Die Verknöpften sind Liselotte, Minna, Leon und Hilli. Liselotte hat für die Mädchen Freundschaftsbänder genäht, die mit einem Knopf verschlossen werden und ihre Freundschaft für immer besiegeln sollen.
„Jede macht bei einer von uns den Knopf zu. So sind wir für immer verknöpft.“ (S.27)
Leider
hält der Zauber der Freundschaftsbänder nicht lange, denn die Geschichte spielt kurz vor Beginn des…mehrDie Verknöpften sind Liselotte, Minna, Leon und Hilli. Liselotte hat für die Mädchen Freundschaftsbänder genäht, die mit einem Knopf verschlossen werden und ihre Freundschaft für immer besiegeln sollen.
„Jede macht bei einer von uns den Knopf zu. So sind wir für immer verknöpft.“ (S.27)
Leider hält der Zauber der Freundschaftsbänder nicht lange, denn die Geschichte spielt kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs in Bochum.
Eingerahmt wird die Geschichte der vier Kinder von zwei Sequenzen aus dem Ghetto in Riga, wo sich ihre frühere Lehrerin um Kinder und Kranke kümmert, solange ihr dies möglich ist.
In Bochum im Herbst 1938 spürt man gleich zu Beginn der Geschichte den kalten Hauch der nationalsozialistischen Regierung. Denn für Personen, die für die Regierung nichts wert oder unerwünscht sind, fängt die Verfolgung und der Krieg schon sehr viel früher an.
Leon kommt mit Verletzungen in die Schule und wird kurze Zeit später zum Schutz tagtäglich von seiner Lehrerin nach Hause begleitet, damit er nicht weiterhin von anderen Kindern verprügelt wird.
Wenn Liselotte und Minna Hilli besuchen wollen, müssen sie aufpassen, dass keiner sie dabei beobachtet, aber viel zu schnell sind die Treffen unter den drei Freundinnen nicht mehr durchführbar.
Die berufliche Existenz von Liselottes Eltern wird in einer Novembernacht innerhalb weniger Stunden zerstört.
Andrea Behnke macht das jüdische Leben in dieser grausamen Zeit jedoch nicht nur greifbar durch die Schrecken, sondern auch durch das Teilen jüdischer Traditionen, Feste und Speisen.
Durch die Augen eines Kindes mit jüdischem Glauben erfahren Leser*innen hautnah von zerbrechenden Freundschaften, erleben den Schrecken der Nacht des 9. November – der Reichspogromnacht – und spüren die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit, die manch einen angesichts dieser Schrecken ereilt, aber auch die Hoffnung auf ein neues Leben in einem neuen Land.
Leider ist diese Geschichte kein Märchen, sondern ein sehr dunkles, wenn nicht das dunkelste Kapitel überhaupt der deutschen Geschichte, und so wird der Ring der vier Freunde in der Tat in alle Himmelsrichtungen zersprengt.
Wieder hört Ilse Hirschberg das Lied, das Lied vom festgebundenen Kälbchen.
Und am Himmel fliegt ein Vogel davon. (S.132)
Ich habe schon viele Bücher aus der Zeit des 3. Weltkriegs gelesen, was der Geschichte den Schrecken jedoch nicht nimmt.
Die Autorin lässt die Erzählung um die vier Verknöpften nicht alleine im Raum stehen.
Im Anhang finden sich im Nachwort die Geschichte von Else Hirsch aus Bochum. Die Geschichte der Lehrerin Ilse Hirschberg im Buch ist die wahre Geschichte von Else Hirsch.
Außerdem befindet sich ein Glossar am Ende des Buches, mit einigen Wörtern und Begriffen aus der Geschichte, sowie ein Bildnachweis.
Die Ausgabe im Verlag Monika Fuchs ist eine überarbeitete Neuauflage der Geschichte, die ursprünglich 2021 im Ariella Verlag erschienen ist.
Aufgrund der Erzählperspektive und des kompakten Umfangs wünsche ich mir, dass diese Geschichte sehr lange lieferbar bleibt und vielleicht den Weg als Lektüre in das eine oder andere Klassenzimmer als Schullektüre findet.
Die Sprache ist einfach genug, damit Kinder die Geschichte alleine lesen und verstehen können und dennoch inhaltlich so anspruchsvoll, dass sie ebenso geeignet für Erwachsene ist.