Das vorliegende Buch widmet sich dem Werk des Büchnerpreisträgers Ernst Meister (1911-1979), einem der bedeutendsten Lyriker des 20. Jahrhunderts. Die Studie rekonstruiert die Dialektik von Nähe und Distanz zum Zeitgeschehen in Meisters Dichtung, erschließt umfassende Verstehenshorizonte und spürt verborgene Zeitbezüge und konkrete zeitgeschichtliche Referenzen auf, die Meister von der einschlägigen Forschung bisher abgesprochen wurden. Dabei wird das Werk in seiner Zeit situiert, ohne die Distanz zu leugnen, die es von ihr abhebt. Unternommen wird eine Integration der Meisterschen Dichtung in literarische, philosophische und historische Zusammenhänge. Der Untersuchung der poetischen Bildersprache kommt hierbei eine zentrale Bedeutung zu. Meisters Lyrik überzeugt durch ihre "Wahrheit der Bilder", die Studie macht die Funktionsweise der Metaphorizität in Meisters Werk sichtbar. Auf der Grundlage der Blumenbergschen Metaphorologie werden Meisters poetische Raum- und Zeitkonzeptionen nachgezeichnet, seine Versuche, Raum- und Zeitkoordinaten zu etablieren in einer Epoche, die ihre transzendenten Verbindlichkeiten verloren hat. Dabei entsteht in Meisters Lyrik eine ganz eigene, spezifisch poetische Konstitution von Welt, die im Dialog mit literarischen und philosophischen Traditionen steht, etwa mit Augustinus, Baudelaire und Heidegger, sich an entscheidenden Stellen aber auch von der Tradition abzugrenzen weiß. Durch ihre langjährige Mitarbeit an der Erschließung des umfangreichen Meister-Nachlasses konnte die Autorin neue Perspektiven auf das Werk des Lyrikers eröffnen und die Frage nach dem Zusammenhang von Meisters Dichtung und ihrem Welt- und Wirklichkeitsbezug neu stellen.