Konstantinopel 1836, eine Mordserie an Offizieren der Neuen Garde bedroht die Ruhe im os- manischen Reich, der Eunuch Yaschim Togalu wird vom Seraskier, dem Kriegsminister des Sultans beauftrag, der Sache auf den Grund zu gehen, und er hat dafür nur 9 Tage Zeit, denn nach Ablauf dieser Frist will
der Sultan eine große Truppenparade abhalten, um den westlichen Mächten seine Macht und Stärke zu…mehrKonstantinopel 1836, eine Mordserie an Offizieren der Neuen Garde bedroht die Ruhe im os- manischen Reich, der Eunuch Yaschim Togalu wird vom Seraskier, dem Kriegsminister des Sultans beauftrag, der Sache auf den Grund zu gehen, und er hat dafür nur 9 Tage Zeit, denn nach Ablauf dieser Frist will der Sultan eine große Truppenparade abhalten, um den westlichen Mächten seine Macht und Stärke zu demonstrieren. Zur selben Zeit geschieht auch im Harem des Sultans ein Mord und kostbarer Schmuck der Mutter des Sultans wird gestohlen und auch in diesem Fall soll Yaschim ermitteln. Interessant war das Buch für mich schon allein dadurch, daß es in einer Zeit spielt, von der ich eigentlich wenig wußte, bis auf ein paar historische Eckdaten. Jason Goodwin hat es verstanden mich in das Konstantinopel Anfang des 19. Jahrunderts eintauchen zu lassen, dabei schildert er das Leben im Harem des Sultans mit all seinen Intrigen u. Ränkeschmieden genauso bildhaft, wie das bunte Markttreiben oder die Lebensumstände der einfachen Leute. Man bekommt einen Einblick in die politischen Verhältnisse des osmanischen Reiches und in die Bemühungen des Sultans, sein Land zu modernisieren und damit den westlichen Mächten ebenbürtig zu werden. Jason Goodwins Schreibstil ist plastisch und bildhaft, der Krimifall ist geschickt konstruiert und sehr komplex, da muß man als Leser doch ein wenig aufpassen, nicht den roten Faden zu ver- lieren, vor allem weil manche Erzählstränge einfach im Nichts enden und man als Leser die Ermittlungen von Yaschim nicht immer nachvollziehen kann, das fand ich ein wenig schade. Die Auflösung beider Fälle am Ende ist dann auch völlig überraschend und war zumindest für mich nicht vorhersehbar. Dem Buch hätten auf jeden Fall eine Karte und vor allem ein Glossar sehr gut getan, wo man zu einigen Sachen Erläuterungen und noch ein paar Hintergrundinfos hätte bekommen können, denn nicht jeder kennt sich osmanischer Geschichte so gut auch wie der Autor. Die Charakterzeichnung der Personen ist dem Autor dann wieder gut gelungen. Yaschim Togalu ist auf jeden Fall eine sehr interessante Ermittlerfigur, von der ich gern noch mehr erfahren hätte, vieles aus seiner Vergangenheit bleibt im Dunkel, was ein wenig schade ist. Während seiner Ermittlungen erhält der Eunuch Unterstützung von seinem Freund Stanislaw Palewski, dem polnischen Botschafter der, da sein Land quasi nicht mehr existiert, in einer halbverfallenen Residenz dem Trunke frönt und von Preen, einer männlichen Tänzerin, die Yaschim mit Infor- mationen versorgt. Schon allein wegen dieser Figuren werde ich den nächsten Teil auf jeden Fall lesen, in der Hoffung auf ein Wiedersehen. Fazit: sehr gelungene Schilderungen des historischen Konstantinopels lassen den Leser in diese exotische Welt förmlich eintauchen, die Figurenzeichnung ist ebenfalls sehr gekonnt, nur der sehr komplexe Krimifall trübt ein wenig die Lesefreude, weil vieles einfach im Nichts verläuft und vieles nicht nachvollziehbar ist, so erscheint die Auflösung am Ende wie aus dem Nichts heraus und hätte auch eine ganz andere sein können.