»In diesem Werk von erstaunlichem Umfang und Gelehrsamkeit verwebt Montefiore die Geschichten der Diener, Höflinge und Könige, Pioniere, Prediger und Philosophen, die Geschichte gemacht haben. Brillant. Selbst den gebildetsten Lesern werden neue und tiefe Einsichten eröffnet.« Henry Kissinger
Mit der ersten Familie beginnt die Menschheit. Die folgenden Familien machen Geschichte und ihre Dynastien formen - bis heute - die Weltgeschichte. Weltbestsellerautor Simon Sebag Montefiore entfaltet ein welt- und kulturenumspannendes Panorama von Familien, Sippen, Clans und Dynastien durch alle Zeiten und auf allen Kontinenten. Noch nie wurde die Familien-Weltgeschichte so vielschichtig entfaltet, so mitreißend erzählt.
Die Geschichte der Menschheit beginnt in diesem historischen Epos mit einem Strandspaziergang einer Familie vor 950.000 Jahren. Diese Weltgeschichte erzählt Simon Sebag Montefiore als Familien- und Gesellschaftsdrama von den Neandertalern bis zu den Königen der Saud, von Cäsar bis zu den Kennedys und Xi Jinping. In 23 Akten spielt sich die Weltgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis heute vor unseren Augen als ein großes Welttheater ab: begeisternd, verzweifelt, verträumt, brutal, erbarmungslos, realistisch, einfallsreich - als ergreifendes Drama, unglaubliche Komödie und erschütternde Tragödie. Familien lieben und hassen sich, sie feiern ihre Erfolge und erleiden gemeinsam ihre Niederlagen und ihren Niedergang. Meisterhaft veranschaulicht Montefiore, in seiner Menschheitsgeschichte, wie sich Weltgeschichte durch dieses epische Panorama für immer verschieben wird. Dramatisch, ungeschönt, ergreifend, lässt Simon Montefiore seine Leser Weltgeschichte intensiv erleben - großartig als überwältigende Vision, intim in den seltenen Augenblicken, an denen die Geschichte stillzustehen scheint.
»Ungeheuer ehrgeizig, gelehrt und voller Überraschungen.« Peter Frankopan
»Fesselnd, bewegend, episch und vielfältig« Olivette Otele
»Meisterhaft« Ben Okri
»Berauschend« Tanya Gold, Jewish Chronicle
»Eine Geschichte der Welt von den Neandertalern bis zu Trump. Ein enorm unterhaltsames Buch.« Gerard DeGroot, The Times
»Eine bemerkenswerte Leistung« Observer
»Großartig. Monumental« Robbie Millen, Times Radio
»Meisterhaft und wahrhaft atemberaubend« BBC History Revealed
»Atemberaubend. Ein ungeheures Geschenk« Simon Schama
Mit der ersten Familie beginnt die Menschheit. Die folgenden Familien machen Geschichte und ihre Dynastien formen - bis heute - die Weltgeschichte. Weltbestsellerautor Simon Sebag Montefiore entfaltet ein welt- und kulturenumspannendes Panorama von Familien, Sippen, Clans und Dynastien durch alle Zeiten und auf allen Kontinenten. Noch nie wurde die Familien-Weltgeschichte so vielschichtig entfaltet, so mitreißend erzählt.
Die Geschichte der Menschheit beginnt in diesem historischen Epos mit einem Strandspaziergang einer Familie vor 950.000 Jahren. Diese Weltgeschichte erzählt Simon Sebag Montefiore als Familien- und Gesellschaftsdrama von den Neandertalern bis zu den Königen der Saud, von Cäsar bis zu den Kennedys und Xi Jinping. In 23 Akten spielt sich die Weltgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis heute vor unseren Augen als ein großes Welttheater ab: begeisternd, verzweifelt, verträumt, brutal, erbarmungslos, realistisch, einfallsreich - als ergreifendes Drama, unglaubliche Komödie und erschütternde Tragödie. Familien lieben und hassen sich, sie feiern ihre Erfolge und erleiden gemeinsam ihre Niederlagen und ihren Niedergang. Meisterhaft veranschaulicht Montefiore, in seiner Menschheitsgeschichte, wie sich Weltgeschichte durch dieses epische Panorama für immer verschieben wird. Dramatisch, ungeschönt, ergreifend, lässt Simon Montefiore seine Leser Weltgeschichte intensiv erleben - großartig als überwältigende Vision, intim in den seltenen Augenblicken, an denen die Geschichte stillzustehen scheint.
»Ungeheuer ehrgeizig, gelehrt und voller Überraschungen.« Peter Frankopan
»Fesselnd, bewegend, episch und vielfältig« Olivette Otele
»Meisterhaft« Ben Okri
»Berauschend« Tanya Gold, Jewish Chronicle
»Eine Geschichte der Welt von den Neandertalern bis zu Trump. Ein enorm unterhaltsames Buch.« Gerard DeGroot, The Times
»Eine bemerkenswerte Leistung« Observer
»Großartig. Monumental« Robbie Millen, Times Radio
»Meisterhaft und wahrhaft atemberaubend« BBC History Revealed
»Atemberaubend. Ein ungeheures Geschenk« Simon Schama
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Burkhard Müller kann Simon Sebag Montefiores Versuch der Geschichtsschreibung nur milde belächeln. Montefiores vollmundiger Ankündigung einer "Familiengeschichte der Menschheit" folgt laut Müller nichts weiter als Namedropping von den Caesaren über die Medicis bis zu den Kims und Trumps sowie Klatsch. Weder hat der Autor Neues aus den Dynastien zu berichten noch weitet er den Blick auf Zusammenhänge oder bietet eine historische Perspektive, kritisiert der Rezensent. Die Welt - ein gigantisches Telefonbuch, schimpft Müller.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.11.2023Wer unbequem ist,
wird gekreuzigt
Der britische Historiker Simon Sebag Montefiore
hat versucht, Weltgeschichte
als Familienchronik zu schreiben.
VON BURKHARD MÜLLER
Wer eine Universalgeschichte schreibt, der sollte wissen, worauf er sich einlässt und was er will. Denn es wird auf alle Fälle viel Arbeit werden. Und es droht die Gefahr, dass dabei trotzdem bloß eine Wiederholung herauskommt. Jede neue Universalgeschichte sollte darum klarmachen, in welcher Hinsicht sie etwas Neues zu bieten hat: Welche erkenntnisleitende Frage trägt sie ans Ganze heran? Das Genre erfreut sich seit einiger Zeit ja wieder großer Beliebtheit.
Yuval Noah Harari hat in seiner „Kurzen Geschichte der Menschheit“ die großen zivilisatorischen Linien nachgezeichnet, die von der uralten Jäger- und Sammlergesellschaft zu Landwirtschaft und Städtebau bis in die Moderne führen. Jared Diamond stellte die Frage, warum vor 500 Jahren die Spanier vor den Toren des Inkareichs standen und nicht umgekehrt die Peruaner vor Sevilla – und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. Selbst Barbara Tuchman mag bei „The March of Folly“ zwar bei ihrer These, die Dummheit sei die zeitübergreifende Konstante der Historie, schiefgelegen haben: aber ein Konzept, das die Stoffmassen organisierte, hatte sie.
Simon Sebag Montefiore präsentiert nun „Die Welt – Eine Familiengeschichte der Menschheit“. Das sind zwei Faktoren, die erheblich auseinanderweisen, indem nämlich der eine aufs Große, der andere aufs Kleine und Private abzielt. Der Autor schreibt dazu in der Einführung: „Ich habe ein historisches Netz über die Welt geworfen, in das ich Parallelgeschichten von Familien aller Kontinente und aller Epochen verwoben habe, um dadurch die Entwicklung der Menschheit herauszuarbeiten: Es ist die Biografie vieler Menschen statt einer einzelnen Person.“
Aber das stimmt so nicht. Von den normalen Familien weiß dieser Historiker auch nicht mehr als seine Kollegen und Kolleginnen, denn deren Spur verliert sich in den Jahrhunderten. Er berichtet so gut wie ausschließlich von herrschenden Dynastien, die nun allerdings über die zurückliegenden 5000 Jahre ziemlich gut dokumentiert sind. In allen prädemokratischen Gesellschaftsformen (und manchmal selbst in den demokratischen) war immer neben und noch vor der Religion die Verwandtschaft das wichtigste Organisationsprinzip der Macht. Insofern bietet Montefiore nichts Neues, wenn er die Verwicklungen der Clans ins Zentrum stellt. Damit blockiert er jedoch zugleich jeden erweiterten Ausblick zugunsten der Klatschreportage. Was wir kriegen, sind Homestorys über die Promis von einst. Das ist manchmal recht unterhaltsam. Aber das Werk insgesamt regrediert damit von der Geschichtsschreibung zur Quelle.
In 23 „Akten“, deren übergroße Anzahl bereits anzeigt, dass Montefiore nicht weiß, wie man einen Stoff, wenn schon nicht originell, so doch wenigstens dramatisch zurichtet, haben ihren Auftritt unter anderem: Nubier und Assyrer; Han und Caesaren; Sing, Fujiwara und Chola; Inkas, Habsburger und Medici; Nehrus, Maos und Suns, Mafiosi, Haschemiten und Albaner; Trumps und Xis, Sauds, Assads und Kims – immer ein bisschen was von allem, und immer gerade so knapp, dass nichts wirklich Gestalt gewinnt. Das Buch ist viel zu lang und viel zu kurz in einem: zu lang, weil es 1500 großformatige Seiten umfasst; zu kurz aber auch, weil nichts und niemand den nötigen Raum erhält, um zu atmen und zu erscheinen. Das Personenregister, das 48 Seiten und schätzungsweise 4000 Namen zählt, gleich einem Telefonbuch. Es wimmelt einfach bloß.
Bei Montefiore hört sich Historie so an: „Daraufhin floh Pompeius nach Ägypten, wo er gerade den zwölfjährigen Ptolemaios XIII. und seine Schwester Arsinoe IV. als Herrscher anerkannt hatte, die sich mit ihrer herrischen Schwester Kleopatra VII. zerstritten hatte. Doch die Höflinge des Kindkönigs ermordeten den Feldherrn angesichts der neuen Lage und trachteten auch Kleopatra nach dem Leben.“
Das ist nicht falsch, aber es führt nicht weit; und zwar noch nicht einmal zu der in Aussicht gestellten Familiengeschichte, denn was bitte waren das für Geschwister? Von der Passion Jesu weiß Montefiore das Folgende zu vermelden: „Nachdem es während des Passahfestes im überfüllten Jerusalem zu Unruhen gekommen war, ließ Pilatus den unbequemen Jesus mit Billigung der Tempeloberen auf einem Hügel vor der Stadt kreuzigen.“ Das ist wie die parodistische Kurzfassung von Schillers „Taucher“: Gluck, gluck, weg war er.
Historische Perspektive ist Montefiores Sache nicht. Seine Akteure reduziert er gerne auf eine einzige Eigenschaft: der Volkstribun Clodius, Ciceros Todfeind, ist ein „Tunichtgut“, Cicero seinerseits „selbstgerecht“, die Juden, die sich gegen die römische Herrschaft erheben, sind „aufmüpfig“. Das muss reichen. Unverzagt entbindet er vergangenen Erfahrungen goldene Maximen für alle Zeiten. Manchmal kann das auch witzig sein: „Wenn ein Herrscher nach seinem Lieblingsgericht benannt wird, ist das in der Regel ein Indiz dafür, dass die Dynastie in Schwierigkeiten steckt.“ Meistens aber fehlt Montefiore dieser transhistorische Humor, und dann schreibt er Sätze wie: „Der Untergang einer großen Stadt ist besonders erschütternd, denn mit ihr stirbt auch ein Teil von uns selbst.“ Wie wahr! Und wie entbehrlich.
Sehr zugutehält es sich der Autor, dass er auch die Rolle der so oft unterdrückten Frau ins rechte Licht rückt. Aber das führt nicht weiter. Denn stets handelt es sich um dynastisch begünstigte Vertreterinnen ihres Geschlechts. Und bei denen stellt sich für gewöhnlich heraus, dass sie allen Dünkel und alle Ressentiments ihrer Klasse teilen und, wo sie das Heft in die Hand bekommen, dieselben Schurkereien und Schlächtereien begehen wie ihre männlichen Verwandten auch. Warum um Himmels willen sollte eine „starke Frau“ etwas Besseres sein als ein starker Mann?
Um Geschichte zu schreiben, bedarf es Ernst. Es geht um Leben und Tod. Eigentlich noch mehr um den Tod als um das Leben. Montefiore, der alles mit einem Schmunzeln behandelt, scheint nicht zu fühlen, was es heißt, wenn ein Mensch gehäutet, gepfählt, gevierteilt wird, was in seinen Storys ständig passiert. Er zwinkert, wenn es anderen so richtig schlecht geht. Und das verdirbt einem beim Lesen dann doch etwas die Laune.
Verwandtschaft war
das Organisationsprinzip
der Macht
Historische Persönlichkeiten oder doch bloß Promis von einst? Richard Burton als Marcus Antonius und Elizabeth Taylor als Kleopatra 1963 im Film „Cleopatra“.
Foto: HA/imago/Cinema Publishers Collection
Simon Sebag
Montefiore: Die Welt. Eine Familiengeschichte der Menschheit. Klett-Cotta, Stuttgart 2023. 1534 Seiten, 49 Euro.
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wird gekreuzigt
Der britische Historiker Simon Sebag Montefiore
hat versucht, Weltgeschichte
als Familienchronik zu schreiben.
VON BURKHARD MÜLLER
Wer eine Universalgeschichte schreibt, der sollte wissen, worauf er sich einlässt und was er will. Denn es wird auf alle Fälle viel Arbeit werden. Und es droht die Gefahr, dass dabei trotzdem bloß eine Wiederholung herauskommt. Jede neue Universalgeschichte sollte darum klarmachen, in welcher Hinsicht sie etwas Neues zu bieten hat: Welche erkenntnisleitende Frage trägt sie ans Ganze heran? Das Genre erfreut sich seit einiger Zeit ja wieder großer Beliebtheit.
Yuval Noah Harari hat in seiner „Kurzen Geschichte der Menschheit“ die großen zivilisatorischen Linien nachgezeichnet, die von der uralten Jäger- und Sammlergesellschaft zu Landwirtschaft und Städtebau bis in die Moderne führen. Jared Diamond stellte die Frage, warum vor 500 Jahren die Spanier vor den Toren des Inkareichs standen und nicht umgekehrt die Peruaner vor Sevilla – und kam zu erstaunlichen Ergebnissen. Selbst Barbara Tuchman mag bei „The March of Folly“ zwar bei ihrer These, die Dummheit sei die zeitübergreifende Konstante der Historie, schiefgelegen haben: aber ein Konzept, das die Stoffmassen organisierte, hatte sie.
Simon Sebag Montefiore präsentiert nun „Die Welt – Eine Familiengeschichte der Menschheit“. Das sind zwei Faktoren, die erheblich auseinanderweisen, indem nämlich der eine aufs Große, der andere aufs Kleine und Private abzielt. Der Autor schreibt dazu in der Einführung: „Ich habe ein historisches Netz über die Welt geworfen, in das ich Parallelgeschichten von Familien aller Kontinente und aller Epochen verwoben habe, um dadurch die Entwicklung der Menschheit herauszuarbeiten: Es ist die Biografie vieler Menschen statt einer einzelnen Person.“
Aber das stimmt so nicht. Von den normalen Familien weiß dieser Historiker auch nicht mehr als seine Kollegen und Kolleginnen, denn deren Spur verliert sich in den Jahrhunderten. Er berichtet so gut wie ausschließlich von herrschenden Dynastien, die nun allerdings über die zurückliegenden 5000 Jahre ziemlich gut dokumentiert sind. In allen prädemokratischen Gesellschaftsformen (und manchmal selbst in den demokratischen) war immer neben und noch vor der Religion die Verwandtschaft das wichtigste Organisationsprinzip der Macht. Insofern bietet Montefiore nichts Neues, wenn er die Verwicklungen der Clans ins Zentrum stellt. Damit blockiert er jedoch zugleich jeden erweiterten Ausblick zugunsten der Klatschreportage. Was wir kriegen, sind Homestorys über die Promis von einst. Das ist manchmal recht unterhaltsam. Aber das Werk insgesamt regrediert damit von der Geschichtsschreibung zur Quelle.
In 23 „Akten“, deren übergroße Anzahl bereits anzeigt, dass Montefiore nicht weiß, wie man einen Stoff, wenn schon nicht originell, so doch wenigstens dramatisch zurichtet, haben ihren Auftritt unter anderem: Nubier und Assyrer; Han und Caesaren; Sing, Fujiwara und Chola; Inkas, Habsburger und Medici; Nehrus, Maos und Suns, Mafiosi, Haschemiten und Albaner; Trumps und Xis, Sauds, Assads und Kims – immer ein bisschen was von allem, und immer gerade so knapp, dass nichts wirklich Gestalt gewinnt. Das Buch ist viel zu lang und viel zu kurz in einem: zu lang, weil es 1500 großformatige Seiten umfasst; zu kurz aber auch, weil nichts und niemand den nötigen Raum erhält, um zu atmen und zu erscheinen. Das Personenregister, das 48 Seiten und schätzungsweise 4000 Namen zählt, gleich einem Telefonbuch. Es wimmelt einfach bloß.
Bei Montefiore hört sich Historie so an: „Daraufhin floh Pompeius nach Ägypten, wo er gerade den zwölfjährigen Ptolemaios XIII. und seine Schwester Arsinoe IV. als Herrscher anerkannt hatte, die sich mit ihrer herrischen Schwester Kleopatra VII. zerstritten hatte. Doch die Höflinge des Kindkönigs ermordeten den Feldherrn angesichts der neuen Lage und trachteten auch Kleopatra nach dem Leben.“
Das ist nicht falsch, aber es führt nicht weit; und zwar noch nicht einmal zu der in Aussicht gestellten Familiengeschichte, denn was bitte waren das für Geschwister? Von der Passion Jesu weiß Montefiore das Folgende zu vermelden: „Nachdem es während des Passahfestes im überfüllten Jerusalem zu Unruhen gekommen war, ließ Pilatus den unbequemen Jesus mit Billigung der Tempeloberen auf einem Hügel vor der Stadt kreuzigen.“ Das ist wie die parodistische Kurzfassung von Schillers „Taucher“: Gluck, gluck, weg war er.
Historische Perspektive ist Montefiores Sache nicht. Seine Akteure reduziert er gerne auf eine einzige Eigenschaft: der Volkstribun Clodius, Ciceros Todfeind, ist ein „Tunichtgut“, Cicero seinerseits „selbstgerecht“, die Juden, die sich gegen die römische Herrschaft erheben, sind „aufmüpfig“. Das muss reichen. Unverzagt entbindet er vergangenen Erfahrungen goldene Maximen für alle Zeiten. Manchmal kann das auch witzig sein: „Wenn ein Herrscher nach seinem Lieblingsgericht benannt wird, ist das in der Regel ein Indiz dafür, dass die Dynastie in Schwierigkeiten steckt.“ Meistens aber fehlt Montefiore dieser transhistorische Humor, und dann schreibt er Sätze wie: „Der Untergang einer großen Stadt ist besonders erschütternd, denn mit ihr stirbt auch ein Teil von uns selbst.“ Wie wahr! Und wie entbehrlich.
Sehr zugutehält es sich der Autor, dass er auch die Rolle der so oft unterdrückten Frau ins rechte Licht rückt. Aber das führt nicht weiter. Denn stets handelt es sich um dynastisch begünstigte Vertreterinnen ihres Geschlechts. Und bei denen stellt sich für gewöhnlich heraus, dass sie allen Dünkel und alle Ressentiments ihrer Klasse teilen und, wo sie das Heft in die Hand bekommen, dieselben Schurkereien und Schlächtereien begehen wie ihre männlichen Verwandten auch. Warum um Himmels willen sollte eine „starke Frau“ etwas Besseres sein als ein starker Mann?
Um Geschichte zu schreiben, bedarf es Ernst. Es geht um Leben und Tod. Eigentlich noch mehr um den Tod als um das Leben. Montefiore, der alles mit einem Schmunzeln behandelt, scheint nicht zu fühlen, was es heißt, wenn ein Mensch gehäutet, gepfählt, gevierteilt wird, was in seinen Storys ständig passiert. Er zwinkert, wenn es anderen so richtig schlecht geht. Und das verdirbt einem beim Lesen dann doch etwas die Laune.
Verwandtschaft war
das Organisationsprinzip
der Macht
Historische Persönlichkeiten oder doch bloß Promis von einst? Richard Burton als Marcus Antonius und Elizabeth Taylor als Kleopatra 1963 im Film „Cleopatra“.
Foto: HA/imago/Cinema Publishers Collection
Simon Sebag
Montefiore: Die Welt. Eine Familiengeschichte der Menschheit. Klett-Cotta, Stuttgart 2023. 1534 Seiten, 49 Euro.
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»Allein das Studium des Inhalts [...] öffnet eine Wundertüte voller Weltfülle, die jedes Hirn appetitmachend in schwarze Ekstase versetzt.« Ulrich Holbein, Konkret, Ausgabe 08/2024 Ulrich Holbein Konkret 20240730