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After World War I the German national economy entered a deep crisis marked by disagreements between various theories, opinions and "systems." With the end of the previously dominant Young Historical School economics failed to unite behind a single sustainable paradigm. Instead, there was a deeply split in the scientific community that offered no answers to the most pressing economic problems of the day. In this volume Roman Köster analyses this crisis, tracing the historical situation the national economy faced as well as the many attempts at overcoming the crisis. He also shows why these efforts were doomed during the Weimar Republic.…mehr

Produktbeschreibung
After World War I the German national economy entered a deep crisis marked by disagreements between various theories, opinions and "systems." With the end of the previously dominant Young Historical School economics failed to unite behind a single sustainable paradigm. Instead, there was a deeply split in the scientific community that offered no answers to the most pressing economic problems of the day. In this volume Roman Köster analyses this crisis, tracing the historical situation the national economy faced as well as the many attempts at overcoming the crisis. He also shows why these efforts were doomed during the Weimar Republic.
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Autorenporträt
Dr. Roman Köster vertritt z.Z. die Professur für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.01.2012

Kluge, aber gescheiterte Ärzte der Gesellschaft
Roman Köster rekonstruiert, wie die Nationalökonomen in der Weimarer Republik das volkswirtschaftliche Denken modernisierten
Zeiten ohne forciertes Krisengerede sind nur noch schwer vorstellbar. Ob weltpolitisch, ökologisch, systemisch oder ökonomisch – unsere moderne Welt muss durch die Brille ihrer publizistischen Kommentatoren als Krise in Permanenz verstanden werden. Da die Welt aber noch nicht untergegangen ist, darf man leise Zweifel an einer überstrapazierten Krisensemantik artikulieren. Dies gilt im Besonderen, wenn man den Vergleich mit einer Epoche riskiert, die wirklich für sich beanspruchen kann, fast alle nur erdenklichen Gefahrmomente und Krisenszenarien durchlebt und einem katastrophalem Ausgang zugeführt zu haben: die Zwischenkriegszeit.
Speziell für den Fall der Weimarer Republik drängt sich die Wahrnehmung einer multiplen „Krise ohne Alternative“ auf. Allerdings bliebe eine solche Sichtweise unhistorisch, denn sie verschenkt den Spielraum der Handlungsmöglichkeiten und Alternativen, vor denen die Zeitgenossen standen. Eine zentrale Kontroverse rankt sich um die Rolle, die der Weltwirtschaftskrise ab 1929 als auslösendes Moment für den Untergang der liberalen Demokratie zukommt. Daran haben auch die Befunde einer immer bunter werdenden Kulturgeschichte nichts ändern können.
Nach dem Untergang der Belle Époque im Ersten Weltkrieg standen der Kapitalismus und mit ihm der Liberalismus als Relikte des 19. Jahrhunderts zur Disposition. Allenthalben befand man sich auf der Suche nach neuen Wegen ökonomischer Planung und gesellschaftlicher Ordnung. Dem Staat wurden dabei eine Fülle zusätzlicher Aufgaben zugeschrieben, um Wohlfahrt, „Gemeinwirtschaft“ oder „Sozialisierung“ zu bewerkstelligen. Der Münchner Historiker Roman Köster hat es in seiner kenntnisreichen und tiefschürfenden Dissertation unternommen, die Modernisierungsversuche volkswirtschaftlichen Denkens im Rahmen einer Disziplingeschichte der Nationalökonomie eingehend zu analysieren. Kösters Darstellung entwickelt ihren Reiz aus der Verschränkung von wissenschaftshistorischen, methodischen und wirtschaftspolitischen Konfliktlagen. Es gelingt ihm, am Beispiel eines zunächst boomenden Modefachs – damals wollte man nicht „irgendwas mit Medien“, sondern eben die Wirtschaft studieren – die gesellschaftlichen Orientierungsnöte und Desintegrationserscheinungen neu zu erhellen. Eine jüngere Wissenschaftlergeneration trat selbstbewusst gegen das Erbe von Gustav Schmoller und der Historischen Schule an. Die Moderne, so Köster, konnte nicht mehr als „Prozess der Versittlichung und damit zunehmender Einheit, sondern als Verlust einer solchen“ beschrieben werden. Für das Verstehen, aber auch für die Gestaltung des Wirtschaftslebens bedurfte es der Theorie.
Die Nationalökonomie – man rufe sich die Namen Lujo Brentano, Werner Sombart, Edgar Salin, Joseph Schumpeter ins Gedächtnis – repräsentierte vor der Phase ihrer Ausdifferenzierung einen umfassenden Deutungsanspruch. So ist es unausweichlich, angesichts ihres eigenen Leistungsversprechens ein Scheitern zu diagnostizieren. Weder gelang es Nationalökonomen, eine Zauberformel für die wirtschaftliche Ordnung zu entwickeln, noch vermochte irgendein Wissenschaftler das Desaster der Weltwirtschaftskrise vorauszusehen.
Roman Köster informiert kompetent und pointiert über die großen Streitthemen der Zeit: die Frage der gesellschaftlichen Einbindung der Wirtschaft, die Konjunkturtheorie, die Debatte um Kartelle und Monopole sowie die Spekulation über eine Transformation des Kapitalismus. Er vermittelt einen klaren Eindruck von der Pluralität der vertretenen Positionen und vom vergeblichen Ringen um Einheit in einem Fach, das unter den gegensätzlichen „Weltanschauungen“ offenkundig in gleichem Maße litt, wie die Gesellschaft der Weimarer Republik als Ganzes. Bei Köster lässt sich die formative Phase des Ordo- und Neoliberalismus nachvollziehen wie die frühe Diskussion über „dritte Wege“. Frappierend bleibt, auf welche leichtfertige Weise die später zur Prominenz gelangten Vordenker der sozialen Marktwirtschaft wie Walter Eucken die politische Freiheit einem autoritären Wirtschaftsliberalismus zu opfern bereit waren. Es gab unter den Nationalökonomen nur wenige aufrechte Liberale, wie Gustav Stolper oder Moritz Julius Bonn, die sich in entschiedener Weise für die politische Freiheit einsetzten. Vergeblich, wie sich zeigte.
Mit Köster lassen sich Franz Oppenheimers originelle Entwürfe zu einem liberalen Sozialismus ebenso wiederentdecken wie Eduard Heimanns engagierte „Theorie eines sozialen Kapitalismus“. Aber auch die „modellhaften Zirkusveranstaltungen“ (Köster) des Ganzheitstheoretikers Friedrich von Gottl-Ottlilienfeld, dessen Rationalisierungseuphorie und enthusiastischer Fordismus ihm eine bruchlose Fortsetzung seiner Karriere im Nationalsozialismus ermöglichte, werden dem Leser nicht vorenthalten. Abgesehen von mancherlei Abstrusitäten, die der Autor mit Sinn für Ironie aufbereitet, lässt sich doch mit Köster belegen, dass die „Pauschalvorwürfe der Praxisferne die Nationalökonomie der Weimarer Republik eigentlich nicht“ zu treffen vermögen. Im Gegenteil, sie wollte eine praktische Wissenschaft sein und verstand sich als „ein Arzt der Gesellschaft“.
Es ist gut, dass sich Köster in seinen Schlussfolgerungen aus dem luhmannianischen Korsett seiner Methode befreit. Zwar hält sich seine Wissenschaftsgeschichte strikt an die Prämisse systemischer Selbstbeobachtung, denn die politikberatende und publizistische Resonanz der Wirtschaftswissenschaften spart Köster weitgehend aus. Seine Arbeit regt aber dazu an, den Einfluss ökonomischen Denkens auf politische Konzeptionen und politisches Handeln in Zukunft genauer zu betrachten. Erst dann ist zu klären, ob es sich wirklich um eine „Wissenschaft der Außenseiter“ handelte. Davon abgesehen findet sich in ihr dank des hohen Niveaus, das die damalige Reflexion der weltwirtschaftlichen Existenzkrise auszeichnete, noch manche Erkenntnis, um über die politische Einhegung des Kapitalismus auch gegenwärtig produktiv nachzudenken.
JENS HACKE
ROMAN KÖSTER: Die Wissenschaft der Außenseiter. Die Krise der Nationalökonomie in der Weimarer Republik (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Band 198). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011. 364 Seiten, 56,95 Euro.
Praxisferne kann man
diesen Wissenschaftlern jedenfalls
nicht vorwerfen
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jens Hacke kann die Dissertation von Roman Köster über die Wirtschaftswissenschaft in der Weimarer Republik gar nicht genug für Tiefgang, Kenntnisreichtum und kluge Analyse loben, und er fühlt sich gut informiert über die unterschiedlichen Strömungen der Nationalökonomie der Zeit. Den besonderen Vorzug dieser Studie sieht der Rezensent in der Verknüpfung von "wissenschaftshistorischen, methodischen und wirtschaftspolitischen Konfliktlagen". Der Autor legt verständlich und spannend die "großen Streitthemen" der Zeit dar und zeigt unter anderem, wie etwa Pioniere der sozialen Markwirtschaft wie Walter Eucken später ohne Schwierigkeiten auch im Nationalsozialismus weiter machen konnten, lobt Hacke. Ganz besonders gefesselt aber hat den Rezensenten Kösters Darlegung des Einflusses wirtschaftlicher Ideen auf politisches Handeln, und hier sieht der sehr eingenommene Rezensent auch das Potential des Buches, zur gegenwärtigen Krise etwas beizusteuern.

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