In seinen neuen Gedichten betreibt Tom Schulz poetische Gedächtnisbildung. Er steigt hinab in die "Keller, wo die Geweihe hängen", steigt bis hinauf in die Kronen der Kirschbäume und setzt in jeder Schicht Erinnerungsmarken. Dabei beansprucht er das Phantomgedächtnis der Überlieferung, überblendet die eigene Erinnerung an die Kindheit in der DDR mit Szenen des brennenden Dresden und der Gegenwart der Pegida-Aufmärsche. Wohin uns diese Gedichte auch führen, nach Litauen, nach Mexiko oder zu den Kühen vorm Atomkraftwerk - Tom Schulz zeigt, dass das Stolpern, das Innehalten Bedingung ist für eine empathische Wahrnehmung der Welt, Bedingung für ihre Verbesserung.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Burkhard Müller zerlegt Tom Schulz' neuen Gedichtband Stück für Stück in seine Einzelteile. Schon der Titel lässt ihn wenig Neues erwarten - und wenn Schulz in Gedichten wie "Buchenweimar" die Nähe von Konzentrationslager und Klassik hervorrufen will, ärgert sich der Kritiker vor allem über den Gestus eines Poeten, der sich wie ein einsamer "Rufer in der Wüste" gibt, um längst im Mainstream Verankertes zu verkünden. Auch Schulz' Spiel mit Verweisen auf Klopstock, Paul Celan oder Wolfgang Hilbig kann Müller nicht überzeugen: Kalauernde Erwähnungen fremder Dichtung reichen nicht, um daran teilzuhaben, schimpft er. Nicht zuletzt führt ihm Schulz geradezu beispielhaft vor, dass Verknappungen, Ellipsen und Anspielungen nicht per se Bedeutsamkeit erzeugen.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH