Wassilij Rosanow (1856-1919) gehört zuden tonangebenden Wortführern derrussischen Moderne im Vorfeld der Revolution. Als solcher war er ebenso umstritten wie ein ussreich. Heutewürde - und sollte - man ihn wohl der überhandnehmenden Spezies der "Multioptionalisten" zuordnen: Sein Denken umgreift nebstden "ewigen" Fragen von Leben und Tod, von Gut und Böse auchaktuelle Probleme der Politik, der Erziehung, der Gesellschaft, derKirche, der Kunst und Literatur. Ein Fach- oder Schulphilosoph wollteRosanow als studierter Historiker, Archäologe und Logiker nicht sein,auch nicht ein universitär engagierter Wissenschaftler im damaligenSinn und Geist der Academia: Nicht der "Philosophie", vielmehr demPhilosophieren galt sein vorrangiges Interesse.