2022 jährt sich zum vierhundertsten Mal die Geburt eines deutschlandweit in allen Medien gefeierten Heldenkollektivs: die vierhundert Pforzheimer Bürger.Der Opfertod der vierhundert Pforzheimer Bürger, die 1622 in der Schlacht bei Wimpfen im Dreißigjährigen Krieg den Rückzug ihres geschlagenen Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach deckten, war bis ins 20. Jahrhundert ein wichtiges Datum im kollektiven Gedächtnis der Deutschen. Das bürgerliche Heldenkollektiv wurde im 18. und 19. Jahrhundert deutschlandweit in Dramen, politischen Reden, Gedichten, Erzählungen und bildkünstlerischen…mehr
2022 jährt sich zum vierhundertsten Mal die Geburt eines deutschlandweit in allen Medien gefeierten Heldenkollektivs: die vierhundert Pforzheimer Bürger.Der Opfertod der vierhundert Pforzheimer Bürger, die 1622 in der Schlacht bei Wimpfen im Dreißigjährigen Krieg den Rückzug ihres geschlagenen Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach deckten, war bis ins 20. Jahrhundert ein wichtiges Datum im kollektiven Gedächtnis der Deutschen. Das bürgerliche Heldenkollektiv wurde im 18. und 19. Jahrhundert deutschlandweit in Dramen, politischen Reden, Gedichten, Erzählungen und bildkünstlerischen Werken zum frühen Kronzeugen eines Verfassungspatriotismus stilisiert, bevor es in der Moderne als Fiktion entlarvt wurde.Abgesehen von einigen noch heute prominenten Autoren wie Ernst Ludwig Posselt und Georg Büchner sind die meisten literarischen und bildkünstlerischen Zeugnisse inzwischen weitgehend vergessen. Dennoch ermöglicht die Rekonstruktion, dichte Beschreibung und Deutung des Heldenkollektivs unabhängig von seinem historischen Wahrheitsgehalt genaue Einblicke in Genese, Funktion und Dekonstruktion einer Heldenlegende, die weit über die regionalen Aspekte hinausgeht. Somit liefert die Fallstudie einen wichtigen Beitrag zur Heldenforschung.
Achim Aurnhammer, geb. 1952, war nach seinem Studium der Germanistik, Geschichte und Italianistik in Heidelberg und Florenz als Hochschullehrer in Heidelberg und Berlin tätig, bevor er 1992 als Ordinarius für Neuere deutsche Literaturgeschichte an die Universität Freiburg berufen wurde, wo er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2020 lehrte. Zu seinen Veröffentlichungen zählen sechzehn Monographien, ca. 40 Herausgeberschaften und 150 Aufsätze. Zu seinen wichtigsten Forschungsgebieten zählen die Motivgeschichte, die Frühe Neuzeit, Deutsch-italienische Literaturbeziehungen und die Klassische Moderne. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich mit Heroisierungsprozessen und Aspekten einer komparativen Heroik. Aurnhammer ist Mitherausgeber der Buchreihen Frühe Neuzeit, Klassische Moderne, Bibliothek des Literarischen Vereins Stuttgart. Seit 2013 ist er Ordentliches Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Veröffentlichungen u. a.: Deutsch-chinesische Helden und Anti-Helden (mit Chen Zhuangying; 2020); Christus als Held und seine heroische Nachfolge. Zur 'Imitatio Christi' in der Frühen Neuzeit (mit J. A. Steiger; 2020); Deutsche Literatur der Frühen Neuzeit: Humanismus, Barock, Frühaufklärung (mit N. Detering; 2019).
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