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Im Rahmen der Reihe "Enzyklopädie deutscher Geschichte" informiert dieser Band zuverlässig über die wichtigsten Ereignisse und Probleme in der Geschichte der Weimarer Republik sowie über den modernen Forschungsstand. Ohne die grundlegenden Forschungen, die in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren durchgeführt worden sind, zu vernachlässigen, konzentriert sich der Band auf die neueren Forschungstrends, die insbesondere das Wechselspiel von sozialökonomischer Entwicklung und Politik im Auge haben. Auf dieser Basis wird dem Leser eingehend vor Augen geführt, wie viele unterschiedliche Faktoren beim Untergang der Weimarer Republik zusammenwirkten. Zu keinem Zeitpunkt war das Scheitern der ersten deutschen Demokratie unausweichlich vorprogrammiert; doch ihr fehlte die Zeit, um aus der Krise von Weltkriegsniederlage und Revolution gestärkt hervorzugehen und zu einer stabilen "Normalität" zu gelangen. Dieses Grundproblem der Weimarer Republik schlug sich in ihrer ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung gleichermaßen nieder. Wichtige Stichworte hierfür lauten: Probleme des Parlamentarismus und des Parteiensystems, die Überforderung der Weimarer Republik als Sozialstaat, die überwiegend prekäre wirtschaftliche Situation, Probleme der politischen Kultur, schließlich der politische Extremismus. Zu allen diesen Themenkomplexen bietet der Band eine problembezogene Übersicht und den neuesten Forschungsstand.
Im Rahmen der Reihe "Enzyklopädie deutscher Geschichte" informiert dieser Band zuverlässig über die wichtigsten Ereignisse und Probleme in der Geschichte der Weimarer Republik sowie über den modernen Forschungsstand. Ohne die grundlegenden Forschungen, die in den fünfziger, sechziger und siebziger Jahren durchgeführt worden sind, zu vernachlässigen, konzentriert sich der Band auf die neueren Forschungstrends, die insbesondere das Wechselspiel von sozialökonomischer Entwicklung und Politik im Auge haben. Auf dieser Basis wird dem Leser eingehend vor Augen geführt, wie viele unterschiedliche Faktoren beim Untergang der Weimarer Republik zusammenwirkten. Zu keinem Zeitpunkt war das Scheitern der ersten deutschen Demokratie unausweichlich vorprogrammiert; doch ihr fehlte die Zeit, um aus der Krise von Weltkriegsniederlage und Revolution gestärkt hervorzugehen und zu einer stabilen "Normalität" zu gelangen. Dieses Grundproblem der Weimarer Republik schlug sich in ihrer ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Entwicklung gleichermaßen nieder. Wichtige Stichworte hierfür lauten: Probleme des Parlamentarismus und des Parteiensystems, die Überforderung der Weimarer Republik als Sozialstaat, die überwiegend prekäre wirtschaftliche Situation, Probleme der politischen Kultur, schließlich der politische Extremismus. Zu allen diesen Themenkomplexen bietet der Band eine problembezogene Übersicht und den neuesten Forschungsstand.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.02.2001Verfassungsuntreu
WEIMARER REPUBLIK. Die innere Entwicklung der ersten deutschen Republik ist intensiv erforscht worden. Auf 45 Seiten gibt Andreas Wirsching einen Überblick über Verfassung, Parteien und Parteiensystem, Sozial- und Wirtschaftspolitik sowie über Auflösung und Ende; anschließend werden anhand von 414 ausgewählten Titeln Grundprobleme und Tendenzen der Forschung prägnant erläutert. Reichskanzler Brüning läutete den Untergang im Juli 1930 ein: Er hob eine im Reichstag gescheiterte Notverordnung zwar formal auf, erließ aber nach Auflösung des Reichstages und vor den Neuwahlen mit Hilfe des Reichspräsidenten eine neue Notverordnung, die inhaltlich der abgelehnten weitgehend entsprach: "Damit war Brüning zum Kampfkanzler gegen das Parlament geworden, der wenn nicht gegen den Buchstaben der Weimarer Reichsverfassung, so doch flagrant gegen deren Geist verstieß." Während Brüning noch lange Zeit auf die Tolerierungspolitik der SPD bauen konnte, agierte Reichskanzler Franz von Papen seit dem 1. Juni 1932 "fast ohne Basis". Er konnte sich gerade einmal auf die sieben Prozent der DNVP-Mitglieder im Reichstag stützen - zu einer Zeit, als die "negative absolute Mehrheit" der extremistischen Flügelparteien KPD und NSDAP mehr als 50 Prozent der Mandate besaß. Wirsching macht darauf aufmerksam, daß die erste deutsche Republik keinesfalls wehr- und widerstandslos dem Ansturm der Republikfeinde zum Opfer gefallen sei. Mit dem Republikschutzgesetz von 1922 und dem Staatsgerichtshof habe sie durchaus "ein normativ-justitielles Gerüst zu ihrer Verteidigung" besessen. Auch habe die Möglichkeit bestanden, verfassungsfeindliche Parteien zu verbieten: "So wurden zwischen 1922 und 1929 in verschiedenen Ländern knapp 40 Parteienverbote ausgesprochen." Der folgenschwere Irrtum der Justiz sei die unterschiedliche Beurteilung der politischen Gegner von links und rechts gewesen. Im Machtvakuum der allerletzten Phase der Republik komme dem Handeln einzelner Personen, inbesondere dem im November 1932 gestürzten Papen, eine besondere Bedeutung zu. In seiner Eitelkeit durch Nachfolger Kurt von Schleicher zutiefst gekränkt, habe Papen im Januar 1933 Hitler gerettet, um in einer Art "Duumvirat" mit dem durch Wahlniederlagen in Thüringen und Sachsen angeschlagenen "Führer" an die Macht zurückzukehren. (Andreas Wirsching: Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 58. R. Oldenbourg Verlag, München 2000. X, 160 Seiten, 29,80 Mark.)
rab.
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WEIMARER REPUBLIK. Die innere Entwicklung der ersten deutschen Republik ist intensiv erforscht worden. Auf 45 Seiten gibt Andreas Wirsching einen Überblick über Verfassung, Parteien und Parteiensystem, Sozial- und Wirtschaftspolitik sowie über Auflösung und Ende; anschließend werden anhand von 414 ausgewählten Titeln Grundprobleme und Tendenzen der Forschung prägnant erläutert. Reichskanzler Brüning läutete den Untergang im Juli 1930 ein: Er hob eine im Reichstag gescheiterte Notverordnung zwar formal auf, erließ aber nach Auflösung des Reichstages und vor den Neuwahlen mit Hilfe des Reichspräsidenten eine neue Notverordnung, die inhaltlich der abgelehnten weitgehend entsprach: "Damit war Brüning zum Kampfkanzler gegen das Parlament geworden, der wenn nicht gegen den Buchstaben der Weimarer Reichsverfassung, so doch flagrant gegen deren Geist verstieß." Während Brüning noch lange Zeit auf die Tolerierungspolitik der SPD bauen konnte, agierte Reichskanzler Franz von Papen seit dem 1. Juni 1932 "fast ohne Basis". Er konnte sich gerade einmal auf die sieben Prozent der DNVP-Mitglieder im Reichstag stützen - zu einer Zeit, als die "negative absolute Mehrheit" der extremistischen Flügelparteien KPD und NSDAP mehr als 50 Prozent der Mandate besaß. Wirsching macht darauf aufmerksam, daß die erste deutsche Republik keinesfalls wehr- und widerstandslos dem Ansturm der Republikfeinde zum Opfer gefallen sei. Mit dem Republikschutzgesetz von 1922 und dem Staatsgerichtshof habe sie durchaus "ein normativ-justitielles Gerüst zu ihrer Verteidigung" besessen. Auch habe die Möglichkeit bestanden, verfassungsfeindliche Parteien zu verbieten: "So wurden zwischen 1922 und 1929 in verschiedenen Ländern knapp 40 Parteienverbote ausgesprochen." Der folgenschwere Irrtum der Justiz sei die unterschiedliche Beurteilung der politischen Gegner von links und rechts gewesen. Im Machtvakuum der allerletzten Phase der Republik komme dem Handeln einzelner Personen, inbesondere dem im November 1932 gestürzten Papen, eine besondere Bedeutung zu. In seiner Eitelkeit durch Nachfolger Kurt von Schleicher zutiefst gekränkt, habe Papen im Januar 1933 Hitler gerettet, um in einer Art "Duumvirat" mit dem durch Wahlniederlagen in Thüringen und Sachsen angeschlagenen "Führer" an die Macht zurückzukehren. (Andreas Wirsching: Die Weimarer Republik. Politik und Gesellschaft. Enzyklopädie deutscher Geschichte, Band 58. R. Oldenbourg Verlag, München 2000. X, 160 Seiten, 29,80 Mark.)
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"Grundprobleme und Tendenzen der Forschung sind prägnant erläutert." -- FAZ, 1.2.2001
"In bewährter Struktur [...]."Olav Zachau in: Praxis Geschichte, S.54, 6/2014