Über den Anfängen von Philosophie und Wissenschaft liegt ein dichter historischer und hermeneutischer Schatten. Die Genese dieser Wissensformen wird häufig in der Naturdeutung gesucht, verliert sich dabei aber in Vorgeschichten: der Schritt vom Mythos zum Logos, wie es in der Vorsokratikerforschung heißt, bleibt so vage und unbestimmt. Entscheidend ist der Wandel von Denkformen.Jürgen Mittelstraß zeigt in detaillierten Analysen und in Auseinandersetzung mit der weitverzweigten Forschungsliteratur auf, wie mit den Vorsokratikern Heraklit und Parmenides das Denken im Begrifflichen und Methodischen zu sich selbst findet. Dabei spielt die Thaletische Geometrie mit ihren theoretischen Sätzen und der Bildung der Beweisidee eine zentrale Rolle. In ihr, so die These des Buches, liegt die Entdeckung der Möglichkeit von Philosophie und Wissenschaft beschlossen und damit auch die Antwort auf die Frage nach ihren Anfängen.