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»König Henri IV ist ein hervorragendes Beispiel, daß die Macht über Menschen auch wohltätig sein kann. Während des Zeitalters, das der Autor selbst erlebte, hatte er beinahe nichts anderes gekannt als Mächtige, die schädlich waren infolge Bosheit und Dummheit. Er hatte das Problem der Macht oft behandelt. Eine hohe Genugtuung, endlich die Macht der Güte darzustellen.«Heinrich MannMit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Produktbeschreibung
»König Henri IV ist ein hervorragendes Beispiel, daß die Macht über Menschen auch wohltätig sein kann. Während des Zeitalters, das der Autor selbst erlebte, hatte er beinahe nichts anderes gekannt als Mächtige, die schädlich waren infolge Bosheit und Dummheit. Er hatte das Problem der Macht oft behandelt. Eine hohe Genugtuung, endlich die Macht der Güte darzustellen.«Heinrich MannMit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.
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Autorenporträt
Heinrich Mann, 1871 in Lübeck geboren, begann nach dem Abgang vom Gymnasium eine Buchhhandelslehre, 1891/92 volontierte er im S. Fischer Verlag. Heinrich Mann hat Romane, Erzählungen, Essays und Schauspiele geschrieben. 1933 emigrierte er nach Frankreich, später in die USA. 1949 nahm er die Berufung zum Präsidenten der neu gegründeten Akademie der Künste in Ost-Berlin an, starb aber 1950 noch in Santa Monica/Kalifornien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.03.2009

Zu viel der Gütigkeiten

Wir haben die Henri-Quatre-Romane nie wirklich gelesen. Wir haben sie damals verschluckt, heruntergestürzt in ein, zwei Nächten. Trotz dieser Eile sind bis heute in beiden vergilbten Broschüren die Spuren verschieden temperierter Benutzer dokumentiert, Rotstiftunterstreichungen mit Lineal, Bleistiftnotizen, Eselsohren, Kaffeeflecken, Ausrufezeichen. Zeichen der Identifikation. In der Schule lasen wir Thomas Mann, für uns entdeckten und liebten wir Heinrich, den unterschätzten, vielleicht vor allem, weil er einwandfrei immer auf der richtigen Seite der Geschichte stand. Arbeiteten uns tapfer durch die "Göttinnen"-Trilogie, lasen "Schlaraffenland" und "Kleine Stadt", dann sogar die verschraubten "Armen", den verdrehten "Kopf", am liebsten und wiederholt aber das im Exil entstandene Gleichnis vom mageren, klugen König Heinrich. Etwa zur selben Zeit gab es zum Frühstück Lieder von Biermann oder von den Doors oder Goulds Bach oder Verdis Requiem. Hauptsache, es knallte. Adrenalin mit großem Vibrato, etwas Dreck, etwas Frechheit, viel Gutmenschentum. Verdi zum Beispiel, fast frei von Frechsein und Gütigkeiten, ist geblieben. Henri Quatre aber verblasste und wurde zäh, heute kommt man über die ersten fünfzig Seiten mit Mühe hinaus, überall sprießen Gräten aus der Konstruktion, spreizen sich wichtigtuerisch die gleichen künstlich verknappten Drechselsätze, die auch der Herzogin von Assy in den Mund gelegt sind. Anfangs geht es ja noch. Da hängen einige Bilder zwar schon schief in den zu breiten Rahmen, alle Guten sind irrsinnig gut, alle Bösen leicht erkennbar an ihrem Hinken, ihrem Gestank, ihren fetten Fingern. Doch der Held ist jung, ein Kind aus dem Süden, es hat Lust auf Melone und findet im kalten Paris nur Saures, Kitsch und Klischee haben noch ihre ganz eigentümliche Poesie:

"Die ersehnten Früchte lagen auf der schwarzen Erde, er setzte sich hin, wühlte die Hände, die bloßen Füße hinein und jauchzte leise." Später dann, wenn all das Jauchzen, Wühlen, Sehnen kein Ende nimmt; wenn der Prinz von Navarra nach der Vergiftung seiner Mutter die Hugenotten anführt, wenn er sich im Machtlabyrinth des Louvre versteckt unter der Maske des Witzbolds, wenn er in der Bartholomäusnacht Frauen Blut saufen sieht aus Schüsseln und Rabenschwärme, die das Tageslicht verdunkeln, wenn er in Ohnmacht fällt, kämpft, Strippen zieht und sich durchbeißt, bis er dann endlich König wird und seine "Große Sache" betreiben kann, das heißt, Frankreich befriedet, das Volk beglückt und die Neuzeit einläutet, nicht ohne nebenher ein paar stark parfümierte, pastellfarbene Romanzen zu absolvieren, worunter die mit der reizenden Gabriele immer noch betäubend wirkt wie ein Strauß Hyazinthen; da hat dann am Ende der gute König schon um 1600 mit Hilfe der Aufklärung den Faschismus besiegt. Hält noch jeanpaulmäßig eine Rede von der Wolke herab, Liebeserklärung an la douce France, zugleich Sonntagspredigt an die Gegenwart, an dich und mich: "Seht mir in die Augen. Ich bin ein Mensch wie ihr." Man glaube ihm kein Wort. Dieser Henri mit zu viel Vibrato, ohne Zwischentöne, ist keine historische Figur, auch keine Politparodie oder Zeitoper. Henri ist Heinrich. Er hatte ein Identifikationsproblem, das war's.

ELEONORE BÜNING

Heinrich Mann: "Die Jugend des Königs Henri Quatre", "Die Vollendung des Königs Henri Quatre". Rowohlt, 9,95 und 12,95 Euro

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