Das Problem einer "Wahrheit der Literatur" beschäftigt Dichter und Literaturtheoretiker seit antiken Zeiten. Die vorliegenden Studien befassen sich mit der Entwicklung verschiedener Wahrheitskonzeptionen von Aristoteles bis Lessing. Es lassen sich bei Aristoteles zwei unterschiedliche Wahrheitskonzepte aufzeigen, die im 18. Jahrhundert aufgegriffen und entsprechend den Prämissen der zeitgenössischen, philosophischen Schulen modifiziert wurden. Shaftesbury, Gottsched und Breitinger stehen paradigmatisch für drei Positionen, die das aristotelische Modell für ihre Zwecke nutzen, kreativ umformulieren und z.T. ergänzen. Lessing erreicht im Rückgriff auf Aristoteles eine höhere Reflexionsstufe in dieser Wahrheitsdiskussion: in den Abhandlungen über die Fabel und im Laokoon konzipiert er unterschiedliche Wahrheitsmodelle für die Fabel und die narrativen Gattungen. In der Hamburgischen Dramaturgie schließlich entwirft er ein völlig neues, umfassendes Konzept einer "Wahrheit der Literatur."