Sie begegnen sich in einem Landbus: die verwitwete Bäuerin Tati Couderc und der 28jährige Jean, der gerade nach fünf Jahren aus dem Knast entlassen wurde und jetzt Arbeit und eine Bleibe sucht. Die 45jährige Witwe, die ihren stocktauben Schwiegervater im Haus hat, nimmt ohne Bedenken den
heruntergekommenen Sohn aus besserem Hause bei sich auf und bietet ihm freie Kost und Logis an, dazu ab und an…mehrSie begegnen sich in einem Landbus: die verwitwete Bäuerin Tati Couderc und der 28jährige Jean, der gerade nach fünf Jahren aus dem Knast entlassen wurde und jetzt Arbeit und eine Bleibe sucht. Die 45jährige Witwe, die ihren stocktauben Schwiegervater im Haus hat, nimmt ohne Bedenken den heruntergekommenen Sohn aus besserem Hause bei sich auf und bietet ihm freie Kost und Logis an, dazu ab und an ein wenig Geld.
Die beiden verstehen sich ohne große Worte und so entwickelt sich zwischen ihnen ein engeres Verhältnis. Jean geht Tati bei der Arbeit im Haus und im Stall zur Hand, er bedient die Schrotmühle oder füttert die Schweine. Zunächst schläft er in einer eisernen Bettstatt auf dem Speicher, doch bald landet er in Tatis Bett. Die Witwe, die im Dorf als Einzelgängerin einen schweren Stand hat, trägt zwar auf ihren Schultern die ganze Verantwortung für das Haus, aber sie hat auch ihre schwachen Stunden.
Tati hat aber noch ein anderes Problem: Haus und Hof gehören ihrem trottligen Schwiegervater, so hat sie sich dem alten Couderc gelegentlich hingegeben, Das Auftauchen von Jean ruft natürlich die gesamte Schwiegerfamilie Couderc mit all ihrer Missgunst und Verlogenheit auf den Plan.
Mit den meisten Familienmitgliedern will Tati schon fertig werden, sie sind zwar hinterhältig aber dumm. Nur die junge Felice ist eine Gefahr für sie, denn Jean hat ein Auge auf die lebenshungrige Enkelin des alten Gouderc geworfen.
Langsam trennen sich die Wege von Tati und Jean. Während die den Hof weiter ausbauen will, holt ihn seine Vergangenheit immer mehr ein. Der Unterschlupf auf dem Lande kommt ihm vor wie die Flucht vor der eigenen Schuld. Schließ ist er ein Mörder, der nur durch das Geschick seines Anwalts mit einer geringen Gefängnisstrafe davongekommen ist. Schließlich kommt es zur unausweichlichen Tragödie.
Der Roman ist einer der bekanntesten Non-Maigret-Romane und wurde 1971 erfolgreich mit Simone Signoret und Alain Delon in den Hauptrollen verfilmt („Der Sträfling und die Witwe“). „Die Witwe Couderc“ erschien 1942 unter dem Originaltitel „La veuve Couderc“, während die deutsche Erstausgabe erst 1982 im Diogenes Verlag veröffentlicht wurde. Diese Übersetzung wurde jetzt für die neue Edition der „Ausgewählten Romane“ noch einmal überarbeitet.
Manfred Orlick