Julia Weber arbeitet an ihrem zweiten Roman, als sie schwanger wird. Ein zweites Kind? Wie wird ihr Leben sein? Woher Kraft und Zeit nehmen für zwei Kinder und das Schreiben?In der Angst, dass das Leben und seine Forderungen ihre Kunst auffressen könnten, beginnt Julia Weber schreibend ein Gespräch mit ihren Romanfiguren. Der Alltag drängt sich in ihre Kunst und die Kunst drängt sich in den Alltag, dazu die Frage, wie es gelingen könnte, das Leben zu viert mitsamt ihrer Kunst. Sie protokolliert Gespräche mit H., ihrem Mann, sammelt Briefe an ihre Freundin A., Nachrichten ihrer Mutter, Erinnerungen an das eigene Kindsein, das Hineinwachsen in einen Frauenkörper, in einen erwachsenen Alltag der Notwendigkeiten, das Dagegenhalten gegen die Notwendigkeiten mit Hilfe der Kunst, das Dagegenhalten gegen die große Traurigkeit, gegen die Angst, und immer wieder die Anläufe in den Roman, die Verwandlung des Lebens in Literatur, Bewusstheit, Glück.«Die Vermengung» ist eine eindrückliche Beschreibung des weiblichen Körpers und seiner Transformationen und die Erkundung einer weiblichen Biografie von heute zwischen Berufstätigkeit und Familie, zwischen Leben und Kunst, Freundschaft und Gesellschaft. Sie entwirft zugleich eine Poetik weit abseits einer hartnäckig überlieferten Genietradition, eine radikale und doch weiche, auf das Leben gerichtete Auffassung von Kunst. Ein hochpoetischer Text von großer Kraft und Aktualität!
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Ekkehard Knörer erlebt mit den Büchern von Julia Weber ("Die Vermengung") und Heinz Helle ("Wellen"), wie die Autofiktion eine weitere Dimension erhält. Die beiden Schriftsteller sind ein Paar, sie haben zusammen Kinder bekommen und erzählen in ihren jeweiligen Büchern von ihrem gemeinsamen Leben. Man kann die beiden als Romane ausgewiesenen Bücher sehr gut unabhängig voneinander lesen, findet Knörer, es seien kluge Selbstbeobachtungen, mal mehr, mal weniger fiktionalisiert. Aber interessanter noch erscheint ihm, sie als "literarische Parallelaktion" zu verstehen und nachzuvollziehen, wie aus dem Du in dem einen Roman ein Ich im anderen wird und umgekehrt. Ausgesprochen raffiniert ist für Knörer dann die "doppelte Belichtung" einer Erfahrung, in der sich wiederum Leben und Schreiben vermengen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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