Die Wiederentdeckung der ostdeutschen Avantgarde
Weshalb ist die Erinnerung an die Kultur des Ostens stets zwischen politisierender Analyse oder apolitischer Ostalgie gefangen? Marko Martin entdeckt die ostdeutsche Avantgarde neu und zeigt, was sie uns heute noch alles sagen kann.
Die Beschäftigung mit der DDR-Vergangenheit scheint rettungslos zwischen Floskeln eingeklemmt. Weshalb finden sich die, die 89/90 den Umbruch mitgestaltet haben, mit ihren Jugendlektüren, intellektuellen Prägungen oder Musikvorlieben heute beinahe in einer Art bezugsloser terra incognita, während doch gleichzeitig westliche 68er-Erlebnisse längst ins kollektive Gedächtnis eingegangen sind? Dieses Buch hat nicht den Anspruch einer letztgültigen Alternativ-Geschichte der DDR, es versucht, einen neuen, unideologischen Blick zu eröffnen. Wie etwa sah im eingemauerten Land eine Literatur oder Filmkunst aus, die weder politisch-oppositionell noch staatstragend war, sondern sich ihre Freiheitsräume gewitzt eroberte? Welche Rolle hatten Jazz und Punk? »Die verdrängte Zeit« ist eine provokativ gut gelaunte Erinnerung an weltgewandte Kulturleistungen, die nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht waren - und die nicht wegen, sondern trotz des Regimes entstanden sind.
Weshalb ist die Erinnerung an die Kultur des Ostens stets zwischen politisierender Analyse oder apolitischer Ostalgie gefangen? Marko Martin entdeckt die ostdeutsche Avantgarde neu und zeigt, was sie uns heute noch alles sagen kann.
Die Beschäftigung mit der DDR-Vergangenheit scheint rettungslos zwischen Floskeln eingeklemmt. Weshalb finden sich die, die 89/90 den Umbruch mitgestaltet haben, mit ihren Jugendlektüren, intellektuellen Prägungen oder Musikvorlieben heute beinahe in einer Art bezugsloser terra incognita, während doch gleichzeitig westliche 68er-Erlebnisse längst ins kollektive Gedächtnis eingegangen sind? Dieses Buch hat nicht den Anspruch einer letztgültigen Alternativ-Geschichte der DDR, es versucht, einen neuen, unideologischen Blick zu eröffnen. Wie etwa sah im eingemauerten Land eine Literatur oder Filmkunst aus, die weder politisch-oppositionell noch staatstragend war, sondern sich ihre Freiheitsräume gewitzt eroberte? Welche Rolle hatten Jazz und Punk? »Die verdrängte Zeit« ist eine provokativ gut gelaunte Erinnerung an weltgewandte Kulturleistungen, die nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht waren - und die nicht wegen, sondern trotz des Regimes entstanden sind.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Stefan Locke taucht mit Marko Martin ein in die kulturelle Vielstimmigkeit der DDR. Nicht staatstragende Literatur, Kino, Musik lässt der Autor Revue passieren, laut Martin erfrischend frei von Nostalgie und Anklage. Die Geschichten, die der Autor zu Werken und Künstlern zu erzählen hat, machen Martin schmerzlich bewusst, mit welchem Verlust man es eigentlich zu tun hat, wenn wieder einmal vom "DDR-Winnetou" oder vom "Dieter Hildebrandt des Ostens" die Rede ist. Martins Wissen und Entdeckerfreude lassen Locke staunen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.11.2020Wir sind ja hier nicht in der Zone
Räume innerer Emigration: Marko Martin blickt unvoreingenommen auf die Kultur der DDR
Die DDR war noch nicht offiziell verschwunden, als auf den Deponien des kleinen Landes Bücherhaufen wuchsen. Buchhandlungen, Bibliotheken und Verlage räumten ihre Regale und schmissen nicht nur Parteiliteratur buchstäblich auf den Müllhaufen der Geschichte, sondern gleich alles, was die gut achtzig Verlage der DDR je publiziert hatten. Darunter waren neben in Leinen gebundenen Klassikern, mit denen sich auch Westdeutsche gern für billiges Geld eingedeckt hatten, "vor allem auch Kinder- und Jugendbücher, kluge, der Zensur abgerungene Alltagsromane, subtil-subversive Gedichtbände und Reiseberichte", schreibt Marko Martin. Zwei Generationen im Osten sind mit Büchern von Franz Fühmann, Benno Pludra, Ludwig Renn, Götz R. Richter, Alex Wedding oder Liselotte Welskopf-Henrich groß geworden. Bücher, die weder staatstragend noch ideologisch, sondern einfach schön und spannend zu lesen sind. "Weshalb es also schmallippig verschweigen?", fragt Martin. "Ja, es war ein Glück, mit solchen Büchern aufgewachsen zu sein."
Im gesamtdeutschen kulturellen Gedächtnis aber spielen sie kaum eine Rolle, weil dort die alte Bundesrepublik prägende Autoren und Filmemacher dominieren. So bleibt ein Fünftel der Bevölkerung, rund sechzehn Millionen Menschen, die mit diesen Werken sozialisiert wurden, praktisch ausgeschlossen. Martin, der im Frühjahr 1989 im Alter von neunzehn Jahren die DDR verließ, weil er den Kriegsdienst und die SED ihm daraufhin das Studium verweigerte, beschreibt das alles weder in einem anklagenden noch nostalgischen Ton. Vielmehr schöpft er, und das macht dieses Buch so erfrischend, aus einem überbordenden Erfahrungs- und Anekdotenschatz. Er erzählt Geschichten zur Entstehung der Werke und entreißt sie damit nicht nur dem Vergessen, sondern bringt sie vor allem aufs gesamtdeutsche Tapet. Diese Werke zeigen, was der Osten eben auch war: "Dass die faszinierendsten seiner Kulturleistungen nicht wegen des Parteiregimes oder dagegen, sondern trotz dessen strangulierender Wirkung zustande gekommen waren - als Bücher, Filme, Songs, Gemälde oder Fotografien."
In einem großen Panorama fächert Martin die Vielstimmigkeit der in Ostdeutschland entstandenen Kultur auf, kritisiert, dass sie bei der Frage der inneren Einheit bis heute kaum eine Rolle spielt, widerspricht jenen, die sie für belanglos halten, und beansprucht für sie einen Platz im heutigen Deutschland - ohne westdeutsche Pendants als Referenzrahmen. Der Kabarettist Peter Ensikat, der im Westen stets als "Hildebrandt des Ostens" vorgestellt wurde, hat mal gesagt, für ihn sei die deutsche Einheit erst vollendet, wenn Dieter Hildebrandt der "Ensikat des Westens" genannt werde. Die im Osten entstandene Kunst brauche keine Konturierung durch Abgrenzung, schreibt wiederum Martin; der Schauspieler Gojko Mitic sei ebenso wenig ein "DDR-Winnetou" wie Liselotte Welskopf-Henrich ein "Anti-Karl-May", im Gegenteil: "Als wären die eigentlichen Geschichten - Romane und Filme und das Leben derer, die damit verbunden sind - nicht bereits faszinierend genug und auf jeden Fall bigger than GDR."
Martin konzentriert sich vor allem auf die Literatur und schöpft dabei aus einem immensen Wissen. Es mag für manchen überraschend sein, aber es gab in der DDR auch ein Leben jenseits von Bevormundung und Stasi, erst recht in jenen oft mühsam abgerungenen Freiräumen für Kunst, die nicht selten Räume innerer Emigration waren. Mit beinahe kindlicher Entdeckerfreude gräbt der Autor Bücher, Schallplatten und Defa-Filme aus, schildert Lebenswege der Künstler auch in all ihrer Ambivalenz. Die Kehrseite vergisst er dabei schon aufgrund seiner eigenen Erfahrungen keineswegs, vielmehr bettet er das Thema immer wieder auch autobiographisch ein.
Martins Sympathie gehört eher Dissidenten wie Reiner Kunze, Utz Rachowski oder Günter Kunert als etwa dem populären Komponisten Günther Fischer. Der hatte den kongenialen Soundtrack zum Film "Solo Sunny" geschrieben und mit Manfred Krug umjubelte Auftritte hingelegt, bis ihn Krug nach 1990 in einem offenen Brief in der Zeitschrift "Der Spiegel" als Stasi-Zuträger entlarvte und die Freundschaft kündigte: "Du hast wohl gestaunt, was so ein bißchen Musikmachen einbringt", schrieb Krug an Fischer. "Nur daß Du auch gesungen hast, weiß bisher keiner so recht, was?"
Martin schildert das alles unvoreingenommen, und er fällt kein Urteil, sondern fragt auch mit Blick auf das eigene Erleben: "Welche Erinnerungen werden bleiben, welche Momente im Gedächtnis bewahrt?" Seine zurückhaltende Antwort, die man sich häufiger im Umgang nicht nur mit ostdeutscher Kultur, sondern in Bezug auf ostdeutsche Geschichte wünschte, lautet: "Vielleicht beginnt es ja damit, das Selbsterlebte weder ängstlich noch hochfahrend daran zu messen, ob es vermeintlich repräsentativ war." Dabei muss man gar nicht so weit gehen wie der einstige Punker Geralf Pochop, der 1987 aus politischen Gründen zu sechs Monaten Haft verurteilt worden war und im Buch resümiert: "Punk war das Beste, was uns in der DDR passieren konnte. Wir wurden diskriminiert, gejagt und willkürlich weggesperrt, trotzdem waren wir freier als alle anderen. Es war die intensivste Zeit meines Lebens."
Wie schwierig es nach wie vor ist, sich aufgrund des unterschiedlichen Erfahrungsschatzes zu verständigen, beschreibt Martin gleich eingangs anhand eines Gesprächs zwischen ost- und westdeutschen Freunden und Bekannten, die an einem See in der Berliner Umgebung auf Umweltliteratur zu sprechen kommen. Die Westler werfen "Die Wolke" von Gudrun Pausewang als ihre "Initiation" zum Thema ein, während ein Ostler Hanns Cibulka nennt, der als einer der Ersten die Umweltzerstörung in der DDR beschrieb. Ein anderer sagt, dass "Flugasche" von Monika Maron für ihn "das" Umweltbuch der DDR sei. "Hierauf", schreibt Martin, seinerzeit noch ahnungslos, wie aktuell der Fall im Herbst 2020 sein würde, "scheint nun ein westliches Fallbeil zu blinken: Aber sei ,die Maron' denn nicht inzwischen ,so rechts geworden'?" Doch stellt sich schnell heraus: "Selbst der Fragesteller hat ,nur mal irgendwie gehört, dass'." Die Runde kriegt die Kurve und endet im Konsens, der "Wir sind ja hier nicht in der Zone" lautet. Der Satz, schreibt Martin erleichtert, funktionierte an diesem Abend immerhin noch als Formel gegen jenen "deutschlandweit neorechten Sprech, nach dem man eben doch ,schon wieder meinungsmäßig in der DDR angelangt'" sei.
STEFAN LOCKE
Marko Martin: "Die verdrängte Zeit". Vom Verschwinden und Entdecken der Kultur des Ostens.
Tropen Verlag, Stuttgart 2020. 426 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Räume innerer Emigration: Marko Martin blickt unvoreingenommen auf die Kultur der DDR
Die DDR war noch nicht offiziell verschwunden, als auf den Deponien des kleinen Landes Bücherhaufen wuchsen. Buchhandlungen, Bibliotheken und Verlage räumten ihre Regale und schmissen nicht nur Parteiliteratur buchstäblich auf den Müllhaufen der Geschichte, sondern gleich alles, was die gut achtzig Verlage der DDR je publiziert hatten. Darunter waren neben in Leinen gebundenen Klassikern, mit denen sich auch Westdeutsche gern für billiges Geld eingedeckt hatten, "vor allem auch Kinder- und Jugendbücher, kluge, der Zensur abgerungene Alltagsromane, subtil-subversive Gedichtbände und Reiseberichte", schreibt Marko Martin. Zwei Generationen im Osten sind mit Büchern von Franz Fühmann, Benno Pludra, Ludwig Renn, Götz R. Richter, Alex Wedding oder Liselotte Welskopf-Henrich groß geworden. Bücher, die weder staatstragend noch ideologisch, sondern einfach schön und spannend zu lesen sind. "Weshalb es also schmallippig verschweigen?", fragt Martin. "Ja, es war ein Glück, mit solchen Büchern aufgewachsen zu sein."
Im gesamtdeutschen kulturellen Gedächtnis aber spielen sie kaum eine Rolle, weil dort die alte Bundesrepublik prägende Autoren und Filmemacher dominieren. So bleibt ein Fünftel der Bevölkerung, rund sechzehn Millionen Menschen, die mit diesen Werken sozialisiert wurden, praktisch ausgeschlossen. Martin, der im Frühjahr 1989 im Alter von neunzehn Jahren die DDR verließ, weil er den Kriegsdienst und die SED ihm daraufhin das Studium verweigerte, beschreibt das alles weder in einem anklagenden noch nostalgischen Ton. Vielmehr schöpft er, und das macht dieses Buch so erfrischend, aus einem überbordenden Erfahrungs- und Anekdotenschatz. Er erzählt Geschichten zur Entstehung der Werke und entreißt sie damit nicht nur dem Vergessen, sondern bringt sie vor allem aufs gesamtdeutsche Tapet. Diese Werke zeigen, was der Osten eben auch war: "Dass die faszinierendsten seiner Kulturleistungen nicht wegen des Parteiregimes oder dagegen, sondern trotz dessen strangulierender Wirkung zustande gekommen waren - als Bücher, Filme, Songs, Gemälde oder Fotografien."
In einem großen Panorama fächert Martin die Vielstimmigkeit der in Ostdeutschland entstandenen Kultur auf, kritisiert, dass sie bei der Frage der inneren Einheit bis heute kaum eine Rolle spielt, widerspricht jenen, die sie für belanglos halten, und beansprucht für sie einen Platz im heutigen Deutschland - ohne westdeutsche Pendants als Referenzrahmen. Der Kabarettist Peter Ensikat, der im Westen stets als "Hildebrandt des Ostens" vorgestellt wurde, hat mal gesagt, für ihn sei die deutsche Einheit erst vollendet, wenn Dieter Hildebrandt der "Ensikat des Westens" genannt werde. Die im Osten entstandene Kunst brauche keine Konturierung durch Abgrenzung, schreibt wiederum Martin; der Schauspieler Gojko Mitic sei ebenso wenig ein "DDR-Winnetou" wie Liselotte Welskopf-Henrich ein "Anti-Karl-May", im Gegenteil: "Als wären die eigentlichen Geschichten - Romane und Filme und das Leben derer, die damit verbunden sind - nicht bereits faszinierend genug und auf jeden Fall bigger than GDR."
Martin konzentriert sich vor allem auf die Literatur und schöpft dabei aus einem immensen Wissen. Es mag für manchen überraschend sein, aber es gab in der DDR auch ein Leben jenseits von Bevormundung und Stasi, erst recht in jenen oft mühsam abgerungenen Freiräumen für Kunst, die nicht selten Räume innerer Emigration waren. Mit beinahe kindlicher Entdeckerfreude gräbt der Autor Bücher, Schallplatten und Defa-Filme aus, schildert Lebenswege der Künstler auch in all ihrer Ambivalenz. Die Kehrseite vergisst er dabei schon aufgrund seiner eigenen Erfahrungen keineswegs, vielmehr bettet er das Thema immer wieder auch autobiographisch ein.
Martins Sympathie gehört eher Dissidenten wie Reiner Kunze, Utz Rachowski oder Günter Kunert als etwa dem populären Komponisten Günther Fischer. Der hatte den kongenialen Soundtrack zum Film "Solo Sunny" geschrieben und mit Manfred Krug umjubelte Auftritte hingelegt, bis ihn Krug nach 1990 in einem offenen Brief in der Zeitschrift "Der Spiegel" als Stasi-Zuträger entlarvte und die Freundschaft kündigte: "Du hast wohl gestaunt, was so ein bißchen Musikmachen einbringt", schrieb Krug an Fischer. "Nur daß Du auch gesungen hast, weiß bisher keiner so recht, was?"
Martin schildert das alles unvoreingenommen, und er fällt kein Urteil, sondern fragt auch mit Blick auf das eigene Erleben: "Welche Erinnerungen werden bleiben, welche Momente im Gedächtnis bewahrt?" Seine zurückhaltende Antwort, die man sich häufiger im Umgang nicht nur mit ostdeutscher Kultur, sondern in Bezug auf ostdeutsche Geschichte wünschte, lautet: "Vielleicht beginnt es ja damit, das Selbsterlebte weder ängstlich noch hochfahrend daran zu messen, ob es vermeintlich repräsentativ war." Dabei muss man gar nicht so weit gehen wie der einstige Punker Geralf Pochop, der 1987 aus politischen Gründen zu sechs Monaten Haft verurteilt worden war und im Buch resümiert: "Punk war das Beste, was uns in der DDR passieren konnte. Wir wurden diskriminiert, gejagt und willkürlich weggesperrt, trotzdem waren wir freier als alle anderen. Es war die intensivste Zeit meines Lebens."
Wie schwierig es nach wie vor ist, sich aufgrund des unterschiedlichen Erfahrungsschatzes zu verständigen, beschreibt Martin gleich eingangs anhand eines Gesprächs zwischen ost- und westdeutschen Freunden und Bekannten, die an einem See in der Berliner Umgebung auf Umweltliteratur zu sprechen kommen. Die Westler werfen "Die Wolke" von Gudrun Pausewang als ihre "Initiation" zum Thema ein, während ein Ostler Hanns Cibulka nennt, der als einer der Ersten die Umweltzerstörung in der DDR beschrieb. Ein anderer sagt, dass "Flugasche" von Monika Maron für ihn "das" Umweltbuch der DDR sei. "Hierauf", schreibt Martin, seinerzeit noch ahnungslos, wie aktuell der Fall im Herbst 2020 sein würde, "scheint nun ein westliches Fallbeil zu blinken: Aber sei ,die Maron' denn nicht inzwischen ,so rechts geworden'?" Doch stellt sich schnell heraus: "Selbst der Fragesteller hat ,nur mal irgendwie gehört, dass'." Die Runde kriegt die Kurve und endet im Konsens, der "Wir sind ja hier nicht in der Zone" lautet. Der Satz, schreibt Martin erleichtert, funktionierte an diesem Abend immerhin noch als Formel gegen jenen "deutschlandweit neorechten Sprech, nach dem man eben doch ,schon wieder meinungsmäßig in der DDR angelangt'" sei.
STEFAN LOCKE
Marko Martin: "Die verdrängte Zeit". Vom Verschwinden und Entdecken der Kultur des Ostens.
Tropen Verlag, Stuttgart 2020. 426 S., geb., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»In einem großen Panorama fächert Martin die Vielstimmigkeit der in Ostdeutschland entstandenen Kultur auf, kritisiert, dass sie bei der Frage der inneren Einheit bis heute kaum eine Rolle spielt, widerspricht jenen, die sie für belanglos halten, und beansprucht für sie einen Platz im heutigen Deutschland - ohne westdeutsche Pendants als Referenzrahmen.« Stefan Locke, FAZ, 04. November 2020 Stefan Locke FAZ 20201104