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In den vierzehn Jahren der Weimarer Republik amtierten zwölf Reichskanzler in vierzehn Kanzlerschaften in der Wilhelmstraße: Philipp Scheidemann, Gustav Bauer, Hermann Müller, Constantin Fehrenbach, Joseph Wirth, Wilhelm Cuno, Gustav Stresemann, Wilhelm Marx, Hans Luther, Heinrich Brüning, Franz von Papen und Kurt von Schleicher. Anders als ihre Vorgänger im Kaiserreich und ihre Nachfolger in der Bundesrepublik Deutschland sind diese zwölf Männer aus dem kollektiven Gedächtnis der Nation weitgehend verschwunden und spielen auch in der Erinnerungskultur so gut wie keine Rolle. Das liegt neben…mehr

Produktbeschreibung
In den vierzehn Jahren der Weimarer Republik amtierten zwölf Reichskanzler in vierzehn Kanzlerschaften in der Wilhelmstraße: Philipp Scheidemann, Gustav Bauer, Hermann Müller, Constantin Fehrenbach, Joseph Wirth, Wilhelm Cuno, Gustav Stresemann, Wilhelm Marx, Hans Luther, Heinrich Brüning, Franz von Papen und Kurt von Schleicher. Anders als ihre Vorgänger im Kaiserreich und ihre Nachfolger in der Bundesrepublik Deutschland sind diese zwölf Männer aus dem kollektiven Gedächtnis der Nation weitgehend verschwunden und spielen auch in der Erinnerungskultur so gut wie keine Rolle. Das liegt neben der Kürze ihrer Amtszeiten sicher auch daran, dass kaum jemand ein Bild von ihnen vor Augen hat. In unserer heutigen Mediengesellschaft gilt: Ohne Bildquellen kann Erinnerung nicht mehr vermittelt werden.

Dieser Entwicklung will dieser Bildband entgegenwirken. Er versammelt die Bildbiographien der zwölf Weimarer Kanzler und versucht, ihr Leben von der Geburt bis zum Tod in Bildern zu dokumentieren. Das Bildmaterial stammt aus über 100 Herkunftsorten, aus Archiven, von kommerziellen Bildagenturen, von Privatpersonen. Einen erheblichen Teil der Fotos haben Nachfahren der Reichskanzler zur Verfügung gestellt, darunter drei Reichskanzlertöchter. Gerade diese einzigartigen Fotos aus Familienhand waren noch nie in der Öffentlichkeit zu sehen. Die rund 800 Fotos dieser Bildquellensammlung reichen von einem Kinderfoto Philipp Scheidemanns von Ende der 1860er Jahre bis zur Beisetzung Heinrich Brünings 1970. In ihnen spiegelt sich eindrucksvoll über ein Jahrhundert deutscher Geschichte.
Autorenporträt
Bernd Braun, Dr. phil., Jg. 1963, 1990 bis 1999 Museumspädagoge, seitdem Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte in Heidelberg, Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.12.2011

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Weimarer Reichskanzler

Meist längst vergessene Reichskanzler der Weimarer Republik werden in einem üppigen Band mit mehr als achthundert Fotos aus über hundert Herkunftsorten des In- und Auslandes wieder etwas ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Kooperation zwischen der Heidelberger "Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte" und der Berliner "Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien" macht dies möglich. Dem aufschlussreichen Bildteil vorgeschaltet ist eine sehr lesenswerte "kollektiv-biographische Skizze" über die zwölf Regierungschefs der vierzehn Kabinette zwischen dem 13. Februar 1919 und dem 30. Januar 1933.

Laut Autor Bernd Braun ist der quantitative und qualitative Bestand "äußerst mager. Von jedem Amtstag eines Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland mit, sagen wir, drei bis vier offiziellen Terminen existieren mehr Fotos als aus jeder Kanzlerschaft der Weimarer Republik." Geboten werden daher Aufnahmen von der Wiege bis zur Bahre oder zum Grabstein, Gestelltes neben Atmosphärischem, außer Karikaturen auch Zeitungsausschnitte. Beispielsweise ist Joseph Wirth zu sehen 1922 im Garten der Reichskanzlei mit "Schäferhund Greif, den er sich nach der Ermordung von Reichsaußenminister Walther Rathenau zu seinem persönlichen Schutz zulegte", dann der Trauerzug für Gustav Stresemann, der 1923 für dreieinhalb Monate Reichskanzler und später weiterhin Außenminister war, im Oktober 1929 in Berlin. Der "Locarno-Kanzler" Hans Luther, der 1925/26 das Amt innehatte, ließ sich von Adolf Hitler als Botschafter in den Vereinigten Staaten missbrauchen; von Luthers Washingtoner Jahren von März 1933 bis März 1937 werden einige Eindrücke vermittelt. Und Hitlers Steigbügelhalter Franz von Papen, bald entsorgt als Gesandter in Österreich, kommt lässig grüßend vor mit Pickelhaube "in seiner alten Generalstabsuniform bei der Herbstparade der österreichischen Truppen im November 1935 in Wien".

RAINER BLASIUS

Bernd Braun: Die Weimarer Reichskanzler. Zwölf Lebensläufe in Bildern. Droste Verlag, Düsseldorf 2011. 502 S., 59,80 [Euro].

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