Pakistanische Flüchtlinge besetzen den Minoritenplatz, auf Transparenten steht der Name eines toten Pakistaners. Während die Polizei versucht deeskalierend zu handeln, macht der Journalist Uwe Tinnermans zufällig ein Foto von einer jungen Frau und einem Polizisten, nichts ahnend,dass aus einer
harmlosen Situation noch eine reißerische Geschichte wird. Auf einmal wittert Uwe die Story seines…mehrPakistanische Flüchtlinge besetzen den Minoritenplatz, auf Transparenten steht der Name eines toten Pakistaners. Während die Polizei versucht deeskalierend zu handeln, macht der Journalist Uwe Tinnermans zufällig ein Foto von einer jungen Frau und einem Polizisten, nichts ahnend,dass aus einer harmlosen Situation noch eine reißerische Geschichte wird. Auf einmal wittert Uwe die Story seines Lebens. Da im Grunde die Geschichte nicht wirklich aufregend ist, beginnt er seine eigene Sicht der Dinge darzustellen und setzt die junge Pakistanerin Veena Shahida als Symbolfigur des Protests in Szene. Obwohl sie mitten in einem Asylverfahren steckt, wo ihre Anwältin Birgit Toth mit allen Mitteln versucht diesen durchzubringen, lässt sich Veena immer mehr von Uwe beeinflussen und die Flüchtlinge lassen sich dazu überreden, die Kirche zu besetzen. Veenas Asylantrag hat dadurch auch kaum noch Chancen auf Erfolg, da sie bei ihrer Anhörung vor dem Richter sich in Widersprüchen verwickelt und so ihre Glaubwürdigkeit immer weniger wird. Uwe ist in seinem Element und macht Fotos von armen und hungernden Flüchtlingen um die Auflagen der Zeitung zu steigern. Obwohl sein alter Chef Konrad Brandt, der es selbst nie so genau mit der Wahrheit genommen hat, zu Beginn noch Feuer und Flamme für die Geschichte war, merkt dieser nun, dass Uwe die ganze Situation nur mehr nach seinen Vorstellungen manipuliert und kaum mehr etwas der Wahrheit entspricht. Plötzlich sind die Asylanten keine Helden mehr, aber wer weiß, vielleicht sind die paar Flüchtlinge in der Kirche noch brauchbar für die Wahlen?
,,Die Wahrheit der anderen“ ist ein gesellschaftskritischer Roman des Autors Daniel Zipfel. Die Geschichte spielt in Wien, könnte aber überall auf der Welt ebenso passieren. Da es vor Jahren einen ähnlichen Fall in Wien gegeben hat, ist anzunehmen, dass einige Handlungen sich vielleicht tatsächlich so abgespielt haben. Das Thema der Asylpolitik wird vom Autor jetzt nicht direkt behandelt, sondern er lässt den Leser daran teilhaben, wie vor allem der Journalismus es schafft, Menschen zu manipulieren. Wie soll man dabei herausfinden, was wahr und was gelogen ist. Der Autor erwähnt hierbei auch den Begriff ,,kalt schreiben“, also etwas zu verfassen, ohne dabei gewesen zu sein. Dabei merkt man als Leser, wie leicht es sein kann, dass man manipuliert wird. Sein Protagonist Uwe durchläuft in dem Roman eine negative Wandlung. Von unscheinbar bis knallharter Journalist, der selbst auf Kosten der jungen Veena, die Menschen belügt und dazu bringt Dinge zu tun, die sie eigentlich gar nicht wollen. Der Roman ist nicht leicht zu lesen, da es erstens sehr viele unsympathische Protagonisten gibt und man zweitens selbst nicht mehr unterscheiden kann, wo die Grenze zwischen Wahrheit und Lüge liegt. Der Autor schafft es dabei immer wieder eine Wendung herbei zu führen, wo man sich selbst verunsichern lässt und man ständig schwankt, ob man Veena ihre tragische Geschichte abnimmt oder nicht. In dem Roman wird vieles inszeniert, manipuliert und die Wahrheit ständig an einer Lüge angepasst. Es gibt nur knallharte Fakten, wo Menschenschicksale im Grunde nebensächlich sind. Den Roman zu beurteilen fällt nicht leicht. Auf der einen Seite ist er spannend und tragisch und auf der anderen verwirrend. Wenn es dann auch noch so viele Protagonisten gibt, zu denen man nicht wirklich eine ,,Beziehung“ aufbauen kann, fällt das Lesen nicht immer leicht. Aber ich denke, dass es dem Autor nicht wichtig war, eine heile Welt darzustellen, sondern aufzuzeigen , wie die Wirklichkeit ist und das ist ihm dann doch gelungen.