Lecco, am Comer See, im 17. Jahrhundert: "Diese Trauung findet nicht statt, weder morgen noch sonst!" Mit diesen Worten verhindern die Schergen Don Rodrigos, eines brutalen Landedelmanns, die Hochzeit von Lucia und Renzo. Als die beiden sich dennoch trauen lassen wollen, müssen sie vor dem Zorn Don Rodrigos fliehen. Lucia findet Zuflucht im Kloster und Renzo zieht gen Mailand. Doch als er dort ankommt, wird er in einen Aufstand verwickelt und auch Lucia ist im Kloster nicht sicher ...
"Die Verlobten" zählt nicht nur zu den großen Werken der Weltliteratur, es ist auch der Höhepunkt der italienischen Romankunst des 19. Jahrhunderts. Unerreicht in seiner historischen Tiefe, in seiner psychologischen Durchdringung, in der souveränen epischen Anlage des Stoffes, weitet sich das Schicksal von Lucia und Renzo zum Gemälde eines ganzen Landes - der Lombardei - und einer ganzen Epoche - des frühen 17. Jahrhunderts. Nicht nur die privaten Lebensläufe stecken voller Gefahren, Umwege und bitterer Rückschläge, auch das Los Italiens unter spanischer Fremdherrschaft ist ungewiss.
Meisterhaft verknüpft Manzoni das Politische mit dem Privaten und lässt so seinen Roman bei aller historischen Ferne ganz gegenwärtig wirken.
"Die Verlobten" zählt nicht nur zu den großen Werken der Weltliteratur, es ist auch der Höhepunkt der italienischen Romankunst des 19. Jahrhunderts. Unerreicht in seiner historischen Tiefe, in seiner psychologischen Durchdringung, in der souveränen epischen Anlage des Stoffes, weitet sich das Schicksal von Lucia und Renzo zum Gemälde eines ganzen Landes - der Lombardei - und einer ganzen Epoche - des frühen 17. Jahrhunderts. Nicht nur die privaten Lebensläufe stecken voller Gefahren, Umwege und bitterer Rückschläge, auch das Los Italiens unter spanischer Fremdherrschaft ist ungewiss.
Meisterhaft verknüpft Manzoni das Politische mit dem Privaten und lässt so seinen Roman bei aller historischen Ferne ganz gegenwärtig wirken.
Alessandro Manzoni "Die Verlobten"
Der gewöhnliche Leser (ein schöner Ausdruck Virginia Woolfs; sie meint uns), der gewöhnliche Leser hat oft große Angst vor Büchern, die er nach Meinung aller Autoritäten gelesen haben muß, um auch nur vor sich selber mitreden zu können. Trotzt er dann aber einmal allen Autoritäten und vertraut der eignen Kraft und liest solche Sachen einfach, dann entpuppen sie sich oft als hinreißend schön und wunderbar verständlich und bezaubern auch seine eigne mit sich selber redende Seele. Manzonis "Verlobte" ist ein solches Buch; es spielt am Comer See, in Mailand, in Bergamo, die Zeit ist das frühe siebzehnte Jahrhundert (der historische Roman ist sonst ein zweifelhaftes Gebilde, aber hier, in seinen Anfängen, im ersten Drittel des Jahrhunderts, treibt er wunderschöne Blüten), und das Schicksal zweier Liebender führt uns an Räubern und schlimmen Tyrannen, am hohen Klerus und an wahrhaft beseelten Geistlichen, an Helden und an geduckten Kleinbürgern vorbei in Kriegs- und Friedenszeiten hinein, in die Schrecken der Willkür, und dann, und gerade auch dafür ist das Buch berühmt, in die große Pest von Mailand, in der sich dann alle Knoten lösen (wer anderswo oft sieht, wie gern und beinahe leichtfertig viele Romanciers Krieg und Pestilenz benutzen, um billig Figuren loszuwerden, mit denen sie sonst große Probleme kriegen würden, der weiß den Mut zu schätzen, mit dem ein Mann wie Manzoni, durchaus eingedenk des Risikos, hier auf die Pest losgeht; es ist genau dieser Mut, der die großen Romanciers ausmacht. Sehr keck und hübsch unbedacht sagt Renzo einmal, im Kapitel 33 - Renzo ist der Liebende, seine Verlobte heißt Lucia: "Wenn ich eine so schöne Gelegenheit vorübergehen lasse - die Pest! . . . - so eine kommt nicht wieder!" und darauf, sofort, greift dann der Autor ein und sagt: "Wir wollen es hoffen, mein lieber Renzo"). Manzoni erzählt oft sehr bedächtig, als ob wir unendlich Zeit hätten. Aber wenn wir uns einlassen auf ihn, enthüllt auch die Zeit, die wir haben, ganz ungeahnte Dimensionen, und füllt sich so unmerklich auf, daß wir von ihr Mengen gewinnen, an die wir vor diesem Erzählen niemals geglaubt hätten (Alessandro Manzoni: "Die Verlobten". Aus dem Italienischen übersetzt von Ernst Wiegand Junger. Mit 440 Illustrationen der italienischen Ausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1985. 925 S., br., 28,90 DM). R.V.
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»Ich liebe diesen Roman!« Umberto Eco