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Künstler, Bauern, Taschendiebe: neun Erzählungen, die den Bogen von den Kriegsjahren bis zur Wende 1989 spannen. Mal dramatisch, mal heiter, oft abgründig, verzaubern sie den Leser mit der Magie südöstlicher Landschaften. Hans Bergel, der Autor großer Romane wie "Tanz in Ketten" oder "Die Wiederkehr der Wölfe", lotet durch seinen genauen Blick und mit emotionaler Wucht die Dimensionen der Menschlichkeit aus.

Produktbeschreibung
Künstler, Bauern, Taschendiebe: neun Erzählungen, die den Bogen von den Kriegsjahren bis zur Wende 1989 spannen. Mal dramatisch, mal heiter, oft abgründig, verzaubern sie den Leser mit der Magie südöstlicher Landschaften. Hans Bergel, der Autor großer Romane wie "Tanz in Ketten" oder "Die Wiederkehr der Wölfe", lotet durch seinen genauen Blick und mit emotionaler Wucht die Dimensionen der Menschlichkeit aus.
Autorenporträt
Hans Bergel, 1925 in Siebenbürgen geboren, lebt - in seinem Geburtsland aus politischen Gründen dreimal eingekerkert - seit 1968 in Bayern und Italien. Er ist Autor von zahlreichen Büchern. Neben erzählender Prosa bestimmen theoretische Schriften zu Kunst, Literatur und Kultur, Geschichte, Völkerkunde und -psychologie sein Werk. Dieses wurde vielfach ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.08.2011

Dampfende Wiesen
Schlichte Weisen: Hans Bergel erzählt aus Siebenbürgen

Von schwerwiegenden historischen Begebenheiten handeln die Geschichten in Hans Bergels Erzählungsband "Die Wildgans": von Krieg, Gefängnishaft und Deportation, von einem stalinistischen Schauprozess, von Flucht und Exil. Der Autor, der 1968 nach Deutschland ausreiste und viele Jahre Funktionär der siebenbürgischen Landsmannschaft war, versteht sich als Chronist, seine Geschichten (wie seine umfangreichen Romane) fußen auf historischen und autobiographischen Begebenheiten. Umso ärgerlicher, dass die altväterliche Sprache, in der erzählt wird, aus einem anderen Jahrhundert zu stammen scheint. Auch die Figuren treten nicht als ambivalente, zweifelnde und reflektierende Individuen auf, sondern als idealisierte und eindimensionale Musterbeispiele. Die Deutschen in Siebenbürgen sind tüchtig und ehrlich, alles, was sie anfassen, gelingt, während die Rumänen im besten Fall arglos, naiv und kreatürlich sind. Hinter dem siebenbürgischen Alltag walten die Gesetze der Tradition - Garantie von Anstand und Werten. Vollends in Verzückung gerät der Erzähler angesichts "der Morgen mit den Sonnenauf- und der Abende mit den Sonnenuntergängen über den vertrauten Bergrücken, der nach den Gewittern im Glühen der Augustsonne dampfenden Wiesen".

Fraglich, ob man Hans Bergel angesichts dieser schematischen Erzählungen "Siebenbürgens repräsentativsten Schriftsteller" (Ana Blandiana) nennen darf. Denn im Gegensatz zu seinen mit historischem Material überfrachteten Romanen wirken diese nicht nur karg, sondern geradezu ausgehöhlt. Vor dem knapp angedeuteten Hintergrund des Lagers erlebt der Erzähler ein amüsantes Abenteuer: In einer Baracke mit Taschendieben wird er zum "Lagertrottel" gekürt und dient dem ganzen Zigeunerclan als Trainingsobjekt. Das könnte ein interessanter Stoff sein, erführe man von den Figuren mehr als nur pauschale Lebensweisheiten. Überhaupt scheinen Bergel die konkreten und vielschichtigen Wahrnehmungen des Einzelnen nicht zu interessieren. In der Geschichte "Die Flucht oder Die Macht der Musik" verhilft der Erzähler zwar einer rumänischen Harfenistin zur Flucht, über die Grenze bringt er sie aber erst, als die Weltpolitik mitspricht und die Frau sich als Armenierin aus einer seit Generationen verfolgten Familie zu erkennen gibt.

Alles in diesen Geschichten ist vorhersehbar, jede Wendung, jede Pointe. Auch das jeweilige Finale mit seiner oft schlichten Moral. Überdies wird vieles romantisch verklärt, sogar der Schauprozess, dessen Opfer der Autor selbst war. Die rezitierten Gedichte der Angeklagten hätten einen reinigenden Sturm der Wahrheit durch den Saal fegen lassen, behauptet der Erzähler, der den Richtern ihre falsche Sprache "wie ein Schmutzkleid" abriss. Als wäre Sprache etwas, das man an- und ausziehen könnte, ohne die Haut mit abzuziehen.

NICOLE HENNEBERG

Hans Bergel: "Die Wildgans". Geschichten aus Siebenbürgen.

Verlag Langen Müller, München 2011. 175 S., kart., 14,95 [Euro].

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