"Die Geschichten dieser Social Entrepreneurs werden viele Menschen inspirieren und ermutigen, die Welt besser zu machen."
Nelson Mandela
"Social Entrepreneurs" sind Menschen, die in Eigeninitative mit neuen Konzepten die gravierendsten sozialen Probleme unserer Zeit angehen. Sie sind Motoren des Wandels, kreative Schöpfer und Visionäre. Sie entwickeln oft schon dann nachhaltige Reformen, wenn Regierungen und internationale Gremien noch um geeignete Lösungen ringen.
Veronica Khosa baute ein neues Modell häuslicher Pflege für AIDS-Patienten in Südafrika auf und hat damit Politik gemacht. Fábio Rosa brachte Elektrizität zu vielen hunderttausend mittellosen Brasilianern in entlegenen ländlichen Gebieten. Jacob Schramm ermöglicht es Tausenden US-amerikanischen Kindern aus bildungsfernen Schichten, eine Universität zu besuchen. Bill Drayton gründete Ashoka, eine Organisation, die mehr als 1000 andere Social Entrepreneurs dabei unterstützte, ihre Ideen voranzutreiben.
"Die Welt verändern" erzählt die Geschichten von Khosa, Florence Nightingale, Schramm, Drayton und anderen Menschen, die an einer neuen, besseren Welt bauen.
Der Autor David Bornstein stellt die Einzelbeispiele in einen faszinierenden Kontext: Die Zivilgesellschaft als nicht staatlicher und nicht privatwirtschaftlicher Bereich gehört weltweit zu den am schnellsten wachsenden Sektoren. Steigende Pro-Kopf-Einkommen, sinkende Analphabetenquoten, die Verbreitung des Internets sowie größere demokratische Freiheiten tragen dazu bei, daß rund um den Globus immer mehr Bürger aktiv werden, mit dem Ziel, die Lebensverhältnisse für ihre Mitmenschen zu verbessern. Ein Buch, das inspiriert und Hoffnung macht.
1. Ruhelose Menschen
2. Aus Eicheln wachsen große Bäume
3. Ein Licht geht auf
Fábio Rosa, Brasilien: Elektrifizierung in ländlichen Gebieten
4. Ein unbezähmbarer Wille
Florence Nightingale, Großbritannien: Krankenpflege
5. Die treibende Kraft
Bill Drayton, Vereinigte Staaten: Die Blase
6. Warum hat man mir nie davon erzählt?
7. Zehn - neun - acht - Childline
Jeroo Billimoria, Indien: Kinderschutz
8. Die Rolle des Social Entrepreneurs
9. "Was für eine Mutter sind Sie?"
Erzsébet Szekeres, Ungarn: Betreutes Wohnen für Behinderte
10. Sind sie besessen, wirklich besessen, von einer Idee?
11. Wenn die Welt in Ordnung gebracht werden soll
Vera Cordeiro, Brasilien: Gesundheitsreform
12. Auf der Suche nach gesellschaftlicher Spitzenleistung
13. Die Begabungen sind irgendwo da draußen
J. B. Schramm, Vereinigte Staaten: College-Zugang
14. Neue Chancen, neue Herausforderungen
15. Irgend etwas mußte getan werden
Veronica Khosa, Südafrika: Pflege von AIDS-Patienten
16. Vier Schwerpunkte innovativer Organisationen
17. Dieses Land muß sich ändern
Javed Abidi, Indien: Behindertenrechte
18. Sechs Eigenschaften erfolgreicher Social Entrepreneurs
19. Die Moral muß Schritt halten
James Grant, Vereinigte Staaten: Child Survival Revolution
20. Blueprint Copying - Erfolgsrezepte verbreiten
21. Die Entstehung des Bürgersektors
Epilog
Danksagung
Anhang
Organisationen, die Sozialunternehmer sichten oder unterstützen
Informationsquellen der akademischen Welt
Literatur
Ausgewählte Biographien
Unternehmertum, Management und Kreativität
Sozialer Wandel, Ideen, Beispiele, Herausforderungen
Unternehmen, Wirtschaft und Globalisierung
Anmerkungen
Register
Leseprobe:
Ruhelose Menschen
In diesem Buch berichten wir von Menschen, die soziale Probleme in großem Maßstab lösen. Die meisten sind nicht berühmt. Sie sind weder Politiker noch Industrielle. Es gibt Ärzte, Anwälte und Ingenieure unter ihnen. Andere sind Unternehmensberater, Sozialarbeiter, Lehrer und Journalisten. Wieder andere haben als Eltern angefangen. Man findet sie über den ganzen Globus verstreut - in Bangladesch, Brasilien, Ungarn, Indien, Polen, Südafrika und den Vereinigten Staaten. Gemeinsam ist ihnen die Rolle der sozialen Neuerer, der Social Entrepreneurs. Sie haben zündende Ideen, wie sie das Leben vieler Menschen verbessern können, und sie haben diese Ideen in Großstädten, Ländern und manchmal sogar weltweit verwirklicht.
Es geht in diesem Buch nicht darum, das Loblied einiger Männer und Frauen zu singen, sondern die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Typus, eine bestimmte Form des Handelns zu lenken, welche die soziale Veränderung vorantreibt. Social Entrepreneurs - oder Sozialunternehmer, wie sie im folgenden auch genannt werden - wirken nachhaltig auf die Gesellschaft ein, doch ihre korrektive Funktion wird noch immer kaum verstanden und viel zu gering geschätzt. Obwohl es sie schon immer gab, spielen sie in diesen Tagen aus verschiedenen Gründen eine Rolle von wachsender Bedeutung.
Die Bezeichnung Social Entrepreneur hat sich in den letzten Jahren eingebürgert: (1) Von Journalisten, Philanthropen und Entwicklungshelfern ist er häufig zu hören. Doch die Aufmerksamkeit hat bislang vor allem der Frage gegolten, wie Kenntnisse aus Wirtschaft und Management für soziale Zwecke genutzt werden können - zum Beispiel, wie Non-Profit-Organisationen gewinnorientierte Unternehmen betreiben können, um Einnahmen zu erzielen. Das ist zweifellos ein wichtiger Trend, aber in diesem Buch betrachten wir Sozialunternehmer aus einem anderen Blickwinkel. Wir sehen sie als Transformationskräfte: Menschen mit neuen Ideen zur Lösung wichtiger Probleme, die unermüdlich an der Umsetzung ihrer Visionen arbeiten, Menschen, die nicht bereit sind, Widerstände einfach hinzunehmen, und die nicht aufgeben, bis sie ihren Ideen größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit verschafft haben.
Folgt man dem Managementexperten Peter F. Drucker , ist das Wort entrepreneur (französisch: "einer, der etwas in die Hand nimmt"; deutsch: Unternehmer) vor 200 Jahren von dem französischen Nationalökonomen Jean-Baptiste Say geprägt worden, um einen Wirtschaftsakteur besonderer Art zu bezeichnen - nicht jemanden, der einfach ein Geschäft eröffnet, sondern jemanden, "der Wirtschaftsressourcen aus Bereichen geringerer Produktivität [herausnehme] und sie an anderer Stelle [nutze], wo sie höhere Produktivität und Erträge erzielen" .(2) Joseph A. Schumpeter , der Prophet ökonomischen Wachstums im 20. Jahrhundert, beschrieb den Unternehmer als den Urheber einer "schöpferischen Zerstörung ", die für größere wirtschaftliche Fortschritte erforderlich ist. (3)
Betrachten wir zwei berühmte Beispiele: Henry Ford und Steven Jobs . Wie allgemein bekannt, haben Ford und Jobs die Strukturen ihrer Wirtschaftszweige "zerstört", indem sie Autos und Computer im Unterschied zur herrschenden Meinung als Massengüter begriffen und damit die Voraussetzungen für einen sprunghaften Anstieg der Produktivität und einen stürmischen Wandel schufen. Im folgenden werden wir zeigen, daß Sozialunternehmer eine vergleichbare Rolle im Bildungs- und Gesundheitswesen, im Umweltschutz, in der Behindertenpolitik und in vielen anderen Bereichen spielen. "Der Social Entrepreneur verändert die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft", sagt Drucker . (4)
An Beispielen aus zahlreichen Ländern wird ersichtlich, wie Sozialunternehmer einen systemischen gesellschaftlichen Fortschritt bewirken: wie sie Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster verändern und verbessern. Alle Protagonisten dieses Buches haben hervorragende Ideen zur Lösung wichtiger Probleme, und sie sind weder willens noch fähig, die Hände in den Schoß zu legen, bis sich ihre Ideen in der Gesellschaft herumgesprochen haben.
Das Buch untersucht, wie die Social Entrepreneurs diese Veränderungen tatsächlich durchsetzen - es analysiert, welche Strategien, organisatorischen Maßnahmen und Persönlichkeitsmerkmale den Erfolg der Sozialunternehmer erklären.
Ich habe mich für eine globale Perspektive entschieden, weil Sozialunternehmertum ein globales Phänomen ist und die kreativsten Problemlöser der Erde nicht auf ein Land beschränkt sind. Weltweit stehen die Menschen vor vergleichbaren Problemen: unzulänglichen Bildungs- und Gesundheitssystemen, tief verwurzelter Armut, hohen Kriminalitätsraten und so fort. Doch in ärmeren Ländern müssen Sozialunternehmer weit mehr Menschen mit weit weniger Geld erreichen; daher sind sie gezwungen, besonders innovativ zu sein, wenn sie Lösungen in großem Maßstab verwirklichen wollen. Ihre Erkenntnisse sind für jeden nützlich, der versucht, die Welt zum Besseren zu verändern.
Die Berichte und Analysen wenden sich an eine breite Leserschaft. Wer schon einmal davon geträumt hat, ein Problem zu lösen oder eine positive Veränderung in seiner Umgebung zu bewirken, findet hier ermutigende und instruktive Beispiele. Geschäftsleute und Mitarbeiter von Non-Profit-Organisationen können beobachten, wie Sozialunternehmer auf großen "Märkten" mit begrenzten Ressourcen agieren. Philanthropen und die Treuhänder von Stiftungen entdecken vielleicht Anregungen für einen sinnvollen Einsatz ihrer Mittel. Für Politiker bieten sich Problemlösungsmodelle, die sich auf Situationen von nationaler Tragweite anwenden lassen. Für Studenten und Freiberufler eröffnen sich neue berufliche Möglichkeiten oder Chancen für einen Berufswechsel. Professoren bietet sich eine Fülle von Beispielen, die ihnen als Fallstudien für die verschiedensten Kurse und Seminare dienen können. Eltern und Lehrer werden zahlreiche Geschichten entdecken, welche die Phantasie und das Verantwortungsgefühl von Kindern ansprechen.
Obwohl dieses Buch sich mit globalen Veränderungen in großem Stil beschäftigt, berichtet es im Detail, wie sich diese Veränderungen tatsächlich vollziehen. Vor allem aber will es zeigen, daß kreative Menschen mit eisernem Willen und großer Entschlußkraft erforderlich sind, um Innovationen voranzutreiben, die eine Gesellschaft für die Lösung ihrer dringendsten Probleme braucht. Es macht deutlich, daß ein wichtiger gesellschaftlicher Wandel häufig mit einer einzigen unternehmerischen Persönlichkeit beginnt: einer quasi "besessenen" Persönlichkeit, die ein Problem erkennt und eine neue Lösung vor Augen hat, die Initiative ergreift und nach ihrer Vision handelt. Die Ressourcen mobilisiert und Organisationen aufbaut, um die Idee zu schützen und auf den Markt zu bringen. Die schier unerschöpfliche Energie und Konzentration aufbringt, um Widerstände zu überwinden, und die - jahr zehntelang - unermüdlich an ihrer Vision arbeitet, sie verbessert und erweitert, bis aus einer scheinbar ausgefallenen Idee eine neue Norm geworden ist.
Daraus ergeben sich viele Konsequenzen, die sich allerdings auf einen relativ einfachen Punkt reduzieren lassen. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die den Zustand der Welt verbessern könnten, gehört der Aufbau von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen, die Social Entrepreneurs bei ihrer Arbeit unterstützen und dafür sorgen, daß sich immer mehr Menschen zivilgesellschaftlich engagieren.
Anmerkungen
1 Beispielsweise ergab eine LexisNexis-Suche unter dem Bergriff social entrepreneur im Jahr 1991 6 und 2001 433 Treffer.
2 Peter F. Drucker, Innovations-Management für Wirtschaft und Politik, Düsseldorf, Econ, 1985.
3 Vgl. Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Bern, Francke, 1946.
4. George Gendron, "Flashes of Genius", Interview mit Peter Drucker in: Inc. Magazine, 15. Mai 1996.
[...]
Nelson Mandela
"Social Entrepreneurs" sind Menschen, die in Eigeninitative mit neuen Konzepten die gravierendsten sozialen Probleme unserer Zeit angehen. Sie sind Motoren des Wandels, kreative Schöpfer und Visionäre. Sie entwickeln oft schon dann nachhaltige Reformen, wenn Regierungen und internationale Gremien noch um geeignete Lösungen ringen.
Veronica Khosa baute ein neues Modell häuslicher Pflege für AIDS-Patienten in Südafrika auf und hat damit Politik gemacht. Fábio Rosa brachte Elektrizität zu vielen hunderttausend mittellosen Brasilianern in entlegenen ländlichen Gebieten. Jacob Schramm ermöglicht es Tausenden US-amerikanischen Kindern aus bildungsfernen Schichten, eine Universität zu besuchen. Bill Drayton gründete Ashoka, eine Organisation, die mehr als 1000 andere Social Entrepreneurs dabei unterstützte, ihre Ideen voranzutreiben.
"Die Welt verändern" erzählt die Geschichten von Khosa, Florence Nightingale, Schramm, Drayton und anderen Menschen, die an einer neuen, besseren Welt bauen.
Der Autor David Bornstein stellt die Einzelbeispiele in einen faszinierenden Kontext: Die Zivilgesellschaft als nicht staatlicher und nicht privatwirtschaftlicher Bereich gehört weltweit zu den am schnellsten wachsenden Sektoren. Steigende Pro-Kopf-Einkommen, sinkende Analphabetenquoten, die Verbreitung des Internets sowie größere demokratische Freiheiten tragen dazu bei, daß rund um den Globus immer mehr Bürger aktiv werden, mit dem Ziel, die Lebensverhältnisse für ihre Mitmenschen zu verbessern. Ein Buch, das inspiriert und Hoffnung macht.
1. Ruhelose Menschen
2. Aus Eicheln wachsen große Bäume
3. Ein Licht geht auf
Fábio Rosa, Brasilien: Elektrifizierung in ländlichen Gebieten
4. Ein unbezähmbarer Wille
Florence Nightingale, Großbritannien: Krankenpflege
5. Die treibende Kraft
Bill Drayton, Vereinigte Staaten: Die Blase
6. Warum hat man mir nie davon erzählt?
7. Zehn - neun - acht - Childline
Jeroo Billimoria, Indien: Kinderschutz
8. Die Rolle des Social Entrepreneurs
9. "Was für eine Mutter sind Sie?"
Erzsébet Szekeres, Ungarn: Betreutes Wohnen für Behinderte
10. Sind sie besessen, wirklich besessen, von einer Idee?
11. Wenn die Welt in Ordnung gebracht werden soll
Vera Cordeiro, Brasilien: Gesundheitsreform
12. Auf der Suche nach gesellschaftlicher Spitzenleistung
13. Die Begabungen sind irgendwo da draußen
J. B. Schramm, Vereinigte Staaten: College-Zugang
14. Neue Chancen, neue Herausforderungen
15. Irgend etwas mußte getan werden
Veronica Khosa, Südafrika: Pflege von AIDS-Patienten
16. Vier Schwerpunkte innovativer Organisationen
17. Dieses Land muß sich ändern
Javed Abidi, Indien: Behindertenrechte
18. Sechs Eigenschaften erfolgreicher Social Entrepreneurs
19. Die Moral muß Schritt halten
James Grant, Vereinigte Staaten: Child Survival Revolution
20. Blueprint Copying - Erfolgsrezepte verbreiten
21. Die Entstehung des Bürgersektors
Epilog
Danksagung
Anhang
Organisationen, die Sozialunternehmer sichten oder unterstützen
Informationsquellen der akademischen Welt
Literatur
Ausgewählte Biographien
Unternehmertum, Management und Kreativität
Sozialer Wandel, Ideen, Beispiele, Herausforderungen
Unternehmen, Wirtschaft und Globalisierung
Anmerkungen
Register
Leseprobe:
Ruhelose Menschen
In diesem Buch berichten wir von Menschen, die soziale Probleme in großem Maßstab lösen. Die meisten sind nicht berühmt. Sie sind weder Politiker noch Industrielle. Es gibt Ärzte, Anwälte und Ingenieure unter ihnen. Andere sind Unternehmensberater, Sozialarbeiter, Lehrer und Journalisten. Wieder andere haben als Eltern angefangen. Man findet sie über den ganzen Globus verstreut - in Bangladesch, Brasilien, Ungarn, Indien, Polen, Südafrika und den Vereinigten Staaten. Gemeinsam ist ihnen die Rolle der sozialen Neuerer, der Social Entrepreneurs. Sie haben zündende Ideen, wie sie das Leben vieler Menschen verbessern können, und sie haben diese Ideen in Großstädten, Ländern und manchmal sogar weltweit verwirklicht.
Es geht in diesem Buch nicht darum, das Loblied einiger Männer und Frauen zu singen, sondern die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Typus, eine bestimmte Form des Handelns zu lenken, welche die soziale Veränderung vorantreibt. Social Entrepreneurs - oder Sozialunternehmer, wie sie im folgenden auch genannt werden - wirken nachhaltig auf die Gesellschaft ein, doch ihre korrektive Funktion wird noch immer kaum verstanden und viel zu gering geschätzt. Obwohl es sie schon immer gab, spielen sie in diesen Tagen aus verschiedenen Gründen eine Rolle von wachsender Bedeutung.
Die Bezeichnung Social Entrepreneur hat sich in den letzten Jahren eingebürgert: (1) Von Journalisten, Philanthropen und Entwicklungshelfern ist er häufig zu hören. Doch die Aufmerksamkeit hat bislang vor allem der Frage gegolten, wie Kenntnisse aus Wirtschaft und Management für soziale Zwecke genutzt werden können - zum Beispiel, wie Non-Profit-Organisationen gewinnorientierte Unternehmen betreiben können, um Einnahmen zu erzielen. Das ist zweifellos ein wichtiger Trend, aber in diesem Buch betrachten wir Sozialunternehmer aus einem anderen Blickwinkel. Wir sehen sie als Transformationskräfte: Menschen mit neuen Ideen zur Lösung wichtiger Probleme, die unermüdlich an der Umsetzung ihrer Visionen arbeiten, Menschen, die nicht bereit sind, Widerstände einfach hinzunehmen, und die nicht aufgeben, bis sie ihren Ideen größtmögliche öffentliche Aufmerksamkeit verschafft haben.
Folgt man dem Managementexperten Peter F. Drucker , ist das Wort entrepreneur (französisch: "einer, der etwas in die Hand nimmt"; deutsch: Unternehmer) vor 200 Jahren von dem französischen Nationalökonomen Jean-Baptiste Say geprägt worden, um einen Wirtschaftsakteur besonderer Art zu bezeichnen - nicht jemanden, der einfach ein Geschäft eröffnet, sondern jemanden, "der Wirtschaftsressourcen aus Bereichen geringerer Produktivität [herausnehme] und sie an anderer Stelle [nutze], wo sie höhere Produktivität und Erträge erzielen" .(2) Joseph A. Schumpeter , der Prophet ökonomischen Wachstums im 20. Jahrhundert, beschrieb den Unternehmer als den Urheber einer "schöpferischen Zerstörung ", die für größere wirtschaftliche Fortschritte erforderlich ist. (3)
Betrachten wir zwei berühmte Beispiele: Henry Ford und Steven Jobs . Wie allgemein bekannt, haben Ford und Jobs die Strukturen ihrer Wirtschaftszweige "zerstört", indem sie Autos und Computer im Unterschied zur herrschenden Meinung als Massengüter begriffen und damit die Voraussetzungen für einen sprunghaften Anstieg der Produktivität und einen stürmischen Wandel schufen. Im folgenden werden wir zeigen, daß Sozialunternehmer eine vergleichbare Rolle im Bildungs- und Gesundheitswesen, im Umweltschutz, in der Behindertenpolitik und in vielen anderen Bereichen spielen. "Der Social Entrepreneur verändert die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft", sagt Drucker . (4)
An Beispielen aus zahlreichen Ländern wird ersichtlich, wie Sozialunternehmer einen systemischen gesellschaftlichen Fortschritt bewirken: wie sie Verhaltens- und Wahrnehmungsmuster verändern und verbessern. Alle Protagonisten dieses Buches haben hervorragende Ideen zur Lösung wichtiger Probleme, und sie sind weder willens noch fähig, die Hände in den Schoß zu legen, bis sich ihre Ideen in der Gesellschaft herumgesprochen haben.
Das Buch untersucht, wie die Social Entrepreneurs diese Veränderungen tatsächlich durchsetzen - es analysiert, welche Strategien, organisatorischen Maßnahmen und Persönlichkeitsmerkmale den Erfolg der Sozialunternehmer erklären.
Ich habe mich für eine globale Perspektive entschieden, weil Sozialunternehmertum ein globales Phänomen ist und die kreativsten Problemlöser der Erde nicht auf ein Land beschränkt sind. Weltweit stehen die Menschen vor vergleichbaren Problemen: unzulänglichen Bildungs- und Gesundheitssystemen, tief verwurzelter Armut, hohen Kriminalitätsraten und so fort. Doch in ärmeren Ländern müssen Sozialunternehmer weit mehr Menschen mit weit weniger Geld erreichen; daher sind sie gezwungen, besonders innovativ zu sein, wenn sie Lösungen in großem Maßstab verwirklichen wollen. Ihre Erkenntnisse sind für jeden nützlich, der versucht, die Welt zum Besseren zu verändern.
Die Berichte und Analysen wenden sich an eine breite Leserschaft. Wer schon einmal davon geträumt hat, ein Problem zu lösen oder eine positive Veränderung in seiner Umgebung zu bewirken, findet hier ermutigende und instruktive Beispiele. Geschäftsleute und Mitarbeiter von Non-Profit-Organisationen können beobachten, wie Sozialunternehmer auf großen "Märkten" mit begrenzten Ressourcen agieren. Philanthropen und die Treuhänder von Stiftungen entdecken vielleicht Anregungen für einen sinnvollen Einsatz ihrer Mittel. Für Politiker bieten sich Problemlösungsmodelle, die sich auf Situationen von nationaler Tragweite anwenden lassen. Für Studenten und Freiberufler eröffnen sich neue berufliche Möglichkeiten oder Chancen für einen Berufswechsel. Professoren bietet sich eine Fülle von Beispielen, die ihnen als Fallstudien für die verschiedensten Kurse und Seminare dienen können. Eltern und Lehrer werden zahlreiche Geschichten entdecken, welche die Phantasie und das Verantwortungsgefühl von Kindern ansprechen.
Obwohl dieses Buch sich mit globalen Veränderungen in großem Stil beschäftigt, berichtet es im Detail, wie sich diese Veränderungen tatsächlich vollziehen. Vor allem aber will es zeigen, daß kreative Menschen mit eisernem Willen und großer Entschlußkraft erforderlich sind, um Innovationen voranzutreiben, die eine Gesellschaft für die Lösung ihrer dringendsten Probleme braucht. Es macht deutlich, daß ein wichtiger gesellschaftlicher Wandel häufig mit einer einzigen unternehmerischen Persönlichkeit beginnt: einer quasi "besessenen" Persönlichkeit, die ein Problem erkennt und eine neue Lösung vor Augen hat, die Initiative ergreift und nach ihrer Vision handelt. Die Ressourcen mobilisiert und Organisationen aufbaut, um die Idee zu schützen und auf den Markt zu bringen. Die schier unerschöpfliche Energie und Konzentration aufbringt, um Widerstände zu überwinden, und die - jahr zehntelang - unermüdlich an ihrer Vision arbeitet, sie verbessert und erweitert, bis aus einer scheinbar ausgefallenen Idee eine neue Norm geworden ist.
Daraus ergeben sich viele Konsequenzen, die sich allerdings auf einen relativ einfachen Punkt reduzieren lassen. Zu den wichtigsten Maßnahmen, die den Zustand der Welt verbessern könnten, gehört der Aufbau von gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen, die Social Entrepreneurs bei ihrer Arbeit unterstützen und dafür sorgen, daß sich immer mehr Menschen zivilgesellschaftlich engagieren.
Anmerkungen
1 Beispielsweise ergab eine LexisNexis-Suche unter dem Bergriff social entrepreneur im Jahr 1991 6 und 2001 433 Treffer.
2 Peter F. Drucker, Innovations-Management für Wirtschaft und Politik, Düsseldorf, Econ, 1985.
3 Vgl. Joseph A. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, Bern, Francke, 1946.
4. George Gendron, "Flashes of Genius", Interview mit Peter Drucker in: Inc. Magazine, 15. Mai 1996.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2006Weltverbesserer
Hier werden Geschichten erzählt: Von Veronica Khosa, die in Südafrika ein Modell häuslicher Pflege für Aids-Patienten entwickelt. Von Fabio Rosa, der in Brasilien die Armen mit Energie versorgt. Und von Bill Drayton, der Ashoka gründete, eine Organisation, die Social Entrepreneurs in der ganzen Welt aufspürt und finanziert. Social Entrepreneurs sind Menschen, die Kenntnisse aus Wirtschaft und Management nutzen für soziale Ziele. David Bornstein will zeigen, daß in der Zivilgesellschaft nicht nur für staatliche und privatwirtschaftliche Aktivitäten Platz ist.
ank.
David Bornstein: Die Welt verändern. Social Entrepreneurs und die Kraft neuer Ideen. Klett Cota, 24,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hier werden Geschichten erzählt: Von Veronica Khosa, die in Südafrika ein Modell häuslicher Pflege für Aids-Patienten entwickelt. Von Fabio Rosa, der in Brasilien die Armen mit Energie versorgt. Und von Bill Drayton, der Ashoka gründete, eine Organisation, die Social Entrepreneurs in der ganzen Welt aufspürt und finanziert. Social Entrepreneurs sind Menschen, die Kenntnisse aus Wirtschaft und Management nutzen für soziale Ziele. David Bornstein will zeigen, daß in der Zivilgesellschaft nicht nur für staatliche und privatwirtschaftliche Aktivitäten Platz ist.
ank.
David Bornstein: Die Welt verändern. Social Entrepreneurs und die Kraft neuer Ideen. Klett Cota, 24,50 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.05.2008Zum Thema
Kredite statt Almosen
Peter Spiegel: Muhammad Yunus - Banker der Armen. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006, 160 Seiten, 8,90 Euro.
Das einfühlsame Porträt eines der radikalsten Querdenker unserer Zeit. Der Autor erzählt die Lebensgeschichte des Friedensnobelpreisträgers und beschreibt das Konzept von dessen Grameen Bank.
Soziale Unternehmer
David Bornstein: Die Welt verändern. Social Entrepreneurs und die Kraft neuer Ideen. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005, 410 Seiten, 24,90 Euro.
Auf der Suche nach Unternehmern, die soziale Probleme vor Ort lösen, ist der kanadische Journalist um die Welt gereist. Sein Fazit: Immer mehr Entrepreneure verbessern Lebensumstände.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Kredite statt Almosen
Peter Spiegel: Muhammad Yunus - Banker der Armen. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006, 160 Seiten, 8,90 Euro.
Das einfühlsame Porträt eines der radikalsten Querdenker unserer Zeit. Der Autor erzählt die Lebensgeschichte des Friedensnobelpreisträgers und beschreibt das Konzept von dessen Grameen Bank.
Soziale Unternehmer
David Bornstein: Die Welt verändern. Social Entrepreneurs und die Kraft neuer Ideen. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005, 410 Seiten, 24,90 Euro.
Auf der Suche nach Unternehmern, die soziale Probleme vor Ort lösen, ist der kanadische Journalist um die Welt gereist. Sein Fazit: Immer mehr Entrepreneure verbessern Lebensumstände.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH