Thekla schwimmt in offenen Gewässern, auch bei eisigen Temperaturen. Sie versteht es als ganzkörperlichen Erkenntnisprozess und versucht in der winterlichen Landschaft sich selbst und dem Verhältnis von Leib und Seele, Natur und Geist auf den Grund zu gehen. Während sie in das atemberaubend klare Wasser eintaucht und mit der Gewalt der Kälte umgeht, findet sie zu einem Gefühl von Freiheit und Autonomie. Dann begegnet sie einem entlaufenen Tiger.
Marion Poschmann gelingt es, Wahrnehmungen und Einsichten ihrer Figur im kunstvollen sprachlichen Ausdruck verschmelzen zu lassen, so wie sich in diesem höchst gegenwärtigen Text auch Milieustudie und Legende, Erzählung und Dichtung durchdringen. Freie und gebundene Verse gipfeln in einer modernen Adaption des Leichs, des mittelalterlichen, virtuos gereimten Meistergedichts.
Marion Poschmann gelingt es, Wahrnehmungen und Einsichten ihrer Figur im kunstvollen sprachlichen Ausdruck verschmelzen zu lassen, so wie sich in diesem höchst gegenwärtigen Text auch Milieustudie und Legende, Erzählung und Dichtung durchdringen. Freie und gebundene Verse gipfeln in einer modernen Adaption des Leichs, des mittelalterlichen, virtuos gereimten Meistergedichts.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Marion Poschmanns Protagonistin Thekla möchte beim Eisbaden "den Tiger suchen", hält Rezensent Jan Drees zu ihrem als "Verslegende" betitelten Buch fest, das ihm mehr wie ein gelehrt-poetischer Essay vorkommt. Ausführlich zitiert er aus Theklas Überlegungen und Erkenntnissen, die Poschmann anspielungsreich und fast visionsartig schillernd preisgebe. Der gesuchte Tiger wird irgendwann von der Metapher zum realen Ereignis, er hatte sich "gegen das Gitter gelehnt/und das Gitter gab nach." Drees lobt, wie die Autorin Bezüge beispielsweise zu Rilke aufnimmt, um einen "Kosmos aus verstreuten Einzelstücken" zu erschaffen, der Fragen von Natur, Befreiung und einer sich immer verändernden Dichtung aufwirft und dabei auch auf Poschmanns eigenen Bücher verweist. "Immer Flamme" ist diese Poetik, ruft der hingerissene Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Es geht ein starker Zauber aus von den ganz in unserer Gegenwart angesiedelten Themen dieser Verslegende, doch faszinierender noch ist Poschmanns kunstvolles Spiel mit der Sprache.« Herbert Wiesner WELT AM SONNTAG 20250406