Europa wurde von einem Stier entführt? - von wegen! Tatsächlich war ein Herr namens ´Stier´ der Übeltäter. Palaiphatos, ein Schüler des Aristoteles, erklärt uns, was wirklich hinter den altbekannten griechischen Mythen steckt. Seine Unglaublichen Geschichten dienten Jahrhunderte lang als Schulbuch und werden hier erstmals zweisprachig präsentiert.
Ein "elendes Machwerk" hatte Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff sie genannt, die "Unglaublichen Geschichten" des Aristoteles-Schülers Palaiphatos. Trotzdem waren sie bis ins 19. Jahrhundert ein geschätzter Lesestoff. Das im 4. Jahrhundert v. Chr. entstandene, ursprünglich fünf Bücher umfassende Werk ist in einem spätantiken, auf ein Buch reduzierten Auszug erhalten. Eine neue, von Kai Brodersen besorgte Ausgabe macht es nun wieder zugänglich; zweisprachig und erstmals auch auf Deutsch. Es bietet tatsächlich eine unterhaltsame Lektüre und führt überdies auf vergnügliche Art in die Welt der griechischen Heroen ein. Denn auf sie hat es Palaiphatos abgesehen; sein Ziel ist es, zu zeigen, was dran ist an den unglaublichen Geschichten, die man über sie erzählt. Von Hydra zu Skylla, von Medea zur Sphinx und von Herakles zum Trojanischen Pferd deckt er mit aufklärerischem Furor das "Wahre" hinter den überlieferten Mythen auf. (...) Dank der einfachen Sprache des Palaiphatos bietet sich die neue Ausgabe auch an, um brachliegende Griechischkenntnisse aufzufrischen. Neue Zürcher Zeitung
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Der Rezensent mit dem Kürzel "rib" freut sich, dass die ursprünglich in fünf Bänden im 4. Jahrhundert vor Christus von dem Aristoteles-Schüler herausgegebene Göttergeschichte, die in einer spätantiken Fassung auf ein Buch zusammengekürzt wurde, nun zweisprachig und erstmals auf Deutsch erhältlich ist. Er findet, das Buch sei eine amüsante Einführung in die Götterwelt. Hier werden nämlich eher die lächerlichen und kindischen Seiten der Heroen aufs Korn genommen, ohne jedoch, wie "rib." betont, ihre Macht in Frage zu stellen. Neben dem Informationsgehalt sei das Buch eine wunderbare Möglichkeit, brachliegende Griechischkenntnisse aufzufrischen, findet er und vermisst lediglich einen Hinweis im Vorwort, der die Stellung der "Unglaublichen Geschichten" in der philosophischen Mythenkritik klarer bezeichnen würde.
© Perlentaucher Medien GmbH
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