Einer der bekanntesten deutschen Historiker legt hier die Summe seiner Forschungen zur Geschichte des Mittelalters vor. "Die Welt des Mittelalters" handelt von den mittelalterlichen Deutungen der Herrschaft, der Geschichte und der Sprache, von den religiösen, sozialen und geistigen Bewegungen der Zeit und von den Erfahrungen der mittelalterlichen Menschen mit Kunst, Natur und Sterblichkeit. Grundlegend bleibt für Borst die Frage nach dem Weltbild des Mittelalters: Es war keineswegs statisch, wie oft angenommen wird, sondern war Veränderungen unterworfen, an denen es schließlich im Spätmittelalter zerbrach. Wie verschiedenartig die Welt des Mittelalters war, zeigt sich an den Borstschen Themen: Sie reichen von "Ketzerei und Massenwahn" über "Frauen und Kunst im Mittelalter", "Wissenschaft und Spiel", "Ritterliche Lebensformen im Mittelalter" bis zu einem "Totengespräch", das der Autor mit Hermann dem Lahmen, einem Mönch vom Bodensee des 11. Jahrhunderts, führt. Borst versteht es, die "leisen Stimmen" der Menschen aus dem Mittelalter für uns hörbar zu machen, fesselnd und anschaulich, und zeigt dabei, dass das Mittelalter uns sehr viel zu sagen hat für Gegenwart und Zukunft. Wie schon in den "Lebensformen im Mittelalter", die längst ein Klassiker der Geschichtsschreibung sind, zeigt sich Borst auch hier als ein Meister des historischen Erzählens: Sein brillanter Stil, verbunden mit wissenschaftlicher Präzision, macht dieses Buch zu einem geistvollen Lesevergnügen.