"Die Wiederkehr des Neuen" versammelt Aufsätze von Beat Wyss aus drei Jahrzehnten, darunter viele längst vergriffene Texte zur deutschen Ästhetik und Mentalitätsgeschichte. Die aus einer Vielzahl von Arbeiten getroffene Auwahl will einen Überblick über ein inhaltlich und methodisch weitgespanntes, häufig von Philosophie und Literatur angeregtes essayistisches Werk, geben. Im Blick auf die klassischen Felder der Kunstgeschichte ist der "wyssenschaftliche" Ausgangspunkt stets die Gegenwart und ihre ästhetischen Erfahrungen gewesen. Einen Schwerpunkt bildet hierbei die Auseinandersetzung mit den Avantgarden der Moderne seit dem 19. Jahrhundert und dem Paradigmenwechsel in der "Nach-Moderne". Mit einigen jüngeren Beiträgen zur Thematik des "Pictorial Turn" öffnet sich Beat Wyss explizit zeitgenössischen Diskursen und erinnert damit an die Prozessualität und Unabschließbarkeit des kunsthistorischen Denkens.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Selbst bei akademischen Themen zur Kunstgeschichte könne man bei Beat Wyss mit überraschenden Gedanken rechnen, zeigt sich Rezensentin Edith Krebs beeindruckt. Sein eigentliches Metier sei hingegen der aktuelle gesellschaftliche Kontext von Kunst- und Alltagsphänomen. Hier attestiert die Rezensentin einen "flotten" Stil, zugleich aber auch eine Neigung zur apodiktischen Formulierung. Der erste Teil der Anthologie präsentiere Aufsätze zur frühen Moderne und ihrem politischen Umfeld, zu Oskar Schlemmer, Willi Baumeister oder der amerikanischen Kulturpolitik während des Zweiten Weltkrieges. Der zweite Teil erinnert die Rezensentin an Roland Barthes' "Mythen des Alltags", wenn Beat Wyss über Mode, Körperkultur oder das Verschwinden des Dandys schreibe. Zurückhaltend sei Wyss' Haltung in einem Artikel zur Flick-Collection, wo er auf die gleichermaßen gewaltsam angeeigneten Kunstschätze Venedigs verweise. Im letzten Teil seien kunsthistorische Aufsätze im engeren Sinne gesammelt, zu Alois Riegel, Erwin Panofsky oder etwa zur Geschichte des Denkmals.
© Perlentaucher Medien GmbH
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