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Dies ist die Geschichte einer der spannendsten Entdeckungen unserer Zeit, so anschaulich geschildert und bebildert, daß man meinen könnte, selbst dabei gewesen zu sein.

Produktbeschreibung
Dies ist die Geschichte einer der spannendsten Entdeckungen unserer Zeit, so anschaulich geschildert und bebildert, daß man meinen könnte, selbst dabei gewesen zu sein.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.12.1997

Die Leiche im Eis
Ein Sachbilderbuch über das Leben des Gletschermanns

Irgendwann vor ungefähr 5300 Jahren, auf jeden Fall aber im Spätsommer oder Frühherbst, wanderte ein Mann durch die Ötztaler Alpen. Vielleicht war es ein Schäfer oder ein Jäger - Bogen und Pfeile trug er bei sich, möglicherweise suchte er auch an den Bergkämmen nach wertvollen Metallen. Dort ist er umgekommen, wie, das wissen wir nicht. Im September 1991 stießen Erika und Helmut Simm auf seine im Gletschereis steckende Leiche, die zunächst für ein Unfallopfer aus jüngerer Zeit gehalten wurde. Doch dann entpuppte sie sich als wissenschaftlich außerordentlich wertvoller Fund aus der späteren Steinzeit.

In dem Buch "Die Welt des Gletschermanns" beschreibt Shelley Tanaka die Aufregung, die diese Entdeckung verursachte. Vor allem aber wird in diesem sorgfältig aufbereiteten Kindersachbuch versucht, anhand der Habseligkeiten von "Ötzi", wie der mumifizierte Körper bald genannt wurde, eine Momentaufnahme im Leben unserer Vorfahren zu rekonstruieren. Denn niemals vorher hatte man einen derart umfassenden Einblick in deren Leben erhalten können. Alle bislang aufgefundenen Leichen unserer frühen Vorfahren sind allenfalls mit Kultobjekten für ihre Reise ins Jenseits bestattet worden, aber nie mit den Dingen des täglichen Bedarfs. Bei Ötzi dagegen fand man Reste von Birkenrinden-Gefäßen, von denen eines die Glut für ein Feuer enthalten hatte, daneben Köcher, Bogen und Pfeil. Der Gletschermann war mit einem Umhang aus geflochtenem Grad bekleidet, mit der ältesten je in Europa gefundenen Fellmütze und mit Schuhen aus Kuhhaut. Viele dieser Dinge sind in dem Buch abgebildet. Daneben finden sich zahlreiche Fotos der Mumie, die allerdings empfindlichere Leser erschauern lassen dürften.

Als der Gletschermann geboren wurde, hatten die Menschen schon begonnen, Landwirtschaft zu betreiben. Sie pflanzten Saat aus, gingen aber auch auf die Jagd nach wilden Tieren, daneben hielten sie sich Kühe, Ziegen und Schweine. Eine eingeschobene Erzählung macht den Leser mit dem Dorf und seinen Gewohnheiten vertraut: "Wie es gewesen sein könnte". Da ist das Mädchen, das dem Vater stolz den Korb mit den Eicheln für das Mehl zeigt, oder die Tante, die mit Medizin aus Kräutern und Pilzen die Schmerzen eines Jungen zu lindern versucht. Dieser Teil des Buches wird von Illustrationen begleitet, die sich offenbar von einer kitschigen Kinderbibel in das Buch hineinverirrt haben. Davon abgesehen aber ist "Die Welt des Gletschermanns" ein fundiertes Erzähl-Sachbuch für Kinder, das ein lebendiges Alltagsbild der Steinzeit zusammenfügt. GÜNTER PAUL

Shelley Tanaka: "Die Welt des Gletschermanns". Mit Illustrationen von Laurie McGaw. Aus dem Amerikanischen von Eva Bobzin. Carlsen Verlag, Hamburg 1997. 48 S., geb., 26,90 DM. Ab 10 J.

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