Seit Menschengedenken bringt Erzählen Ordnung in das allgegenwärtige Rauschen, und seit Menschen erzählen, haben sie diese Form der sinnhaften Welterzeugung immer wieder variiert und weiter entwickelt. Dieser Band liefert Materialien zur dieser Universalkompetenz: Einblicke in Theorie und Praxis des Erzählens vom Epos und Roman bis zu Blogs und Chats.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2007Erzählfreude wecken
"Immer seltener wird die Begegnung mit Leuten, welche rechtschaffen etwas erzählen können", klagte Walter Benjamin vor siebzig Jahren in seinem berühmten "Erzähler-Aufsatz". Das neue Funkkolleg des Hessischen Rundfunks mit dem Titel "Die Welt der Geschichten" nimmt seinen Ausgang von einer ganz anderen Einsicht, nämlich: "Erzählen ist immer und überall." Erzählen, so die zwar nicht neuartige, aber immer wieder zu anregenden Betrachtungen Anlass bietende These, ist kein Privileg der Literatur, sondern ein ganz alltäglicher Vorgang der Sinnproduktion und damit eine "Universalkompetenz". In Politik und Pop, Geschichtswissenschaft und Sportjournalismus, Werbung und Religion - täglich werden wir mit Techniken der (Selbst-)Inszenierung konfrontiert. In diesem Begleitbuch lassen sich die in den zweiundzwanzig Sendungen verwendeten Texte nachlesen. Neben Benjamin und Adorno enthält der Band Klassiker der Narratologie wie Genette und Bachtin und Aufsätze zu Erzähltechniken in Kino und Science-Fiction, Computerspielen und Medizin. Für diejenigen Hörer, die nicht alle Folgen im Radio verfolgen werden, hätte sich allerdings ein kurzer Kommentar als Ergänzung des eher allgemein gehaltenen Vorworts angeboten. Dennoch eine gute und interessante Einführung in das Phänomen des Erzählens. ("Die Welt der Geschichten". Kunst und Technik des Erzählens. Hrsg. von Alf Mentzer und Ulrich Sonnenschein. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. 351 S., br., 9,95 [Euro].) brey
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Immer seltener wird die Begegnung mit Leuten, welche rechtschaffen etwas erzählen können", klagte Walter Benjamin vor siebzig Jahren in seinem berühmten "Erzähler-Aufsatz". Das neue Funkkolleg des Hessischen Rundfunks mit dem Titel "Die Welt der Geschichten" nimmt seinen Ausgang von einer ganz anderen Einsicht, nämlich: "Erzählen ist immer und überall." Erzählen, so die zwar nicht neuartige, aber immer wieder zu anregenden Betrachtungen Anlass bietende These, ist kein Privileg der Literatur, sondern ein ganz alltäglicher Vorgang der Sinnproduktion und damit eine "Universalkompetenz". In Politik und Pop, Geschichtswissenschaft und Sportjournalismus, Werbung und Religion - täglich werden wir mit Techniken der (Selbst-)Inszenierung konfrontiert. In diesem Begleitbuch lassen sich die in den zweiundzwanzig Sendungen verwendeten Texte nachlesen. Neben Benjamin und Adorno enthält der Band Klassiker der Narratologie wie Genette und Bachtin und Aufsätze zu Erzähltechniken in Kino und Science-Fiction, Computerspielen und Medizin. Für diejenigen Hörer, die nicht alle Folgen im Radio verfolgen werden, hätte sich allerdings ein kurzer Kommentar als Ergänzung des eher allgemein gehaltenen Vorworts angeboten. Dennoch eine gute und interessante Einführung in das Phänomen des Erzählens. ("Die Welt der Geschichten". Kunst und Technik des Erzählens. Hrsg. von Alf Mentzer und Ulrich Sonnenschein. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2007. 351 S., br., 9,95 [Euro].) brey
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main