Wenige deutsche Geisteswissenschaftler der letzten 50 Jahre haben die kulturelle Situation unserer Zeit, einschließlich ihrer akademischen Strukturen, so nachhaltig geprägt wie Friedrich Kittler. Seine Schriften trugen entscheidend dazu bei, dass Radios, Grammophone und Computer nicht nur zu einer kulturellen Faszination, sondern auch zum Gegenstand der philosophischen Reflexion geworden sind. Der Band versammelt Abhandlungen Kittlers aus 40 Jahren und zeigt das enorme Spektrum, die Intensität und die singuläre Kreativität seines Denkens.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das Problem mit der Lektüre von Friedrich Kittlers Medientheorie ist ihr durchschlagender Erfolg, meint Andreas Bernard: das Aufbegehren gegen die Formen und Strukturen der konventionellen Germanistik macht sich in gewisser Weise überflüssig, wenn es selbst zum kanonischen Paradigma wird: Der "Virtuose im Schlachten heiliger Kühe" verliert doch entschieden an Relevanz, wenn alle Kühe entweder tot oder profan sind. Dennoch findet Bernard viele der Essays aus diesem Suhrkamp-Band nach wie vor äußerst anregend und bedauert, dass sich Kittler, seinem Vorbild Foucault folgend, in den letzten Lebensjahren dem antiken Griechenland zuwendete, anstatt das Aufkommen sozialer Medien zu analysieren: davon, dass kein Mensch mehr schreibt, wie Kittler Anfang der 90er Jahre behauptet hatte, könne in Zeiten von Facebook, Twitter und What's App schließlich keine Rede sein.
© Perlentaucher Medien GmbH
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