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William Grill entführt uns in seinem zweiten Bilderbuch in die überwältigenden Weiten New Mexicos. Er erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des Naturforschers Ernest Thompson Seton und seiner schwierigen Jagd auf ein Wolfsrudel im Currumpaw-Tal. Die Begegnung mit Lobo, dem schier unbezwingbaren Anführer des Rudels, veränderte Setons Sicht auf die Natur nachhaltig. Seton wurde ein Pionier der Naturpädagogik und war Mitbegründer der nordamerikanischen Pfadfinderbewegung. William Grills atemberaubende Buntstiftzeichnungen beeindrucken mit grandiosen Naturdarstellungen und überraschenden Perspektiven.…mehr

Produktbeschreibung
William Grill entführt uns in seinem zweiten Bilderbuch in die überwältigenden Weiten New Mexicos. Er erzählt die auf einer wahren Begebenheit beruhende Geschichte des Naturforschers Ernest Thompson Seton und seiner schwierigen Jagd auf ein Wolfsrudel im Currumpaw-Tal. Die Begegnung mit Lobo, dem schier unbezwingbaren Anführer des Rudels, veränderte Setons Sicht auf die Natur nachhaltig. Seton wurde ein Pionier der Naturpädagogik und war Mitbegründer der nordamerikanischen Pfadfinderbewegung. William Grills atemberaubende Buntstiftzeichnungen beeindrucken mit grandiosen Naturdarstellungen und überraschenden Perspektiven.
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Autorenporträt
William Grill, geboren 1990 in Südengland, hat Illustration an der Universität Falmouth studiert. Seine Illustrationen sind in verschiedenen Zeitungen und Magazinen erschienen, unter anderem in der »New York Times«. Er zeichnet am liebsten mit Farbstiften und findet Inspiration in der Natur. Sein Debüt »Shackletons Reise« war 2016 für den Deutschen Jugendliteraturpreis in der Kategorie Sachbuch nominiert und wurde 2015 mit der Kate Greenaway Medal ausgezeichnet. William Grill ist der jüngste Gewinner dieses renommierten Preises der letzten 50 Jahre.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2017

Der mit dem Wolf fühlt
William Grill schildert eine erfolgreiche Jagd und die Nachdenklichkeit danach

Wie erzählt man angemessen von Tieren? Ist es möglich, ist es überhaupt statthaft, ihnen in literarischen Geschichten Persönlichkeit zuzugestehen, ohne sie allzu sehr zu vermenschlichen? Ein Blick in die Kinderbuchprogramme unserer Zeit zeigt, wie berechtigt die Frage auch heute noch ist - zumal, wenn die Tiere nicht unter sich bleiben, sondern mit Menschen kommunizieren: Manchen Autoren, manchen Verlagen hätte man eine sorgfältigere Antwort gewünscht. Vor über hundert Jahren ist diese Frage mit großer Beharrlichkeit in Nordamerika diskutiert worden: Gleich ein paar Jahre lang hat die "Nature Fakers Controversy", entfacht im Jahr 1903, die Gemüter erregt, sogar Präsident Roosevelt hat sich eingeschaltet.

Eines der vieldiskutierten Bücher der Kontroverse war "Wild Animals I Have Known" von Ernest Thompson Seton aus dem Jahr 1898, eine Sammlung von Tiergeschichten, deren erste, "Lobo, der Wolf", 1962 sogar zur Grundlage eines Walt-Disney-Films wurde. Jetzt hat der britische Illustrator William Grill sie in einem Bilderbuch "Die Wölfe von Currumpaw" nacherzählt. Anders als im Disney-Film, der den Wolf als Welpen vorstellt und später als Leitwolf die schmerzliche Erkenntnis gewinnen lässt, dass sein Rudel nur die Flucht vor den Menschen retten kann, bleibt Grill nah bei Setons Schilderung. Der Naturforscher, -schriftsteller und -maler hatte mit der Wolfsjagd einige Erfahrung und war deshalb 1893 nach New Mexiko gerufen worden, wo ein kleines, aber äußerst gewitztes Wolfsrudel jahrelang die Viehbestände dezimiert, die Cowboys zur Verzweiflung getrieben und schon einige Jäger und Fallensteller genarrt hatte, die sich vom stattlichen, auf den Leitwolf Lobo ausgesetzten Kopfgeld hatten locken lassen.

Seton machte sich mit der Gegend vertraut, mit den Eigenheiten des Wolfsrudels und den Gewohnheiten ihres Anführers. Er erkannte, dass Lobo einem einzigen Wolf gestattete, seiner Neugier nachzugeben, statt sich dem vorsichtigen und erfahrenen Leitwolf beständig unterzuordnen. Er schloss, dass es sich um eine Wölfin handeln musste, vermutlich um Lobos Gefährtin, sah in dieser Blanca die Schwachstelle des Rudels und stellte eine Falle, die einzig für sie gedacht war.

Wenn Seton von Trauer und Wut, Stolz und Sterben der Tiere schreibt, dann wird deutlich, dass es menschliche Zuschreibungen sind, deren tierische Entsprechungen wir nur annehmen können: Er bleibt auf Distanz.

William Grills eigenwilliger Zeichen- und Erzählstil scheint dazu auf den ersten Blick vorzüglich zu passen. Schon mit seinem ersten Bilderbuch, "Shackletons Reise" (F.A.Z. vom 2. November 2015), hatte er ein großes menschliches Abenteuer mit einer schönen Mischung aus Lakonie und Akribie jungen Lesern von sieben Jahren an vorgestellt. Hatte er damals alle neunundsechzig Schlittenhunde der Antarktis-Expedition mit dickem Buntstift einzeln gezeichnet und vorgestellt, sind es jetzt 130 Wolfsfallen, wochenlange Naturerkundungen oder ausgeklügelte Vorbereitungen, mit denen Grill Seite um Seite füllt. Mal sind es vierzehn briefmarkengroße Einzelbildchen, mit denen er die Geschichte forterzählt, mal ruht die Handlung in doppelseitigen Zeichnungen von eindringlicher Schönheit und ungewöhnlicher Perspektive. Die Mühen der Jagd, die vielen Fehlversuche, der Fintenreichtum der Wölfe finden in diesen Bildern ebenso eine Entsprechung wie die Bereitschaft des Jägers, seinem Gegner, aber auch der Natur insgesamt Respekt zu zollen.

Statt wie Ernest Thompson Seton den grausamen Tod von Blanca zu schildern, setzt William Grill eine Bildzeile mit fliegendem Lasso, einer Schraffur von Schwarz und Braun und schließlich einer schwarzen Fläche ein. Den Tod Lobos hingegen, der unvorsichtig geworden war, gefangen und in Ketten gelegt wurde, hält er in aller Eindringlichkeit fest: Die erste Nacht in Gefangenschaft verharrt er stumm und reglos, den Blick auf die Prärie gerichtet. Am Morgen sieht Seton, dass der Wolf in dieser Haltung gestorben ist. Das Leben jedes wilden Tieres habe ein tragisches Ende, stellt Seton im Vorwort zu "Wild Animals I Have Known" lapidar fest. Wenn es der Mensch ist, der es tötet, mag das stimmen.

Textlich kann Grill seiner geschickten zeichnerischen Balance wenig entgegensetzen. Mit der Entscheidung, aus dem Erfahrungsbericht, von Seton selbst in der ersten Person gehalten, eine Nacherzählung zu machen, die den menschlichen Helden erst auf Seite 24 vorstellt, löst er die Geschichte aus der Unmittelbarkeit des Erlebens. Mit der Entscheidung, der eigentlichen Geschichte noch drei Doppelseiten mit Schilderungen von Setons Einsichten, seinem späteren Schaffen als Naturschützer und Mitbegründer der amerikanischen Pfadfinder sowie dem allgemeinen Schicksal der Wölfe folgen zu lassen, rückt er eine große Erzählung in allzu große Distanz - schwer erreichbar selbst für diejenigen jungen Leser, die sich bislang geduldig durch die Bilder gearbeitet haben: "Biologen, Schriftsteller und Umweltschützer wurden durch Setons Werk angeregt, seinem Beispiel zu folgen und sich auf ihre eigene Weise für die Wölfe einzusetzen", heißt es da ebenso unbeteiligt wie unbeholfen.

Im Vorwort zu seiner Geschichtensammlung hält Ernest Thompson Seton die Überzeugung fest, Tiere seien Lebewesen mit Bedürfnissen und Gefühlen, die sich nur in Nuancen von den unseren unterschieden. Wie ungewohnt diese Haltung zu seiner Zeit gewesen sein musste, zeigte kurz darauf die "Nature Fakers Controversy". William Grill indes hätte sich knapp hundertzwanzig Jahre nach Erscheinen des Buchs den Gefühlen nicht nur der Tiere, sondern auch der Menschen, von denen er erzählt, ruhig weiter nähern können.

FRIDTJOF KÜCHEMANN

William Grill: "Die Wölfe von Currumpaw"

Aus dem Englischen von Harald Stadler. NordSüd Verlag, Zürich 2017. 88 S., geb., 20,- [Euro]. Ab 7 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.08.2017

Lobo,
der Wolfskönig
William Grill zeichnet die Story
der „Wölfe von Currumpaw“
Über Wölfe wird wieder heiß diskutiert, seit sich nach dem Mauerfall 1989 auch diesseits von Oder und Neiße diese in Deutschland so gut wie ausgerotteten Raubtiere erneut blicken lassen und inzwischen sogar in Rudeln leben. Jedes gerissene Schaf ruft allerdings alte Hassreaktionen bei Hirten und Besitzern hervor, Ängste, dass Wölfe Menschen anfallen könnten, werden geschürt. Doch auch die Faszination lebt: an ihrer Ausdauer, Jagdintelligenz und ihrem sozialen Leben.
William Grill erzählt in „Die Wölfe von Currumpaw“ eine Geschichte, in der sich das Feindbild vom bösen Wolf in eines verwandelt, das dem wilden Tier gerecht werden will. Ernest Thompson Seton (1860 – 1946), einer der ersten Wildlife-Erkunder und Schriftsteller von Tiergeschichten, außerdem Mitbegründer der amerikanischen Pfadfinderbewegung, erlebt seine eigene Verwandlung in der Begegnung mit Wolfskönig Lobo. Der passionierte Jäger und Fallensteller wird durch die exemplarische Erfahrung mit Lobo zum Mann, der ökologische Zusammenhänge zu verstehen beginnt und daher für den Schutz der Grauwölfe eintritt, weil sie in der Nahrungskette der Natur eine wesentliche Rolle spielen.
Seton hatte die Erzählung über Lobo aufgeschrieben, nachdem er diesen fabelhaft listigen, allen Fallen entkommenden, ja, sie sogar aufdeckenden Wolf in New Mexico nach vielen vergeblichen Versuchen doch zur Strecke brachte. Doch zuvor hat er Blanca, die hübsche weiße Wölfin und Lobos Liebe, gefangen. Der Wolfskönig wird im Kummer und auf der Suche nach Blanca unvorsichtig und schließlich wird er erwischt. Seton tötet ihn nicht, sondern nimmt ihn mit. Lobo aber stirbt an gebrochenem Herzen. Tatsächlich hat Seton danach nie wieder einen Wolf gejagt.
Grill gelingt es in seinen Bildern, nicht nur die Weiten New Mexicos und das Cowboyleben einfach, prägnant und anschaulich zu zeichnen, sondern auch die Wölfe und ihr Treiben leichthändig einzufangen. Wieder, wie schon im Buch über den Polarforscher Shackleton und seine Expedition, schafft er Bilder mit kleinteilig schildernden Serien, etwa wie Lobo und sein Rudel ein Kalb reißen oder wenn Seton nach langem Warten und Suchen plötzlich neben Lobos Fährte die von Blanca entdeckt. Jener Hauch menschelnder Sentimentalität, der in Setons Originaltext mitschwingt, bleibt in Grills knappen Zeichnungen wohltuend gebannt. Doch die so heroische wie traurige Geschichte des Wolfskönigs Lobo berührt allemal. (ab 13 Jahre)
HARALD EGGEBRECHT
William Grill: Die Wölfe von Currumpaw. Aus dem Englischen von Harald Stadler. NordSüd Verlag, Zürich 2017. 80 Seiten, 20 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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