Ein zart-ironisches Sittengemälde aus dem englischen Landadel des beginnenden 19. Jahrhunderts - in neuer Übersetzung.
Dieses Romanfragment wurde von Jane Austen 1804 geschrieben, wurde aber erst veröffentlicht.
Es beschreibt Emma Watsons Rückkehr zu ihrer Familie, nachdem sie lange Jahre bei einer Tante aufwuchs. Ihre Hoffnung, die wohlhabende Tante zu beerben, wird durch die Neuverheiratung ihrer Tante zerschlagen. Ihre Familie ist verarmter englischer Landadel und Emma nach ihrer langen Abwesenheit zunächst fremd. Auf einem Ball lernt Emma die Nachbarn der Familie kennen und die Austen-typischen Verwicklungen auf dem Weg zum Liebesglück nehmen ihren Lauf.
Weshalb Jane Austen dieses Fragment nie vollendete, ist unbekannt. Welchen Verlauf die Geschichte um Emma und ihre Familie nehmen sollte, wurde jedoch durch einen Brief an ihre Schwester Cassandra überliefert.
Dieses Romanfragment wurde von Jane Austen 1804 geschrieben, wurde aber erst veröffentlicht.
Es beschreibt Emma Watsons Rückkehr zu ihrer Familie, nachdem sie lange Jahre bei einer Tante aufwuchs. Ihre Hoffnung, die wohlhabende Tante zu beerben, wird durch die Neuverheiratung ihrer Tante zerschlagen. Ihre Familie ist verarmter englischer Landadel und Emma nach ihrer langen Abwesenheit zunächst fremd. Auf einem Ball lernt Emma die Nachbarn der Familie kennen und die Austen-typischen Verwicklungen auf dem Weg zum Liebesglück nehmen ihren Lauf.
Weshalb Jane Austen dieses Fragment nie vollendete, ist unbekannt. Welchen Verlauf die Geschichte um Emma und ihre Familie nehmen sollte, wurde jedoch durch einen Brief an ihre Schwester Cassandra überliefert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.06.2011NEUE TASCHENBÜCHER
Jane Austen ohne
Ringellöckchen
„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein alleinstehender Mann, der ein gutes Vermögen besitzt, eine Frau braucht.“ Im ersten Satz von „Stolz und Vorurteil“ fasst Jane Austen (1775-1817) selbst das Thema all ihrer sechs veröffentlichten Romane in kürzester Form zusammen. Und auch ihre drei unvollendeten Romane „Die Watsons“, „Lady Susan“ und „Sanditon“ bilden diesbezüglich keine Ausnahme.
Noch zutreffender wäre allerdings die Formulierung, dass eine alleinstehende Frau, die keinerlei Vermögen besitzt, einen Mann braucht. Beide Sätze zusammen beschreiben das Spannungsverhältnis im Werk der englischen Autorin: Eheglück als der gelungene Versuch, Gefühl und Verstand, Herzenswahl und Versorgungsnot miteinander in Einklang zu bringen. Eine Abweichung stellt der vermutlich zwischen 1801 und 1805 entstandene Briefroman „Lady Susan“ insofern dar, als er das einzige Werk von Jane Austen ist, das nicht eine honette und heiratswillige junge Frau zur Heldin hat, sondern eine reife, amoralische Salonschlange, für die möglicherweise die Marquise de Merteuil aus de Laclos’ „Gefährliche Liebschaften das Vorbild war. Jane Austen hat den Roman jedoch ebenso verworfen wie „Die Watsons“, die oft als Vorstufe zu „Emma“ betrachtet werden. Es könnte sein, dass sie diese beiden sehr freimütigen und daher heiklen „Inbetweenities“, die zwischen ihren literarischen Anfängen und den großen Romanen entstanden, aufgab, weil sie Angst vor der eigenen Courage bekommen hatte.
Anders verhält es sich mit „Sanditon“, den die damals bereits schwerkranke Jane Austen vor ihrem Tod nicht über die Exposition hinaus entwickeln konnte, dessen Anlage jedoch vermuten lässt, dass er ihr vielschichtigster Roman hätte werden können. Alle drei Fragmente gewähren einen aufschlussreichen Einblick in die Blaupausen der Autorin, zeigen in der schnörkellosen, unblumigen Übersetzung von Ursula und Christian Grawe eine noch schärfere, illusionslosere Beobachterin ihrer Zeit –eine Jane Austen ohne Ringellöckchen.
Christopher Schmidt
Jane Austen:
Die Watsons / Lady Susan / Sanditon. Hrsg. v. Ursula und Christian Grawe. Reclam, Stuttgart 2011. 259 S., 8,95 Euro.
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Jane Austen ohne
Ringellöckchen
„Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein alleinstehender Mann, der ein gutes Vermögen besitzt, eine Frau braucht.“ Im ersten Satz von „Stolz und Vorurteil“ fasst Jane Austen (1775-1817) selbst das Thema all ihrer sechs veröffentlichten Romane in kürzester Form zusammen. Und auch ihre drei unvollendeten Romane „Die Watsons“, „Lady Susan“ und „Sanditon“ bilden diesbezüglich keine Ausnahme.
Noch zutreffender wäre allerdings die Formulierung, dass eine alleinstehende Frau, die keinerlei Vermögen besitzt, einen Mann braucht. Beide Sätze zusammen beschreiben das Spannungsverhältnis im Werk der englischen Autorin: Eheglück als der gelungene Versuch, Gefühl und Verstand, Herzenswahl und Versorgungsnot miteinander in Einklang zu bringen. Eine Abweichung stellt der vermutlich zwischen 1801 und 1805 entstandene Briefroman „Lady Susan“ insofern dar, als er das einzige Werk von Jane Austen ist, das nicht eine honette und heiratswillige junge Frau zur Heldin hat, sondern eine reife, amoralische Salonschlange, für die möglicherweise die Marquise de Merteuil aus de Laclos’ „Gefährliche Liebschaften das Vorbild war. Jane Austen hat den Roman jedoch ebenso verworfen wie „Die Watsons“, die oft als Vorstufe zu „Emma“ betrachtet werden. Es könnte sein, dass sie diese beiden sehr freimütigen und daher heiklen „Inbetweenities“, die zwischen ihren literarischen Anfängen und den großen Romanen entstanden, aufgab, weil sie Angst vor der eigenen Courage bekommen hatte.
Anders verhält es sich mit „Sanditon“, den die damals bereits schwerkranke Jane Austen vor ihrem Tod nicht über die Exposition hinaus entwickeln konnte, dessen Anlage jedoch vermuten lässt, dass er ihr vielschichtigster Roman hätte werden können. Alle drei Fragmente gewähren einen aufschlussreichen Einblick in die Blaupausen der Autorin, zeigen in der schnörkellosen, unblumigen Übersetzung von Ursula und Christian Grawe eine noch schärfere, illusionslosere Beobachterin ihrer Zeit –eine Jane Austen ohne Ringellöckchen.
Christopher Schmidt
Jane Austen:
Die Watsons / Lady Susan / Sanditon. Hrsg. v. Ursula und Christian Grawe. Reclam, Stuttgart 2011. 259 S., 8,95 Euro.
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