Produktdetails
  • Verlag: Herold Verlag
  • ISBN-13: 9783776700541
  • ISBN-10: 3776700548
  • Artikelnr.: 24617360
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.04.2006

Band 32
Haare, die im Dunkeln leuchten
Irina Korschunow: „Die Wawuschels”
Es gibt Bücher, die sind ein Stück Kindheit. „Die Wawuschels mit den grünen Haaren” gehören für meine beiden inzwischen erwachsenen Töchter - und damit auch für uns vorlesende Eltern - ganz sicherlich dazu! Jeden Abend haben wir mit Wuschel und Wischel mitgefiebert, wenn sie ihre aufregenden Abenteuer erlebt haben.
Worum geht es? Die Wawuschelkinder Wischel und Wuschel leben mit Eltern, Onkel und Großmutter friedlich in einer Höhle im Berg. Sie sind Troll-artige Wesen, deren grüne Haare im Dunkeln leuchten. Eine wichtige Rolle spielt noch Großmutters Zauberbuch, das leider niemand mehr entziffern kann. Kein einziger Wawuschel hat nämlich lesen gelernt. Nur die pfiffige kleine Wischel hat sich ein paar Buchstaben beigebracht. Eines Tages rumpelt es ganz fürchterlich im Berg, und die ganze Wohnung droht einzustürzen. Am schlimmsten aber ist, dass der Herd zerbricht, an dem die Wawuschel-Mutter immer die wunderbarsten Marmeladen kocht. Und damit fängt die Geschichte richtig an. Wischel will eine neue Feuerstelle zaubern, legt den Finger auf „F” wie Feuer, zaubert aber einen Drachen herbei. Der ist gottseidank friedlich und sehr hilfsbereit. Drache und die Wawuschelkinder machen sich nun auf, um die Ursache für das bedrohliche Gerumpel zu suchen. Dabei geraten sie zum gefährlichen Zazischel-See und begegnen dem gemeinen, zotteligen, hinterhältigen Mamoffel. Wenn Wischel nicht zufällig ein Menschenmädchen getroffen und bei ihm lesen gelernt hätte - dann wäre die Geschichte niemals zu einem guten Ende gekommen!
In der Erinnerung sind alle Szenen für mich so lebendig wie vor 25 Jahren. Besonders die Figur des Mamoffel mit seiner fiesen Ä-Sprache hat uns noch lange begleitet. Es gab für die Kinder nichts Tolleres, Schaurigeres, als wenn Papa drohend rief: „Äch bän ein Mämoffel! Ähr wärdet schon sähen, ähr dummen Wäwuschels!” Dann musste ganz schnell ein Spruch aus dem Wawuschel-Zauberbuch aufgesagt werden, um den Bösewicht versteinern zu lassen. Ein jedesmal von Neuem aufregendes Spiel!
Beim Wiederlesen dieser erstmals 1967 erschienenen Geschichte heute musste ich mich allerdings ein wenig an das etwas biedere Familienbild mit der ewig Marmelade kochenden Mutter und dem strengen Vater gewöhnen. Allein die zielstrebige, kluge kleine Wischel lässt schon erahnen, mit welch wunderbar eigenständigen, emanzipierten Figuren uns Irina Korschunow in ihren folgenden Kinder- und Jugendbüchern beglückt hat! Aber mal ganz ehrlich: Lieben die Kinder deshalb diese warmherzige, phantasievolle Geschichte weniger? Im Gegenteil! „Die Wawuschels” sind ein Märchen - und ein besonders Schönes dazu! Nicht umsonst gehören sie unbestritten zu den immer wieder gelesenen kultigen Klassikern. Und wer nicht genug kriegen kann, der holt sich ganz schnell den Fortsetzungsband!
ULRIKE SCHULTHEIS
Zwei Trollkinder in Gefahr
Illustration: Erich Hölle
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