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Die Schriftstellerin macht eine Entdeckung: Auf dem Friedhof, den sie jeden Tag besucht, hängt ein totes Baby im Geäst einer Thuja. Ist es der kleine Bruder von Samira, den das neunjährige Mädchen bei der Polizei als vermisst meldet? Mit ihm, ihrer Mutter Mirjam, Onkel Wolf und seinen Freunden Orang und Utan lebt sie in einer Welt, in der so manches in Unordnung ist, in der die Armen, Elenden und Opfer häufig Kinder sind. Diese Welt kennt auch Inspektor Swini nur zu gut (wäre alles in bester Ordnung, es bräuchte keinen Inspektor). Swini hat Talent zur Tragödie, er wird zu Samiras Beschützer,…mehr

Produktbeschreibung
Die Schriftstellerin macht eine Entdeckung: Auf dem Friedhof, den sie jeden Tag besucht, hängt ein totes Baby im Geäst einer Thuja. Ist es der kleine Bruder von Samira, den das neunjährige Mädchen bei der Polizei als vermisst meldet? Mit ihm, ihrer Mutter Mirjam, Onkel Wolf und seinen Freunden Orang und Utan lebt sie in einer Welt, in der so manches in Unordnung ist, in der die Armen, Elenden und Opfer häufig Kinder sind. Diese Welt kennt auch Inspektor Swini nur zu gut (wäre alles in bester Ordnung, es bräuchte keinen Inspektor). Swini hat Talent zur Tragödie, er wird zu Samiras Beschützer, aber er weiß auch, wie schwer eine Schuld wiegen kann, die einem ein Leben lang keiner abnimmt.Es war einmal - so beginnen nicht selten Geschichten, die alles andere als märchenhaft sind. Das ist auch bei Monika Helfer so. Was sie uns erzählt, erzählt sie uns lakonisch und direkt. Feinfühlig und ohne Sentimentalität, berührend und auf aufrührerische Art heiter. Wer sich von Literatur Empathieund glänzende Sätze erwartet, wird nicht enttäuscht werden.
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Autorenporträt
geboren 1947 in Au im Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin in Hohenems, Vorarlberg. Sie hat Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.02.2016

DIE KRIMI-KOLUMNE
Einer muss es ja machen
Ein traurig schönes Krimimärchen von Monika Helfer
Klingt nach übelstem „Tatort“-Klischee: Die Mutter heroinabhängig, die Kinder verwahrlost, der Wohnblock heruntergekommen, und als Beschützer treten drei allgemein anerkannte Dealer in Lederkluft auf. Dabei ist allerdings gar nicht klar, ob dieser unzuverlässige, ungewöhnliche Kurzroman von Monika Helfer, „Die Welt der Unordnung“, überhaupt ein Krimi ist. Okay, es gibt einen ungeklärten Todesfall und ein Kommissar vom Typ trauriger Menschenkenner ermittelt. Sein Gespür täuscht Inspektor Swini leider auch diesmal nicht, als er sich für das neunjährige Mädchen mit struppig-verfilztem Haar zuständig fühlt, das da zielstrebig in sein Revier stiefelt. Dabei kommt sie gar nicht wegen eines Mordes, sondern will eine Vermisstenanzeige aufgeben: Ihr kleiner Bruder sei aus dem Kinderwagen verschwunden, sagt sie, er sei erst ein paar Wochen alt und habe noch nicht einmal einen Namen.
  Auf den schnellen erzählerischen Schwenk durchs Kommissariat folgt aus heiterem Himmel das seltsame Minikapitel „Nur Mut, Inspektor“, das Swini ganz unvermittelt die Linderung seiner Traurigkeit in Aussicht stellt, allerdings erst, wenn es so weit ist. Ist es aber nicht. Bis dahin drängen sich Schlag auf Schlag knappe, sprunghafte Schilderungen aus wechselnder Perspektive ins Bild. Da wäre zunächst Samira, deren Blick auf die Welt sich noch sehr unmittelbar aus Märchen und Fernsehen speist. Ihren geliebten, zwielichtigen Onkel Wolf und dessen Vasallen namens Orang und Utan nennt sie ganz ironiefrei die drei Könige. Ein Touch ihres versponnenen magischen Denkens bleibt, wenn die Erzählperspektive zu den Erwachsenen springt. Einer von ihnen ist Orang, der noch Otmar hieße, wäre er Sternekoch geworden und nicht Dealer. Er träumt beim Kartoffelschälen für Samiras Geburtstags-Pommes ganz naiv davon, das Mädchen, dessen Mutter Miriam und das von Geburt an suchtkranke Baby „zu retten“. Zugleich weiß er, dass er niemals einen Ausweg bieten können, sondern immer nur bei der Verwaltung des Elends helfen wird.
  Diese Gefühl teilt er mit Swini und auch die leise, kitschfreie Traurigkeit. Der Kommissar liest ständig Bibelverse, um seine innere Unruhe zu bekämpfen, die er „Langeweile“ nennt. Das bremst zwar den Erzählfluss, ist aber notwendig, denn Swini verfolgen Erinnerungen, die bisher weder Alkohol noch Drogen vernebeln konnten. Einerseits das dreiste Grinsen eines Mörders, den er nicht überführen konnte, und andererseits das Bild eines ertrinkenden Mädchens. Swini, damals selbst noch ein Kind, hätte es vielleicht gerettet, hätte er schneller verstanden, was geschieht.
  Niemand bleibt unschuldig in dieser Welt, in der ein Kommissar Wölfe durch die Nacht ziehen und seine Wohnung verwüsten sieht. Zugleich sind einem die Figuren von Monika Helfer ungewöhnlich schnell vertraut, ähnlich wie in ihrem Erzählungsband „Die Bar im Freien“ von 2012. So akzeptiert man auch als völlig logisch, dass Swini die traurige Wahrheit über den Tod des Babys nie ausspricht, in der Hoffnung, es könnte noch eine andere auftauchen. Dass er sich lieber mit dem Rocker Wolf verabredet, um Miriams Lover, einem selbstgefälligen Arzt, ein dezentes Drohszenario mit Hund zu präsentieren – das muss ja schließlich auch jemand machen. Dabei ist in fast keiner Szene hundertprozentig klar, was sich in der Realität oder doch im Kopf eines der Beteiligten abspielt – und ob das überhaupt einen Unterschied ergäbe. „Die Welt der Unordnung“ braucht keine Profiler, um zu erklären, warum Menschen handeln, wie sie handeln, man versteht es auch so. Das Buch reflektiert vielmehr in Märchenform das hoffnungslose Unterfangen des Kriminalromans an sich: wie er von der Scheußlichkeit der Welt in einer Weise erzählen soll, die sie ertragbar macht. Und wie das doch eigentlich immer scheitern müsste, einfach weil Erzählen und Ertragen viel zu unterschiedlich sind.
CORNELIA FIEDLER
Das Buch braucht keine Profiler,
um zu erklären, warum Menschen
handeln, wie sie handeln
          
  
  
  
  
Monika Helfer: Die Welt der Unordnung. Verlag Jung und Jung, Salzburg und Wien 2015. 172 Seiten, 18,90 Euro. E-Book 12,99 Euro
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