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Die Reichen altern, die Mittelschichten erodieren, die Bürger reagieren immer gereizter auf die zunehmende Ungleichheit und fragen sich, was sie von ihren Regierungen überhaupt noch erwarten können, religiöse Ideologien und der Populismus setzen ihren Vormarsch fort, die Konflikte, auch solche zwischen Staaten, werden diffuser und disruptiver, Terrorismus und Cyberattacken lassen die um sich greifende Nervosität zusätzlich anwachsen, Regieren wird immer schwieriger. So sieht die Welt der nächsten zwanzig Jahre aus, sagt dieser einzigartige Zukunftsreport, den der CIA und der US-amerikanische…mehr

Produktbeschreibung
Die Reichen altern, die Mittelschichten erodieren, die Bürger reagieren immer gereizter auf die zunehmende Ungleichheit und fragen sich, was sie von ihren Regierungen überhaupt noch erwarten können, religiöse Ideologien und der Populismus setzen ihren Vormarsch fort, die Konflikte, auch solche zwischen Staaten, werden diffuser und disruptiver, Terrorismus und Cyberattacken lassen die um sich greifende Nervosität zusätzlich anwachsen, Regieren wird immer schwieriger.
So sieht die Welt der nächsten zwanzig Jahre aus, sagt dieser einzigartige Zukunftsreport, den der CIA und der US-amerikanische National Intelligence Council (NIC) erstellt haben. Über 250 unabhängige Spezialisten weltweit, darunter Ökonomen, Strategen und Geheimdienstler, haben daran mitgewirkt. Er gehört in die Hand jedes Bürgers und nicht nur auf den Schreibtisch des amerikanischen Präsidenten, für den er eigentlich gedacht ist.

Sieben globale Trends werden laut Report unsere nähere Zukunft prägen:
(1) Die Reichen altern, die Armen nicht. In den wohlhabenden Ländern, in Russland und China schrumpft die Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, in den armen Ländern wächst sie noch.
(2) Die Weltwirtschaft verlagert sich. Das Wirtschaftswachstum bleibt schwach, die westlichen Mittelschichten geraten zunehmend unter Druck.
(3) Die Geschwindigkeit des technologischen Fortschritts beschleunigt sich weiterhin und ruft schwerwiegende Brüche hervor.
(4) Religiöse Ideologien und nationale Identitäten führen zu einer Welle von Ausgrenzungen. Der Populismus hat noch lange nicht seinen Zenit erreicht.
(5) Das Regieren wird immer schwieriger.
(6) Das Risiko von Konflikten, auch solchen zwischen Staaten, nimmt zu.
(7) Der Klimawandel, Umweltkonflikte und die weltweite Verbreitung von Infektionskrankheiten stellen ernsthafte, bislang nicht beherrschte Gefährdungen dar.
Autorenporträt
Der National Intelligence Council (NIC) ist der Thinktank der amerikanischen Geheimdienste für mittel- und langfristiges strategisches Denken. Sein erklärtes Ziel ist es, die Politiker bestmöglich über das gegenwärtige und zukünftige Weltgeschehen zu informieren: ungeschminkt, unparteiisch und ohne Rücksicht darauf, ob die Analysen und Urteile mit der jeweiligen US-Politik übereinstimmen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.01.2018

Regieren wird sehr viel schwieriger werden

Die Pyrrhussiege des Westens: Eine Studie des amerikanischen National Intelligence Council beschreibt Szenarien der globalen Entwicklung bis zum Jahr 2035.

Paradox des Fortschritts" hat der amerikanische National Intelligence Council (NIC) seine Analyse globaler Trends in den nächsten zwei Jahrzehnten betitelt. Damit soll zunächst gesagt werden, dass Entwicklungen, die das Leben der Menschen erleichtern und verbessern, Reaktionen provozieren, die an der Wiederherstellung vergangener Ordnungen orientiert sind. Grund dafür ist, dass die Verbesserungen nicht allen zugutekommen, sondern viele sich durch technologische Veränderungen und sozialen Wandel benachteiligt, wenn nicht bedroht fühlen. Konkret: die Liberalisierung der Wirtschaft, von der die Entwicklung profitiert, hat populistische und nationalistische Reaktionen ausgelöst. Was für die einen Fortschritt ist, bedeutet für die anderen Abstieg und Niedergang.

Derlei ist freilich nicht neu, sondern lässt sich seit dem Aufkommen der Fortschrittsvorstellungen am Ende des achtzehnten Jahrhunderts beobachten: Der Konservatismus als reflexiv gewordener Traditionalismus war eine Reaktion auf die Idee eines Fortschritts, in der allgemeine Trends und normative Vorstellungen zu einer einsinnigen Entwicklungsrichtung zusammengefasst wurden. Was die Autoren indes auch meinen, wenn sie vom "Paradox des Fortschritts" sprechen, ist die schwindende Attraktivität des "Westens" im globalen Rahmen, wobei es gerade die Erfolge des westlichen Entwicklungspfades sind, die ihm seit geraumer Zeit die Vorbildlichkeit für andere nehmen. Die nächsten zwei Jahrzehnte, deren wesentliche Trends und Veränderungen prognostiziert werden, sind womöglich stärker durch den chinesischen Entwicklungsweg und den russischen Herrschaftstyp geprägt, während das westliche Modell an inneren Widersprüchen und einer nachlassenden Entwicklungsdynamik laboriert. Das halten die Autoren jedenfalls für möglich, wenn der Westen seine Probleme nicht bald löst, China nicht in wirtschaftliche Turbulenzen gerät und der Widerstand gegen die autoritär-oligarchische Herrschaft in Russland nicht überhand nimmt.

Es sind mindestens zwei alternative Szenarien, die beim Blick in die Zukunft herausgearbeitet werden; während sich nämlich die allgemeinen Trends einigermaßen zuverlässig berechnen lassen, ist das bei Regierungshandeln und Bevölkerungsreaktionen keineswegs der Fall. Die Ausarbeitung von Szenarien spricht für die Seriosität der Arbeit. So können Wahrscheinliches und Unvorhersagbares miteinander verknüpft werden. Es ist im Übrigen keineswegs das spezifische Wissen der CIA, das die Grundlage dieser Prognosen darstellt, wie der deutsche Titel des Reports suggeriert, sondern es handelt sich um eine von Wissenschaftlern des NIC hergestellte Zusammenfassung von Trendanalysen großer Forschungsorganisationen, die in universitären Workshops sowie Gesprächen mit leitenden politischen Beamten ausgearbeitet wurden. Und vor allem: Die hier entwickelten Zukunftsperspektiven stimmen so ganz und gar nicht mit der Agenda der Trump-Administration überein, sondern formulieren Imperative und Erwartungen für die amerikanische Politik, die auf das Gegenteil von Trumps America-first-Politik hinauslaufen.

Es sind fünf Megatrends, auf welche Regierungen in den Augen der Autoren in den nächsten fünf Jahren reagieren müssen. Da ist zunächst der Umstand, dass die Bevölkerung der reichen Staaten des Nordens kollektiv altert, während im Süden junge, nach wie vor wachsende Bevölkerungen dominieren. Bei steigenden Ausgaben für das Gesundheitssystem werden im Norden die Innovationsfähigkeit und Veränderungsbereitschaft schrumpfen sowie die Zukunftsinvestitionen infolge sinkender Staatseinnahmen zurückgehen, während sich eine abnehmende Erwerbsbevölkerung mit den Kosten des Sozialstaates abmühen wird. Die Kluft zwischen Arm und Reich werde sich infolgedessen weiter vergrößern, ebenso wie die politische Polarisierung der Gesellschaft. Im Süden dagegen werde die Armutsbekämpfung stagnieren und eine unzufriedene Mittelschicht für politische Instabilität sorgen. Es sei darum mit wachsendem Migrationsdruck von Süden nach Norden zu rechnen.

Bei schwachem Wachstum der Weltwirtschaft würden sich, zweitens, die dynamischen Zentren der globalen Ökonomie nach Ost- und Südostasien verlagern, und vor allem Europa werde es schwer haben, seine gegenwärtige Position zu halten. Aber auch die chinesischen Blütenträume würden sich nur zum Teil erfüllen, denn infolge der Ein-Kind-Politik werde dort ebenfalls eine gealterte Gesellschaft entstehen. Die Abkühlung der chinesischen Wirtschaft werde zu sinkenden Rohstoffpreisen führen, was die Lage in vielen Ländern des Südens weiter zuspitzen werde. In China wiederum entscheide sich die weitere Entwicklung daran, ob es gelingt, die derzeit noch wesentlich exportgetriebene Wirtschaft auf Binnennachfrage umzustellen. Am Erfolg dieser Umstellung hänge die Attraktivität des chinesischen Modells als Alternative zu dem des Westens.

Die Globalisierung hat, so der dritte Trend, die Mittelschichten in den reichen Staaten des Nordens unter Druck gesetzt und zu Abstiegsängsten geführt, während im Süden die Entwicklung mittlerer Schichten nicht vorankommt beziehungsweise dort, wo Mittelschichten eine Rolle spielen, sie mit grassierender Korruption und kleptokratischen Staatseliten unzufrieden sind - ein weiterer Grund, warum mit einer Stabilisierung der politischen Verhältnisse dort nicht zu rechnen sei. Im Norden dagegen werden die geängstigten Mittelschichten nationalistische Sehnsüchte pflegen und verstärkt zu populistischen Bewegungen oder charismatischen Anführern tendieren. Nicht die Rebellion von sozial Abgehängten und politisch Marginalisierten, sondern die Unzufriedenheit der Mittelschicht ist es, die zu politischen Veränderungen oder zum Umsturz bestehender Ordnungen führt.

Im Ergebnis hat das zur Folge, dass Regieren sehr viel schwieriger sein wird als früher: Es gebe mehr Vetospieler sowie höhere und differenziertere Erwartungen an die Politik, während gleichzeitig die finanziellen Spielräume der Regierungen, diese Erwartungen zu befriedigen, immer enger würden. Die Ordnung der Staaten, so die Autoren, werde wohl auch in zwanzig Jahren noch bestehen, da keine Alternative von vergleichbarer Leistungsfähigkeit in Sicht sei, aber die Staaten gerieten infolge wachsender Unzufriedenheit der Bevölkerung unter großen Druck. In Konkurrenz zu den Staaten würden Religionen wie Megacitys als Dienstleister auftreten. Andererseits sind es nur die Staaten, denen die Autoren zutrauen, dass sie mit den Folgen des Klimawandels umgehen können, und auch hier nur diejenigen, die eine hohe Leistungsfähigkeit besitzen.

Und wie ist es unter diesen Umständen um die zwischenstaatlichen Beziehungen bestellt? Den internationalen Organisationen traut die NIC-Studie nicht viel zu, jedenfalls wird angenommen, dass weder ihre Bedeutung noch ihre Leistungsfähigkeit steigt. Dafür erhöht sich, so die komplementäre Annahme, die Wahrscheinlichkeit zwischenstaatlicher Konflikte, die sich bis zu offen ausgetragenen Kriegen steigern könnten. Am wahrscheinlichsten sei jedoch die Entstehung eines Zustandes, der zwischen Krieg und Frieden angesiedelt ist und in dem nicht auszumachen ist, wer da eigentlich Angst und Schrecken verbreitet. Die klare Trennung zwischen Krieg und Frieden schwinde, und an ihre Stelle würden zunehmend Hybride treten. - Es sind keine rosigen Aussichten, die diese Studie bietet. Ihr Realismus bezweckt, dass das Vorhergesagte nicht eintritt. Das wird jedoch nur dann der Fall sein, wenn rechtzeitig gehandelt wird.

HERFRIED MÜNKLER

National Intelligence Council: "Die Welt im Jahr 2035". Gesehen von der CIA. Das Paradox des Fortschritts. Aus dem Englischen von C. Bausum, E. Heinemann und K. Schuler. Verlag C. H. Beck, München 2017. 318 S., br., 14,95 [Euro].

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"Da der Bericht so geschrieben ist, dass er für eine breite Öffentlichkeit leicht verständlich ist, ist es für jeden wichtig in dieses Buch zu schauen, der sich ein Bild von der Welt machen möchte."
Eckhard Stuff, RBB Kulturradio, 27. Februar 2018

"Was wird, weiß keiner. Was sein könnte, verrät dieses Buch."
Hannoversche Allgemeine, 13. Januar 2018

"Wer über den Tellerrand der Tagesmeldungen hinausschauen möchte, hat mit dem Band 'Die Welt im Jahr 2035 gesehen von der CIA' ein ausgezeichnetes Buch zur Hand, das unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert."
Thomas Jäger, Focus Online, 26. November 2017

"Der Bericht verdient schon deshalb eine breite Leserschaft, weil er etwas leistet, das der politischen Debatte weitgehend abgeht: Er spricht an, wie sich die verschiedenen globalen Herausforderungen gegenseitig bedingen und vorantreiben (...) ein lesenswertes Buch."
Felix Ekardt, Süddeutsche Zeitung Messebeilage, 10. Oktober 2017

"Nicht nur inhaltlich spannend, sondern auch gut lesbar und verständlich."
Beate Willms, Die Tageszeitung, 12. September 2017