Riane Eislers Modell einer "Caring Economy" - einer "fürsorglichen Ökonomie" - ist ebenso kühn wie wegweisend und die Übersetzung ihres Ansatzes ins Deutsche längst überfällig. Eislers Buch, das erstmals 2007 unter dem Titel "The Real Wealth of Nations" in den USA veröffentlicht wurde und in zahlreiche Sprachen übersetzt ist, ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen transdisziplinären Forschungsleistung. Es nimmt seinen Ausgang von der Frage, wie es sein kann, dass Menschen - trotz ihres kreativen Potenzials und ihrer Fähigkeit zur Empathie - in der Welt so viel Schaden anrichten. Schaden an sich selbst, anderen Menschen und der Umwelt. Eislers Antwort: An der Wurzel jeder Ökonomie, die Ungleichheit, Armut und Zerstörung produziert, ist eine Gesellschaft, die Frauen und die ihnen überantwortete Care-Arbeit abwertet. Jede progressive und nachhaltige Ökonomie, sei es eine Gemeinwohl- oder eine Postwachstumsökonomie, muss deswegen zuallererst diesen Bereich der Fürsorge für andere wieder in das ökonomische Denken hereinholen - sonst kann es keine Caring Economy geben. Eisler zeigt auf, wie ein solcher Wandel gesellschaftlich umsetzbar ist, auf politischer wie auf individueller Ebene.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Ramona Westhof bekommt von der US-Soziologin Riane Eisler Anregungen für ein partnerschaftlicheres Wirtschaften. Dass die Autorin von US-Verhältnissen ausgeht, führt laut Rezensentin zwar dazu, dass einige Forderungen im Buch, wie Elterngeld oder Arbeitslosenversicherung, zumindest dem europäische Leser kaum revolutionär erscheinen, was Eisler über Respekt gegenüber Umwelt und Mitmenschen in der Wirtschaft zu sagen hat, bleibt für Westhof gleichwohl gültig, so zum Beispiel ihr Vorschlag, "Care-Arbeit" von Müttern in die Wirtschaftskennzahlen miteinfließen zu lassen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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