Magisterarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Philosophie - Theoretische (Erkenntnis, Wissenschaft, Logik, Sprache), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Alles ist schon da, und es wird nur herausgewickelt. So schreibt Friedrich Schiller am 2. Oktober 1797 in einem Brief an Johann Wolfgang Goethe über den Oedipus von Sophokles, und damit ist der Anfang gemacht, Enthüllungsdramen und deren Handlungsstrukturen literaturwissenschaftlich zu untersuchen. Allerdings gibt Schillers Brief noch keine ausreichende Auskunft darüber, was er für die Struktur des Oedipus für entscheidender hält: die analytische Handlung, die die polare Spannung Geheimnis-Auflösung des Geheimnisses bestimmt, oder das durch das Orakel gegebene mantische Geschehen, welches sich für die polare Spannung Vorbestimmung - Erfüllung der Bestimmung zeichnet. Auch das Verhältnis zwischen Vorgeschichte und gegenwärtiger dramatischer Handlung, das für die vorliegende Untersuchung
von besonderem Interesse sein wird, bleibt damit unberührt. So ist mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffend, daß Schiller diese zwei für die Struktur der sophokleischen Tragödie zentralen Komponenten, die kriminalistische und die mantische, nicht immer deutlich genug differenziert hat.
Die Begründung für diese Annahme findet sich in Schillers abschließenden Anmerkungen über den Anteil des Orakels an der Tragödie, wo er nicht zwischen den zwei verschiedenen Arten von Orakeln unterscheidet: aus der Prophezeiung des einen Orakels geht hervor, dass die Stadt Theben erst dann von der Pest befreit wird, wenn der Mörder des Königs Laios gefunden und bestraft wird. Neben diesem hypothetischen Wenn-dann prophezeit ein zweites Orakel, dass Oedipus seinen Vater Laios erschlagen und seine Mutter Iokaste ehelichen wird. Kategorisch-rätselhaft nennt Sträßner dieses zweite Orakel, dessen Weissagungen längst eingetreten sind und so keine gegenwärtigen Aktivitäten veranlassen kann. Allein die hypothetische Prophezeiung konstituiert die analytische Handlungsstruktur und motiviert das tragische Geschehen, während die kategorisch-rätselhaften Prophezeiungen auf schicksalhafte Verknüpfungen verweisen, die für die dramatis personae zunächst in ihrem aktuellen Handeln ohne Bedeutung bleiben.
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von besonderem Interesse sein wird, bleibt damit unberührt. So ist mit großer Wahrscheinlichkeit zutreffend, daß Schiller diese zwei für die Struktur der sophokleischen Tragödie zentralen Komponenten, die kriminalistische und die mantische, nicht immer deutlich genug differenziert hat.
Die Begründung für diese Annahme findet sich in Schillers abschließenden Anmerkungen über den Anteil des Orakels an der Tragödie, wo er nicht zwischen den zwei verschiedenen Arten von Orakeln unterscheidet: aus der Prophezeiung des einen Orakels geht hervor, dass die Stadt Theben erst dann von der Pest befreit wird, wenn der Mörder des Königs Laios gefunden und bestraft wird. Neben diesem hypothetischen Wenn-dann prophezeit ein zweites Orakel, dass Oedipus seinen Vater Laios erschlagen und seine Mutter Iokaste ehelichen wird. Kategorisch-rätselhaft nennt Sträßner dieses zweite Orakel, dessen Weissagungen längst eingetreten sind und so keine gegenwärtigen Aktivitäten veranlassen kann. Allein die hypothetische Prophezeiung konstituiert die analytische Handlungsstruktur und motiviert das tragische Geschehen, während die kategorisch-rätselhaften Prophezeiungen auf schicksalhafte Verknüpfungen verweisen, die für die dramatis personae zunächst in ihrem aktuellen Handeln ohne Bedeutung bleiben.
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