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Aufklärung und Entmythologisierung haben die Engel als infantile Spielerei, als magisch-mythische Verirrung des Geistes abgetan. Von der heutigen Theologie eher stiefmütterlich behandelt, haben die Engel jedoch gerade in der Kultur der Moderne teils spielerische Frische, teils tiefen religiösen Ernst zurückgewonnen. In zeitgenössischer Kunst, Philosophie Wächter der Humanität, als Mahner gegen deren Gefährdung. Engel begegnen uns aber auch im Kinofilm, wo sie und andere Außerirdische für Unterhaltung und Zerstreuung sorgen, oder in der Werbung, wo sie Glück und Wohlbefinden verheißen, zum Kauf angepriesener Produkte animieren.…mehr

Produktbeschreibung
Aufklärung und Entmythologisierung haben die Engel als infantile Spielerei, als magisch-mythische Verirrung des Geistes abgetan. Von der heutigen Theologie eher stiefmütterlich behandelt, haben die Engel jedoch gerade in der Kultur der Moderne teils spielerische Frische, teils tiefen religiösen Ernst zurückgewonnen. In zeitgenössischer Kunst, Philosophie Wächter der Humanität, als Mahner gegen deren Gefährdung. Engel begegnen uns aber auch im Kinofilm, wo sie und andere Außerirdische für Unterhaltung und Zerstreuung sorgen, oder in der Werbung, wo sie Glück und Wohlbefinden verheißen, zum Kauf angepriesener Produkte animieren.
Autorenporträt
Dr. Markwart Herzog ist Religionsphilosoph und Wissenschaftlicher Bildungsreferent der Schwabenakademie Irsee.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2002

Bilder einer Aufstellung
Erste Halbzeit: Warum es keine guten Fußballfilme gibt
Das Dilemma des Fußballfilms besteht in einer unerfüllbaren Anforderung an die Darsteller: Sie müssen gleichzeitig ausgebildete Schauspieler und Erstligaprofis sein. Was immer ein Regisseur bei der Besetzung vorzieht, die mimische oder die sportliche Kompetenz: Scheitern wird die Glaubwürdigkeit der Figuren entweder bei den Spielszenen oder in den Dialogen dazwischen. Beim sportlichen Talent endet jedes „Method Acting”. Schauspieler können ins Kloster oder in die Psychiatrie gehen, um sich auf eine Rolle vorzubereiten, aber die Illusion, ein Fußballer zu sein, lässt sich durch keinen Crash-Kurs erzeugen.
Der Filmhistoriker Ulrich von Berg beschäftigt sich in dem Sammelband „Fußball als Kulturphänomen” mit der Frage, warum es in der Geschichte des Kinos kaum einen gelungenen Fußballfilm gegeben hat. Die Antwort hat damit zu tun, dass die Integration realistischer Spielszenen in die Handlung so gut wie unmöglich ist. Mit Grausen erinnern wir uns an die Serie „Manni, der Libero” aus den Achtzigern, als der ungelenke Tommi Ohrner nur deshalb durch die Abwehr des Gegners dribbeln konnte, weil alle Verteidiger wie vom Schlag getroffen umfielen. Auch die Alternative, Fernsehbilder authentischer Spiele mit nachgedrehten Nahaufnahmen der Filmfiguren zu kombinieren, sorgt für eine unglaubwürdige Vermischung von Wirklichkeit und Fiktion: Sosehr ist das Auge des Zuschauers durch regelmäßigen Fußballkonsum geschult, dass der Betrug nach der ersten Ballberührung des vermeintlichen Mannschaftskollegen auffällt.
Wie hat die Dramaturgie von Fußballfilmen auf diese Grundproblematik des Genres reagiert? Gibt es, wie die jüngeren Produktionen zeigen, nichts als die unbefriedigende Möglichkeit, das Spiel selbst vollkommen auszusparen? Ulrich von Berg entdeckt allerdings einige fast vergessene Beispiele, in denen die Szenen innerhalb und außerhalb des Stadions tatsächlich eine Synthese eingehen, etwa den englischen Film „The Great Game” von 1930, in dem sich ein Spieler von Arsenal London als talentierter Hauptdarsteller erweist, oder das deutsche Äquivalent „Das große Spiel”, mit Sepp Herberger als Co-Regisseur. Bereits die personelle Durchdringung von Film- und Fußballwelt zeigt hier an, dass auf ein ungewöhnliches Maß an Authentizität Wert gelegt wurde (auch wenn die reaktionäre Botschaft des 1941 gedrehten Films diese Innovationen in den Hintergrund drängt).
In dem Maße, in dem der Fußball zum bestimmenden Ereignis des Fernsehens geworden ist, haben sich Spielfilme aber kaum mehr an seine Darstellung gewagt. Es scheint, als wären alle Perspektiven besetzt, als gäbe es keinen Platz mehr für die Fiktionalisierung eines Sports, der bereits vom journalistischen Genre bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet ist. Auch aus diesem Grund bleibt der Fußball das undankbarste Sujet für den Spielfilm: Sein dramaturgisches Potenzial entfaltet sich von selbst, muss einfach nur abgefilmt werden. Das Spiel zu inszenieren wäre nichts als bloße Verdoppelung; es hieße, Untertitel zu produzieren für einen Film in derselben Sprache.
ANDREAS BERNARD
MARKWART HERZOG (Hrsg.): Fußball als Kulturphänomen: Kunst – Kultur – Kommerz. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2002. 320 Seiten, 18 Euro.
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