung,die Sprache sei die größte und wichtigste menschliche Erfindung überhaupt, die Grundlage menschlicher Kreativität. Oder anders formuliert: "aus vielen sätzen folgt erst recht ein schmarrn."
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Als ein Zeugnis einer der letzten literarischen Avantgarden feiert Beatrice von Matt diese Neuausgabe, die sie um so mehr preisen kann, als sie sich durch Thomas Eders Vorwort kundig in dieses "widerborstige, genialisch verrückte Buch" eingeführt sieht. Kurz vor der wilden 68er Zeit habe Wiener sich hier von Doderer und Kraus inspirieren lassen, um die Sprache seiner Vorgänger zu zertrümmern und neu zusammenzusetzen, so die Rezensentin. Dabei suche Wiener auch die "mechanische Kreativität" von Programmiersprachen, die er in einem "konzept des bio-adapters" darbiete, Ausdruck der Technikbegeisterung der Sixties. Heute, so die Rezensentin, könne man diesen einstigen Skandal mit Distanz und Bewunderung betrachten.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH