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In "Die Versuchung des Pescara" entwirft Conrad Ferdinand Meyer ein eindringliches Porträt des spanischen Adligen, der im Kontext von Macht, Ehre und Verrat lebt. Der Roman kombiniert historische Genauigkeit mit dichterischer Sprachkunst und fördert damit ein tiefes Verständnis für die inneren Konflikte des Protagonisten. Meyers Stil ist geprägt von einer eleganten Prosa und einer psychologischen Feinfühligkeit, die den Leser in die moralischen Dilemmata und ethischen Fragestellungen des 16. Jahrhunderts hineinzieht. Die Erzählung ist nicht nur eine Studie über persönliche und…mehr

Produktbeschreibung
In "Die Versuchung des Pescara" entwirft Conrad Ferdinand Meyer ein eindringliches Porträt des spanischen Adligen, der im Kontext von Macht, Ehre und Verrat lebt. Der Roman kombiniert historische Genauigkeit mit dichterischer Sprachkunst und fördert damit ein tiefes Verständnis für die inneren Konflikte des Protagonisten. Meyers Stil ist geprägt von einer eleganten Prosa und einer psychologischen Feinfühligkeit, die den Leser in die moralischen Dilemmata und ethischen Fragestellungen des 16. Jahrhunderts hineinzieht. Die Erzählung ist nicht nur eine Studie über persönliche und gesellschaftliche Werte, sondern reflektiert auch die Spannung zwischen individueller Freiheit und dem Druck der sozialen Normen dieser Epoche. Conrad Ferdinand Meyer, ein bedeutender Vertreter der deutschsprachigen Literatur des 19. Jahrhunderts, wuchs in einem kulturellen Umfeld auf, das von Humanismus und einem Interesse an historischen Themen geprägt war. Diese Einflüsse sind in der erzählerischen Tiefeund den Charakterstudien seines Werks zu spüren. Meyers umfangreiche Kenntnisse der Weltliteratur und seine Leidenschaft für die Ergründung menschlicher Schicksale motivierten ihn, die komplexe Figur des Pescara zu gestalten und dessen Kämpfe mit Loyalität und persönlichem Ehrgeiz zu thematisieren. "Die Versuchung des Pescara" ist ein unverzichtbares Werk für alle, die sich für die Verflechtungen von Geschichte, Ethik und Literatur interessieren. Die meisterhafte Erzählweise Meyers bietet nicht nur philosophische Anregungen, sondern auch eine packende Lektüre, die in ihrer Tiefe und Vielschichtigkeit zum Nachdenken anregt. Leser werden eingeladen, die Zeit und das Denken des Renaissancezeitalters zu erkunden und die universelle Relevanz der darin behandelten Themen zu erkennen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.01.2017

HÖRBUCHKOLUMNE
Gedrängt, aber nie karg, nie ärmlich ist die Prosa des historistischen Erzählmeisters Conrad Ferdinand Meyer, sie bietet eine dichte Folge starker Reize. Das ist nichts für Leser, die sich vor Effekten fürchten, und nichts für Schauspieler, die auf Effekte setzen. Sie würden sich nur blamieren vor Meyers Virtuosität.
1887 erschien als eines seiner letzten Werke die Renaissance-Novelle „Die Versuchung des Pescara“. Italien im Jahr 1525: Der Feldherr Pescara, der die Schlacht bei Pavia für Karl V. gewann, soll zum Verrat an seinem Kaiser überredet werden. Ehren, eine Krone, Drohungen wie Schmeichelworte werden aufgeboten, ihn auf die Seite der Liga zu ziehen, die das „geliebte Italien“ zu einen verspricht. Pescaras Frau, die schöne, gebildete Viktoria, in Literaturgeschichten als Vittoria Colonna bekannt, scheint schon für die italienische Sache gewonnen zu sein.
Über sie und ihre Dichtungen, über die historischen Hintergründe, die Conrad Ferdinand Meyer ausgiebig studiert hat, informiert wie immer bei Hörbüchern des Sinus-Verlags das sorgfältig gemachte Booklet.
Die Handlung schreitet im Wechsel von Dialogen und Bildbeschreibungen voran, bis am Ende der Held selber wie die Hauptfigur eines Freskos daliegt. Burghart Klaußner säuselt, wütet, schmeichelt, wiegelt auf, besänftigt. Er leiht jeder Figur Leben, den Szenen Prägnanz und Rhythmus, den vielen Kunstwerken, existierenden wie erfundenen, Präsenz. Nicht aus Fleisch und Blut, hieß es oft, seien Meyers Menschen, sondern „bloß“ aus Marmor und Gips. Klaußners Kunst erledigt dieses Klischee. Im großen Drama seiner Lesung hat alles Tag und Licht, sinnliche Gegenwart bis zum letzten schwachen Schrei.
„Haben Sie auch Wasser?“ Über diese Frage mag man nur mit Benjamin von Stuckrad-Barre nachdenken. Seit „Soloalbum“ beschreibt er das Gesellschaftsleben der Gegenwart als einen Kampfplatz, auf dem man weniger die Gegner fürchten, vielmehr die vielen Fallen vermeiden muss, will man dem Absturz ins Peinliche entgehen. „Nüchtern am Weltnichtrauchertag“ ist ein Nebenwerk, ein heiteres Seitenstück zu „Panikherz“, dem autobiografischen Roman über Rausch, Sucht, Genesung. „Haben Sie auch Wasser?“, fragt der Genesene die Kellner, während rings um ihn das abendliche Trinken vollzogen wird wie immer: ein wenig verklemmt, demonstrativ sozialverträglich, am Rausch meist nur nippend.
Benjamin von Stuckrad-Barre performt seinen Bericht sehr nüchtern, Fallhöhe wird erst einmal nicht angestrebt. Wehmütig fast klingt das Zählen der Zigaretten am Weltnichtrauchertag: von der ersten, der morgendlichen in „Notgemeinschaftsromantik“ bis zur 21. Zigarette auf dem Balkon. Das trifft die Raucherexistenz genau: zwischen der Sehnsucht nach Rauchfreiheit und der Sehnsucht nach der nächsten Zigarette. Auch das eine Übung im Nicht-Dazugehören.
Jakob Heym hat ein Radio, nein, er lässt seine Freunde, die Mitgefangenen im Ghetto, glauben, dass er eines habe, damit sie den Lebenswillen behalten, damit sie ihm glauben, jetzt, da die Rote Armee nur noch einige Hundert Kilometer entfernt steht. Die Geschichte von Jakob, dem Lügner hatte Jurek Becker ursprünglich in einem Film erzählen wollen. Er schrieb ein Drehbuch für seinen Freund Frank Beyer, doch der fiel bei den DDR-Oberen in Ungnade. Daher verfasste Jurek Becker seinen ersten Roman, der dann später, 1974, erfolgreich verfilmt und für den Oscar nominiert wurde. Die Geschichte ging auf seinen Vater zurück. Nach dem Überfall auf Polen waren Jurek Becker und seine Eltern ins Ghetto Litzmannstadt deportiert worden.
Jurek Becker selbst hat Auszüge aus seinem Roman für eine Schallplatte vorgelesen. Die erste vollständige Lesung, man glaubt es kaum, ist diese mit August Diehl. Er erzählt die Geschichte von Jakob Heym, dessen Mitgefangenen, vom Ghetto, dem Radio und dem Tod ohne historische Patina, ohne Angebote an die Hörer, das Geschehen in irgendeiner Ferne zu entsorgen. Beherrscht, gewitzt spricht Diehl, kraftvoll durch Zurückhaltung, auch da, wo das Gesetz des Erzählens ausgesprochen wird: „Wir wollen jetzt ein bißchen schwätzen, wir wollen jetzt ein bißchen schwätzen, wie es sich für eine ordentliche Geschichte gehört. Ohne ein Schwätzchen ist alles so elend traurig.“
JENS BISKY
Conrad Ferdinand Meyer: Die Versuchung des Pescara. Gelesen von Burghart Klaußner.
Sinus Verlag, Kilcherbg 2016. 4 CDs, 307 Minuten, Booklet 256 Seiten, 39,80 Euro.
Benjamin von Stuckrad-Barre: Nüchtern am Weltnichtrauchertag. Ungekürzte Autorenlesung. Tacheles/Roof Music, Bochum 2016.
1 CD, 56 Minuten, 10 Euro.
Jurek Becker: Jakob der Lügner. Ungekürzte Lesung mit August Diehl. Speak Low, Berlin 2016.
7 CDs, 515 Minuten, 29,80 Euro.
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