Am Ende von Ibrahim al-Konis Roman 'Die verheissene Stadt' steht die Stadt tatsächlich, und sie hat einen Namen: Tân Amghâr, das Land des Stammesführers. Der Stamm ist sesshaft geworden, entsprechend dem Geheiss - so will es der allgemeine Glaube - des verstorbenen Stammesführers, über dessen Grab ein Heiligtum errichtet wurde. Dieses ist Ausgangspunkt und Zentrum des neuen Lebens. Der Wille des Stammesführers, übermittelt durch die ihm 'vermählte' Jungfrau, leitet weiterhin die Bewohnerinnen und Bewohner des 'kleinen Wâw', wie der Volksmund die Stadt nennt.Das grosse Wâw, das Paradies, aus dem die Menschen einst vertrieben wurden und das wiederzufinden sie sich ein Leben lang mühen und es in vielerlei Form zu erkennen glauben - dieses grosse Wâw bleibt auf Erden unerreichbar. Seiner ansichtig zu werden ist ein menschlichem Willen entzogener Gnadenakt.Mit 'Die verheissene Stadt' liegt ein weiteres kunstvoll komponiertes Werk von poetischer Kraft und philosophischer Weisheit des grossen libyschen Schriftstellers vor.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Wenn man sich erst einmal auf Ibrahim al-Konis besondere Erzählweise eingelassen hat, kann man auch in seinem jüngsten Werk "Die verheißene Stadt" in die geheimnisvolle Kultur der Tuareg eintauchen, berichtet Rezensent Martin Zähringer. Dieser Roman reihe sich nahtlos in die Reihe der Tuareg-Erzählungen des Autors ein, die alle den Mythos Wüste als krassen Gegensatz zum hektischen Treiben in der Großstadt darstellen. Dabei komme dieser Roman nach Meinung des Rezensenten wie eine kürzere Fassung des 2002 erschienenen Epos "Die Magier" daher, lediglich das Ende sei etwas positiver. In "Die verheissene Stadt" schildert al-Koni in einzelnen Episoden, die ein "locker zusammengesetztes, aber inhaltlich verbundenes Mosaik" bilden, die Suche des jungen Protagonisten nach dem "Waw", dem "verlorenen Paradies. Dabei helfen soll ihm die Poesie, was den Rezensenten insbesondere verzückt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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