Mit diesem Band liegt das Hauptwerk von Homi K. Bhabha erstmals komplett in deutscher Übersetzung vor. Kein Denker hat die Problematik der Verortung der Kultur so prägnant auf den Punkt gebracht wie dieser "anglisierte postkoloniale Migrant, der zufällig ein Literaturwissenschaftler mit leicht französischem Einfluss ist" - so Bhabhas Selbstcharakterisierung. In einer virtuosen, beziehungsreichen Sprache legt er dar, dass in postkolonialen Zeiten das "Wesen" oder der "Ort" der Kultur nicht mehr als einheitlich, geschlossen verstanden werden kann. Derartigen Vorstellungen hält der Theoretiker der Hybridität sein Konzept des "Dritten Raumes" entgegen, das über die geläufigen Polaritäten wie Ich - Anderer, Dritte Welt - Erste Welt weit hinausgeht.
Die in der Verortung der Kultur versammelten Texte zählen zu den innovativsten und einflussreichsten Arbeiten der aktuellen Literaturtheorie und Kulturwissenschaft. Eine ernstzunehmende Beschäftigung mit postkolonialen oder multikulturellen Fragen ist - wie Toni Morrison einmal sagte - ohne eine Lektüre von Homi K. Bhabhas Werk schlicht undenkbar.
Die in der Verortung der Kultur versammelten Texte zählen zu den innovativsten und einflussreichsten Arbeiten der aktuellen Literaturtheorie und Kulturwissenschaft. Eine ernstzunehmende Beschäftigung mit postkolonialen oder multikulturellen Fragen ist - wie Toni Morrison einmal sagte - ohne eine Lektüre von Homi K. Bhabhas Werk schlicht undenkbar.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
In seinen bereits 1994 im englischen Original erschienenen Essays zeige der Autor, wie sehr der ungenügende hermeneutische Zugriff der Kolonialmächte des 19. Jahrhunderts auf die unterworfenen Länder für die spätere Auflösung der neuen Imperien verantwortlich sei. Soweit hat Kersten Knipp an dem Buch auch nichts auzusetzen. Erst indem sie dessen Methodik darlegt, teilt sie uns ihre Bedenken mit: Allzusehr, schreibt sie, habe sich der Autor der Logik des Poststrukturalismus` unterworfen und versucht, die Vorstellung von einer chimärischen Wirklichkeit auf die koloniale Realität zu übertragen. Die Spaltung und die Ambivalenz aber, die der Autor feiert, sind für Knipp "seit je Kernbestand des kulturellen Prozesses". Den dekonstruktivistischen Jargon des Buches findet die Rezensentin überdies so elegant wie penetrant, statt Kontakt zur politischen Wirklichkeit zu halten, meint sie, kreise dieser schließlich narzisstisch um sich selber.
© Perlentaucher Medien GmbH
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